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Der Kommentar Flamme erloschen

In San Francisco wird die olympische Flamme wohl auch keinen Triumphzug erleben, so wenig wie es ihn in London und Paris gegeben hat. Diese Flamme leuchtet nicht mehr, jedenfalls nicht für Olympia. Aber stärker als je zuvor ist in ihrem Schein das Schicksal des tibetischen Volkes beleuchtet worden.

Erst die Demonstranten in London und Paris konnten den IOC-Präsidenten Jacques Rogge aus seiner Sprachlosigkeit erlösen und zu der Aussage bewegen, er sei über die Vorgänge in Tibet "sehr besorgt". Das klang geradezu hart, gemessen an der wachsweichen Resolution, in der sich die Vereinigung der Olympischen Komitees gegen einen Missbrauch der Spiele zu politischen Demonstrationen wandte und China das "Vertrauen" aussprach, den Konflikt in Tibet zu lösen. Was vom Areopag der olympischen Funktionäre letzthin zu hören war, ist zumeist eine Mischung von Heuchelei (der Sport und die Politik sind zu trennen) und Liebedienerei (wir nehmen teil, egal was passiert).

Weniger als einen Missbrauch der Spiele befürchten viele Sportler offenbar, dass sie missbraucht werden, nämlich als Staffage für eine Veranstaltung, mit der sich China einen Anschein von Modernität und Offenheit geben will, der in schreiendem Gegensatz zu seinem Vorgehen in Tibet, gegen religiöse Gruppen, Menschenrechts- und Umweltaktivisten steht. Sportler denken daran, dem Eröffnungsspektakel fernzubleiben. Politische Demonstrationen verbietet ihnen die Olympische Charta. Dass Abwesenheit schon Demonstration ist, sagt sie nicht.

Quelle: ntv.de

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