Bericht aus dem Jahr 1999 Schindlers Liste in Tel Aviv
28.04.2008, 10:05 Uhr"Enthält Ihr Paket vielleicht eine frische Leber oder Niere, oder Medikamente?" wollte der Dienst habende Zöllner in der Halle für ankommende Passagiere am Samstagmorgen wissen. Die Information, dass es sich um "historische Dokumente" handle, überzeugte ihn nicht, um am Sabbat eine außergewöhnliche Dienstleistung zu vollziehen. "Papiere können bis Morgen warten. Das sind die Vorschriften", bemerkte der Zöllner unfreundlich und hängte auf.
Zwei Pakete, in hellbraunes Packpapier gehüllt, sollten Samstagmittag mit der Linienmaschine der Lufthansa in Tel Aviv ankommen. Die "VIC" (Very important Cargo) Fracht wurde fast so gewichtig behandelt, wie ein VIP (Very important person). Als wir die Pakete am Sonntag abholten, mussten wir bei Lufthansa-Cargo erst einmal rund 100 Mark für die "besondere Behandlung" der "Sicherheitsfracht" entrichten. Ein Panzerwagen habe die Pakete am Flugzeug abgeholt und zum Panzerschrank im Maman-Cargo-Gebäude gebracht.
Historische Dokumente für Jad Vashem
Der Zoll begnügte sich mit einer eidesstattlichen Erklärung. "Historische Dokumente für die Holocaustgedenkstätte Jad Vaschem", schien die Beamtin voll zu überzeugen, nachdem sie ein halbstündiges Telefongespräch mit einer Freundin beendet hatte und die Warteschlange immer länger geworden war.
Im Sicherheitstrackt von Maman kam die in Israel übliche Frage des Sicherheitsbeamten: "Sind Sie bewaffnet?" Im Tausch gegen den Reisepass erhielten wir ein "Beschränkter Besucher"-Schildchen an die Brust gehängt.
Zwei große Verbotsschilder waren auf die elektrische Panzertür geklebt, eines mit einer Pistole im roten Kreis und ein weiteres mit einer Kamera. Zwei schwere Gitter dienten als Sicherheitsschleusen zu dem Panzerschrank, zu dem nur der Sicherheitsbeamte hinter den Gittern vordringen durfte. Nach wenigen Minuten standen wir mit einem großen leichten Paket und einem kleineren schwereren im Flur.
Die Holocaustgedenkstätte Jad Vaschem übernahm den Schindler-Koffer mitsamt "Schindlers Listen" und den anderen Dokumenten, die darin gefunden worden waren.
Quelle: ntv.de