Zwischenruf Guten Appetit, Frau Merkel!
11.11.2007, 16:05 UhrLiebe geht durch den Magen. Politische Freundschaften auch. Misst man die Wertschätzung Angela Merkels für George W. Bush und umgekehrt an der Opulenz der Mahlzeiten während der Besuche beim jeweils anderen, dann schneidet die Bundeskanzlerin unvergleichlich besser ab. 2006 gab’s im Gasthaus "Zu den Linden" im pommerschen Trinwillershagen immerhin ein ganzes Wildschwein. Der US-Präsident hatte auf seiner Prairie Chapel Ranch im texanischen Crawford für seinen deutschen Gast gerade mal Rinderfilet und Hamburger übrig.
Misst man den Privatgipfel nun an seinen Ergebnissen, dann fällt einem die frappierende Ähnlichkeit mit den servierten Speisen auf: Beide waren recht mager. Zwar hat der Chef des Weißen Hauses ein Bekenntnis zu einer diplomatischen Lösung des Atomstreits mit dem Iran abgelegt. Damit hat er der militärischen Option aber keineswegs abgeschworen. Diese Gefahr ist nach der Visite der Kanzlerin nicht kleiner geworden. Eine entsprechende Warnung war von Frau Merkel nicht zu hören. Da war Außenminister Frank Walter Steinmeier vor ein paar Tagen auf dem SPD-Parteitag in Hamburg erheblich mutiger, als er Bushs Schwadronieren von einem dritten Weltkrieg kritisierte.
Weder Klimaschutz noch UN-Sitz
Auch beim Steckenpferd der Bundeskanzlerin mochte der US-Präsident nicht einlenken. Klimaschutz heißt bei George W. Bush immer noch "Mein Auto fährt auch ohne Wald". Unverändert auch dessen Position zu Berlins Forderung nach einem ständigen Sitz im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Selbst auf den Kompromiss, Deutschland auf zehn Jahre sozusagen zu einem semipermanenten Mitglied des Gremiums - ohne Vetorecht - zu machen, mochte er sich nicht einlassen. Wer weiß, ob demnächst nicht wieder so ein sperriger Typ wie Gerhard Schröder ins Kanzleramt einzieht, mag sich Bush gedacht haben. Oder gar eine rot-rot-grüne Koalition das Sagen haben wird. Die USA unterstützen lediglich Japans Forderung nach Aufnahme in den erlauchten Kreis der Vetomächte. Das ist eine sichere Bank, denn die Washington stets wohlgesonnene Liberaldemokratische Partei in Tokio dürfte wohl noch längere Zeit an den Schalthebeln der Macht sitzen.
Vielleicht sollte Angela Merkel George W. Bush bei einer nächsten Gelegenheit Sushi und Sake kredenzen. In diesem Sinne: Enjoy your meal, Frau Bundeschancellor!
Quelle: ntv.de