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(K)ein Kommentar Palästina trauert um Saddam

Von Ulrich W. Sahm

Die demokratische Wahl der islamistischen Hamas im Januar wird als peinliche Panne interpretiert und mit der Korruption der Fatah-Partei „erklärt“. Die Selbstmordattentate und sogar der Beschuss Israels mit Kassam-Raketen trotz eines Waffenstillstandes werden mit „legitimem Widerstand gegen die Besatzung“ gerechtfertigt. Jetzt, nach der Hinrichtung des irakischen Diktators Saddam Hussein, tun sich wieder einmal die Palästinenser hervor. Im weihnachtlichen Bethlehem stellten sie Trauerzelte auf und legten Kondolenzbücher aus. Im Gazastreifen hängten sie Plakate mit Abbildern von Saddam Hussein und Jassir Arafat an die Hauswände. Saddams letzte Worte: „Es lebe das arabische Palästina“, vertiefte die Gefühle tiefer Trauer über den „einzigen arabischen Führer und Helden mit echtem Engagement für die Palästinenser“. Die regierende Hamasbewegung veröffentlichte zusammen mit anderen extremistischen Organisationen eine scharfe Verurteilung des „völkerrechtswidrigen Anschlags der Amerikaner auf das Leben von Saddam Hussein“. Auch bei Anhängern der Fatah Partei herrschte eine „düstere Stimmung“.

Saddam war einer der grausamsten Diktatoren in der Geschichte des Nahen Ostens. Er verantwortet eine Million Tote beim Iran-Irak Krieg, die Ermordung hunderttausender Landsleute, darunter Schiiten und Kurden mit Giftgas. Außerdem führte er einen Angriffskrieg gegen Kuwait.

Die palästinensischen Sympathiebekundungen für den irakischen Peiniger werfen Fragen auf. Kein verantwortlicher Palästinenser, Arafat oder andere, verurteilte 1991 auf ihren Dächern tanzende Palästinenser, als in Tel Aviv die Raketen einschlugen. Die Freudentänze am Abend des 11.9. wurden heruntergespielt oder verleugnet, indem Fernsehteams in Nablus die Kameras zerschlagen wurden.

Saddam Hussein hat 1990 offen angekündigt, „halb Israel verbrennen“ zu wollen. Zu diesem Zweck entwickelte er die Atombombe, bis Israel seinen Reaktor zerstörte. Er hortete Giftgas und biologische Waffen. Seine Absicht war so klar wie die Aussagen des iranischen Präsidenten Ahmadinedschad heute. Der palästinensische Regierungschef Ismail Hanija traf sich erst kürzlich mit Ahmadinedschad.

In der gesamten arabischen Welt schwiegen die Staatsoberhäupter der meisten Länder, sie kritisierten die Exekution am Tag vor dem Opferfest verhalten oder sie begrüßten die Hinrichtung des Diktators. Nur die Palästinenser ignorierten die Verbrechen Saddams und trauerten. Derart konsequentes Verhalten, von der Führungsspitze bis zum einfachen Mann auf der Straße, erübrigt jeden weiteren Kommentar.

Quelle: ntv.de

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