Steinbrück trifft Hollande "Begegnung zweier Fußkranker"
05.04.2013, 20:35 Uhr
Auf dem falschen Fuß erwischt: Peer Steinbrück bei Francois Hollande.
(Foto: dpa)
Die Talfahrt von Peer Steinbrück in den Umfragen geht weiter. Jetzt ist der SPD-Kanzlerkandidat nach Frankreich gereist, um ein wenig Unterstützung von Francois Hollande zu bekommen. Das Problem: Auch der steckt im Umfragetief fest. Ob trotzdem ein Dream-Team aus ihnen werden kann? Die Antwort der deutschen Tageszeitungen ist eindeutig.
Viel nutzen können sich Hollande und Steinbrück nicht, meint die Berliner Zeitung: "Das Prestigeprojekt des Franzosen, die 75-prozentige Reichensteuer, lehnt der Deutsche ab. Auch bei der Schuldenunion ist man unterschiedlicher Meinung. Bleibt nur die gemeinsame Kritik am Sparkurs in Europa. Die ist zwar gut begründet, kommt in Deutschland aber ganz schlecht an. Kein positives Signal, nirgends: Als Dream-Team im Wahlkampf taugen Francois und Peer sicher nicht."
Das sieht die Lüneburger Landeszeitung ähnlich und macht auf eine aktuelle Stolperfalle aufmerksam: "Glücklich gelaufen ist bislang weder die Präsidentschaft des Francois Hollande noch die Kampagne des Peer Steinbrück. Nun also trafen zwei zusammen, die tief wie nie in der Dunkelheit des Umfragekellers gefangen sind: der Kanzlerkandidat, für den der Zuspruch immer weiter abnimmt, und der Präsident, dessen Ansehen in der Bevölkerung binnen zehn Monaten Amtszeit kümmerlich ausfällt. Zu allem Überfluss erwischt beide das Thema Steuerflucht auf dem falschen Fuß. Hollande, der einst 'Sauberkeit' versprach und nun in Bedrängnis gerät durch Steuerflüchtlinge in seinem engsten Umfeld. Und Steinbrück, der mal die 'Kavallerie' Richtung Schweiz schicken wollte, dessen Partei gleichwohl das Steuerabkommen mit den Eidgenossen zu Fall gebracht hat."
"Tatsächlich glich das Treffen eher der Begegnung zweier Fußkranker", fasst die Mitteldeutsche Zeitung zusammen. Allerdings bleibe offen, "wer wen stützen muss: Nur noch 27 Prozent der Franzosen vertrauen Hollande, der nicht nur die Rezession, sondern nun auch dubiose Finanzgeschäfte im engsten Umfeld bekämpfen muss. Zyniker mögen einwenden, da stehe Steinbrück, mit dessen Arbeit noch 32 Prozent der Deutschen zufrieden sind, richtig gut da. Objektiv gesehen ist auch das ein Negativrekord."
Die Pforzheimer Zeitung beschäftigt sich dann auch mit Umfragen, in denen Steinbrück Kanzlerin Angela Merkel weit hinterherhinkt, und analysiert: "Ein Dilemma der Opposition ist, dass Merkel anscheinend unangreifbar über den Dingen schwebt und in den Augen der meisten Bundesbürger die Eurokrise akzeptabel managt. Das muss nicht so bleiben. Doch auf den Fall, dass die Kanzlerin schwächelt, scheint die SPD kaum vorbereitet. Denn außer einigen misslungenen flotten Sprüchen hat Steinbrück bislang wenig programmatische Kante gezeigt."
Und eigentlich warten alle nur auf die nächste Panne, meint die Westdeutsche Zeitung. Dass die "Umfragewerte der SPD und ihres Kandidaten (…) weiter auf Talfahrt" gehen, (…) mag Wähler des Regierungslagers entzücken. Aber für den vor einer Wahl dringend notwendigen politischen Diskurs bleibt zwischen den Fettnäpfchen zu wenig Platz."
Quelle: ntv.de