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Volker Jacobs kommentiert Telekom-Geheimdienst

Aufsichtsrat und Bundesfinanzministerium haben dem Telekom-Chef das Vertrauen ausgesprochen. Rene Obermann wird Mühe haben, das Vertrauen in die Telekom wieder herzustellen. Was "Spiegel" und "Financial Times Deutschland" bislang unbestätigt über die Aktionen berichten, mit denen zu Zeiten seiner Vorgänger Informanten von Journalisten ausfindig gemacht werden sollten, geht deutlich über das hinaus, was das Unternehmen bisher eingestanden hat. Einen Maulwurf in die Redaktion einzuschleusen, um den Maulwurf in den eigenen Reihen zu enttarnen, optischer Lauschangriff mit versteckter Kamera, dergleichen führt direkt in das Milieu von Geheimdiensten. Wenn das zutrifft, ist es geradezu erstaunlich, dass die Journalisten, wie die Telekom versichert, nicht auch noch abgehört worden sind. Die waren offenbar sehr tüchtig.

Den Sicherheitsbeauftragten, der jedenfalls für die Ausspähung der Verbindungsdaten direkt verantwortlich war, also für die Feststellung, wer mit wem telefoniert hat, ist von Obermann gefeuert worden. Damit ist aber noch nicht gesagt, auf welcher Unternehmensebene der Skandal angesiedelt ist. Ob und bei wem der Sicherheitsmann an höherer Stelle Rückendeckung hatte, ist eine der interessantesten Fragen dieser vermutlich erst teilweise offenkundigen Affäre.

Dass der Telekom-Chef nach der Unterrichtung der Staatsanwaltschaft über die Ausspähung der Verbindungsdaten nicht auch den betroffenen Journalisten der Zeitschrift "Capital" informieren ließ, ist eine schwer verständliche Ungeschicklichkeit. Die Annahme, die Geschichte werde dann nicht in die Öffentlichkeit kommen, ist leichtfertig oder naiv. Wenn der Skandal unabwendbar ist, gibt es nur eine Methode, wenigstens die Auswirkungen zu begrenzen: Sofort die Hosen runter.

Quelle: ntv.de

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