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Israelische Bombay-Opfer Kontroverse um Leichen

Eine israelische Militärmaschine hat in der Nacht zum 2. Dezember die sechs Leichen der in Bombay ermordeten Israelis und Juden anderer Nationalitäten nach Israel gebracht. Sie sollen dort begraben werden.

Der Flug und die Rückbringung der Leichen sind von Skandalen begleitet. Das Flugzeug mit Ärzten, Diplomaten und Spezialisten für die Identifizierung der Toten konnte nur mit mehrstündiger Verspätung von Israel nach Indien starten. Jemand hatte vergessen, die notwendigen Einreisevisa nach Indien zu besorgen.

Der Fall Rabinovich

Während die israelische Regierung die in Bombay ermordeten Menschen per Kabinettsbeschluss als Terroropfer anerkannt hat, was eine entsprechende Rente für die Hinterbliebenen bedeutet, gehen die in Israel lebenden Angehörigen von Norma Shvarzblat Rabinovich leer aus. Rabinovich war Mexikanerin. Einen Tag nach ihrer Ermordung bei dem Terroranschlag in Bombay wollte sie nach Israel fliegen und einwandern. Als Jüdin hätte sie am Flughafen die israelische Staatsbürgerschaft erhalten.

Israelische Medien bezichtigen die israelischen Behörden einer "hartherzigen Bürokratie", weil sie Rabinovich nicht als israelisches Terroropfer anerkennen. Auf Wunsch der Kinder soll sie in Jerusalem begraben werden. Zeev Bielsky, der Vorsitzende der Jewish Agency, der nicht-staatlichen Einwanderungsbehörde, versprach, den drei in Israel lebenden Kindern mit amerikanischen Spendengeldern zu helfen.

Der Fall Teitelbaum

Ein umgekehrtes Problem haben die Angehörigen des ebenfalls in Bombay ermordeten Aryeh Leib Teitelbaum. Der amerikanische ultraorthodoxe Jude gehörte der Sekte der Satmer-Chassiden an, scharfe Gegner der weltlich-jüdischen Nationalbewegung, des Zionismus. Die Satmer-Chassiden erkennen den Staat Israel nicht an, weil der jüdische Staat ohne Gottes Segen schon vor der Ankunft des Messias gegründet worden sei.

Wie der israelische Pressedienst Ynet und der Rundfunk meldeten, forderte Teitelbaums Familie vom Staat, "sich nicht in sein Begräbnis einzumischen". Ein Mitglied der Familie erklärte: "Ein zionistisches Begräbnis für einen Satmer-Chassiden würde die Ehre des Toten entweihen." Entsprechend forderte die Familie, dass sein Sarg bei der Empfangszeremonie auf dem Flughafen von Tel Aviv nicht mit einer israelischen Flagge verhüllt werde und dass kein Regierungsvertreter am Begräbnis teilnehme.

Der Fall Samuel

Auch Sandra Samuel, die indische Köchin des Gemeindezentrums, wurde nach Israel ausgeflogen. Samuel hatte den zweijährigen Sohn Mosche des ermordeten Rabbinerpaares Holtzberg, das das jüdische Gemeindezentrum geleitet hatte, gerettet. Samuel war auch das Kindermädchen des Kleinkindes und soll ihm als Bezugsperson dienen, damit er "wenigstens einen Menschen hat, den er kennt und liebt", sagte Robert Katz, New Yorker Spender für ein Waisenhaus, das die Familie des Jungen in Israel gegründet hat.

Mosche flog zusammen mit seinem Kindermädchen und seinen Großeltern schon am 28. November nach Israel. Dank Kontakten gelang es Rabbi Yitzchak David Grossman, einem Großonkel von Mosche, für das indische Kindermädchen die notwendigen Einreisedokumente zu organisieren, obgleich Samuel weder einen Pass noch sonstige Ausweispapiere besaß.

Der Nahe Osten ist sein Metier. Ulrich W. Sahm berichtet seit Mitte der 70er Jahre aus der Region – immer auf der Suche nach der Geschichte hinter der Nachricht.

Quelle: ntv.de

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