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Zwischenruf Nicht alles, was glänzt, ist Gold

Der Preis für die Feinunze Gold hat die 1000-Dollar-Marke geknackt. Dies ist symptomatisch für das rapide gesunkene Vertrauen in die US-Währung, die ihren Charakter als Leitwährung immer mehr verliert. Die Anleger gehen aufs Edelmetall, weil der Dollar immer mehr an Wert verliert. Wie ein Donnerschlag wirkt die Ankündigung, Katar wolle seinen Riyal vom Dollar abkoppeln. Ähnlich wie das Ölemirat hatte zuvor bereits Kuwait reagiert. Beide müssen’s wissen. Schließlich gehören sie zu den engsten politischen und militärischen Verbündeten der Vereinigten Staaten am Persisch-Arabischen Golf und ahnen wohl, in welche Strudel die USA in der Region noch geraten werden.

Der Verfall des Dollar ist Folge der Außen- und Wirtschaftspolitik, die unter Bill Clinton begann und unter George W. Bush zur vollen Entfaltung gelangte. Steuergeschenke an die Vermögenden und die grassierende Immobilienkrise taten ihr Übriges. 400 Millionen Dollar kostet ein Kriegstag im Irak, seit Beginn der Invasion vor fünf Jahren sind es 3000 Milliarden. Weitere 3000 Milliarden verschlang der Kampf gegen den Terror in der restlichen Welt, ein Kampf, der von Anfang kaum ein anderes Ziel hatte als die Sicherung der ökonomischen Interessen des US-Kapitals rund um den Globus. Unsummen, die bei einer friedlichen Nutzung für Entwicklungs- und Sozialprojekte nach Art des Kennedyschen „Peace Corps“ ganz gewiss zur Stabilisierung und Erweiterung des Einflusses der Vereinigten Staaten in der Welt geführt hätten.

Von Anfang an war klar, dass so gewaltige Gelder nicht aus der Portokasse bezahlt werden können. Hatte Washington seine Kriege bislang durch Steuererhöhungen, Ausgabenkürzungen an anderer Stelle und Kredite finanziert, so stellen die Kredite jetzt die Hauptform der Finanzierung dar. Dies hat zu einem beispiellosen Haushaltsdefizit von knapp 100 Milliarden Dollar geführt.

All dies hat die US-Wirtschaft in eine Krise geführt, die sich im Unterschied zu 1929 nicht übers Wochenende zusammenbraut und am Montag mit aller Gewalt ausbricht. Durch ihren schleichenden Charakter verschleiert sich die Krise sozusagen selbst. Die Wirkungen sind gleichwohl nicht weniger gefährlich, wenn nicht gefährlicher. Viele Marktteilnehmer geraten peu peu in den Negativsog, ohne es zunächst zu merken. West- und Sachsen LB sowie IKB sind hierzulande die besten Beispiele.

Bittere Ironie der Geschichte ist, dass am Anbeginn die Sicherung der Erdölressourcen stand. Der Preis pro Barrel lag zu Beginn der Kriege in Afghanistan und Irak zwischen 25 und 30 Dollar. Jetzt sind es mehr als 100. Und die Vereinigten Staaten müssen sich erstmals in ihrer Geschichte Gedanken um alternative Energien machen.

Gegenwärtig befinden sich US-amerikanische Finanzpapiere im Wert von 14 Billionen Dollar in ausländischer Hand. Nimmt das Vertrauen in die Immer-noch-Leitwährung weiter ab und es kommt zu Angstverkäufen, dann gnade uns Gott.

Der/die Bush-Nachfolger/in wird einen Kurswechsel einleiten müssen. Sonst knackt das Gold am Ende wieder eine Tausendermarke. Die allerdings dann nicht mehr in US-$, sondern in ausgewiesen wird.

Quelle: ntv.de

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