Ross und Reiter Mindestlohn und SPD
21.06.2007, 15:03 UhrVon Manfred Bleskin
Zu Zeiten der rot-grünen Koalition hieß es bei der SPD in Sachen Mindestlohn mal brrr, dann wieder hü und dann hott, um eine Zeitlang ganz in die Boxen zurückzukehren und unter schwarz-rot schließlich vom zuckeligen Trab in einen scharfen Galopp zu verfallen.
Als die Linke im Bundestag die SPD vorführte und deren Abgeordnete aus Rennstalldisziplin mehrheitlich gegen einen von ihnen selbstverfassten Antrag auf Einführung von gesetzlichen Lohnuntergrenzen stimmten, verfielen die sozialdemokratischen Reiter wieder in den alten Trott und stiegen auf das Pferd der Union um.
Kaum, dass aber die SPD ein paar Tage später dem Kompromiss (sic!) mit der Union zugestimmt hatte, drischt sie auf die Vorreiterin von CDU/CSU ein. „In der Frage des Mindestlohns hätte die Kanzlerin einsehen müssen, dass ein soziales Problem gelöst werden muss. Es kann nicht sein, dass Menschen den ganzen Tag arbeiten und trotzdem auf staatliche Hilfe angewiesen sind, sagt der Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Peter Struck der in Hannover erscheinenden Neuen Presse. Er sei empört über die Verweigerung der CDU. Jo mei, warum ist er denn nicht auch über die CSU empört? Aber das nur nebenbei. Recht hat er, der Struck Peter. Nur sollte es sich besser empört an die eigene Nase fassen.
Wenn sich Angela Merkel und die Union nun ihrerseits über die Strucksche Attacke empören, kann man ihnen das nicht verübeln. Erst das das Pferd wechseln, ein paar Runden mit reiten und hinterher erklären, was für ein mieser Gaul das wohl wäre, das bringt den stärksten Hengst zu Fall.
Aber wer dachte, jetzt sei Schluss mit dem Vor-zurück-zur-Seite-ran, sieht sich arg getäuscht. Man wolle demnächst eine Bundesratsinitiative zum Thema Mindestlöhne starten, verkündet Struck weiter.
Neues Pferd, neues Glück, mag sich die SPD sagen. Doch der Zuschauer des Rennens will wissen, wer Ross und Reiter sind, und ob beide nicht in der nächsten Kurve wieder rückwärts hoppeln. Sonst fragt er sich, „Ja, wo laufen se denn? und setzt spätestens 2009 auf einen anderen Gaul.
Quelle: ntv.de