Pressestimmen

Das ewige Opel-Drama Auf Zitterpartie folgt Zitterpartie

Stillstand beim Poker um Opel: Die Frage, wer das Rennen macht, ist weiter offen.

Stillstand beim Poker um Opel: Die Frage, wer das Rennen macht, ist weiter offen.

(Foto: AP)

Das starre Festhalten an Magna und die "betonharten Vorbedingungen" der Bundesregierung verwundern die Presse. Zumal sich Berlin zum Fürsprecher von Interessen mache, hinter denen die russische Regierung vermutet wird - eine nicht risikofreie Angelegenheit.

Die Süddeutsche  Zeitung sieht die Bundesregierung im Opel-Drama in einer Doppelrolle besetzt - als "Partei und Vermittler" zugleich. Zwar könne sie einen Deal "gegen ihre Interessen erschweren, aber schwerlich verhindern". Auch wenn Berlin von Anfang an betont habe, "dass GM der Besitzer, mithin auch der Verkäufer von Opel sei", sehe sich Kanzlerin Merkel Erwartungen ausgesetzt, "die sie nur erfüllen könnte, wenn sie in anderer Position wäre". "Mit der Präferenz für Magna und das dazugehörige Konsortium hat sich Angela Merkel außerdem noch zur Fürsprecherin von Interessen gemacht, hinter denen formal russische Firmen stehen, in Wahrheit aber wohl die russische Regierung."

"Aus unerfindlichen Gründen ist der wirtschaftspolitische Sachverstand der Bundesregierung zu dem Schluss gekommen, dass Magna die meisten Opel-Arbeitsplätze in Deutschland erhalten wird", wundert sich die Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung und macht darin den Grund aus, weshalb "Merkel, Steinmeier und Co. jetzt auch sehr empört (sind), dass die US-Regierung GM nicht zum Verkauf von Opel zwingt". "Doch warum sollte sie?", fragt das Blatt, wo die Zeit doch gerade, "bei wieder anspringender Autokonjunktur", für GM arbeite. "Vielleicht nicht für Opel. Aber den Amerikanern ist der eigene Markt, das eigenen Unternehmen, wichtiger als ein Wahlerfolg im fernen Deutschland. Und aus ihrer Sicht haben sie Recht."

"Letztlich wird man sich auf eine einvernehmliche Lösung mit der Mutter GM einigen müssen",  ist die Märkische Oderzeitung überzeugt. "Da helfen betonharte Vorbedingungen gar nichts. Wer Opels Überleben will, kann sich nicht allein auf Magna festlegen", so das Blatt aus Frankfurt (Oder). Davon abgesehen sei "die von Bund, Ländern und Betriebsrat so herbeigesehnte Übernahme durch Magna gerade wegen ihrer russischen Komponente alles andere als risikolos". "Auch wenn mancher das derzeit anders darstellt: Ist die Zitterpartie der Verhandlungen mit GM vorbei, fängt die Zitterpartie für Neu-Opel erst an. Und die dauert sicher viel länger."

Skeptisch äußert sich die Stuttgarter Zeitung angesichts des eingeschlagenen Rettungswegs für Opel: "Nach den Erfahrungen mit dem Krisenmanagement stellt sich die Frage, ob sich die Politik mit der Rettung eines Großunternehmens nicht überhebt. Von Anfang an hat es warnende Stimmen gegeben, die zu einem geordneten Insolvenzverfahren geraten haben. Es ist gut möglich, dass die Kritiker noch recht bekommen."

Zusammengestellt von Nadin Härtwig

Quelle: ntv.de

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