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Legendäres Flüchtlingsschiff Kommandant der "Exodus" gestorben

Der Kommandant des legendären Schiffes "Exodus", das trotz einer britischen Blockade versuchte, Überlebende des Holocaust nach Haifa zu bringen, ist in Tel Aviv gestorben. Jossi Joel Hamburger wurde 90 Jahre alt. Die Geschichte des Schiffes erhielt Weltruhm durch den gleichnamigen Roman von Leon Uris und den danach gedrehten Film.

Hamburger, der sich später in Harel umbenannte, wurde 1919 in Jerusalem geboren. Seine Familie war schon im 19. Jahrhundert nach Palästina ausgewandert und lebte im jüdischen Viertel Jerusalems.

1946 kaufte die zionistische paramilitärische Organisation Haganah einen umgebauten Ausflugsdampfer, die "President Warfield". Das Schiff wurde umbenannt, nach dem 2. Buch Mose: "Exodus - Der Auszug des jüdischen Volkes aus der Sklaverei in Ägypten". Die "Exodus" startete mit 4.515 Passagieren im französischen Ste. Die Fahrt wurde vom britischen Geheimdienst überwacht und von fünf Kreuzern begleitet.

Vor Haifa wurde die "Exodus" von der britischen Marine aufgebracht. Es kam zu heftigen Kämpfen. Drei Menschen an Bord des Flüchtlingsschiffs starben, viele wurden verwundet, darunter auch Frauen und Kinder.

Zurück nach Deutschland

Am 18. Juni 1947 gelangte das Schiff mit Hamburger am Steuer dennoch nach Haifa. Aus Rücksicht auf die Araber versuchte die britische Mandatsmacht, die jüdische Masseneinwanderung nach Palästina zu verhindern. Selbst Holocaustüberlebende wurden nicht ins Land gelassen.

Im Hafen von Haifa wurden die Passagiere auf drei britische Gefangenenschiffe verladen und zurück nach Frankreich geschickt. Obwohl die Situation an Bord menschenunwürdig war, weigerten sich die meisten Passagiere drei Wochen lang, die Schiffe zu verlassen. Die französische Zeitung "L'Humanit" sprach vom "schwimmenden Auschwitz". Die Schiffe stachen dennoch wieder in See. Am 8. September 1947 erreichte das erste Schiff mit Passagieren der "Exodus" den Hamburger Hafen.

"Dass die sich überhaupt bewegen konnten, Menschen so grau, so blass, so aschfahl waren, die sich benahmen wie Traumwandler, sich marionettenhaft bewegten, die einfach nicht begreifen konnten, was da passierte", schrieb damals Ralph Giordano, der als Journalist Zeuge der Ankunft des Schiffes in Hamburg war.

Die Passagiere wurden mit Güterzügen in die Lager Pöppendorf und Am Stau bei Lübeck gebracht. Die Welt reagierte entsetzt, die britische Regierung musste die Flüchtlinge wieder freilassen. Viele schlugen sich von Norddeutschland aus erneut nach Palästina durch. "Der Staat Israel wurde auf der 'Exodus' geboren", urteilte der israelische Autor Joram Kanjuk, der die Geschichte von Kapitän Hamburger aufschrieb. "Ein knappes Jahr, bevor er offiziell ausgerufen wurde."

Quelle: ntv.de

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