Zwischenruf Orden mit Folgen
07.03.2008, 15:49 UhrSoldaten sind tapfer. Per se. Tapfer handeln sie nach Beschlüssen, die Politiker ersonnen haben. Sie setzen auch tapfer ihr Leben aufs Spiel und verlieren es nur allzu häufig. Soldaten halten ihren Kopf dafür hin, was andere Köpfe ersonnen haben.
Tapferkeit soll nun mit einer Medaille belohnt werden. Erstmals in der Geschichte der Bundeswehr. Das ist einerseits nur gerecht: Wer besonders tapfer ist, soll dafür auch die entsprechende Würdigung erfahren. Andererseits hat die geplante Stiftung eines entsprechenden Ordens Signalwirkung. Die Zeichen stehen nicht auf friedliche Konfliktlösung. Im Zuge der Militarisierung der Außenpolitik werden kriegerische Mittel immer mehr zum eigentlichen Instrument. Auch, wenn sie sich als zwecklos und kontraproduktiv erweisen.
Orden statt politische Ordnung
Der Afghanistan-Einsatz, auch die Mitwirkung Deutschlands, ist – zivil wie militärisch - in eine Sackgasse geraten. Die Taliban kontrollieren bereits zehn Prozent des Territoriums. Die Macht von Präsident Hamid Karsai reicht, wenn überhaupt, bis an die Stadtgrenzen von Kabul. Der Millionen verschlingende Marineeinsatz am Horn von Afrika hat den islamistischen Terror nicht eingedämmt und den weiteren Zerfall Somalias nicht aufgehalten. Die Schnellboote vor den Küste der Levante haben die Macht der Hisb’Allah im Libanon nicht gebrochen.
Statt politischer Konzepte zur Lösung der Konflikte zaubert Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung nun einen Orden aus dem Stahlhelm hervor. Verlorenes Leben, fehlende Gliedmaßen, zerstörte Träume, psychische Verstümmelungen können nicht durch buntes Blech ersetzt werden.
Politiker setzen im Unterschied zu Soldaten ihr Leben nicht aufs Spiel. Sie sind nur allzu häufig nicht einmal bereit, ihre Karriere aufs Spiel zu setzen. Gäbe es ähnlich den Goldenen Erdbeeren in Hollywood eine Auszeichnung für Politiker, Franz Josef Jung hätte einen ganzen Garten voll davon verdient.
Quelle: ntv.de