Pressestimmen

"Ungeeignet und leichtfertig" Gesine Schwan

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland ist zweifellos sehr ernst. Prognostizierter Wirtschaftseinbruch und steigende Arbeitslosenzahlen verunsichern die Bundesbürger. Die SPD-Kandidatin für das Bundespräsidentenamt Gesine Schwan warnt vor sozialen Unruhen. Solche direkten Worte findet die Mehrheit der Pressestimmen unverantwortlich.

Die SPD kann Gesine Schwan nicht den Mund verbieten, doch Frank-Walter Steinmeier "muss fürchten, dass seine SPD durch Schwans keineswegs unbedachte Äußerungen in die Schwarzmaler-Ecke gerückt wird", schreibt die Badische Zeitung. Dabei wollte Steinmeier doch - ganz im Obama-Stil - "mit einem Wahlkampf der Zuversicht die Sozialdemokratie aus ihrem Umfragetief ins Bundeskanzleramt führen". Was soll er nun machen? Ließe er die Kandidatin fallen, würde das auch ihn beschädigen. Das Blatt aus Freiburg resümiert: "Es scheint, als hätte jetzt die SPD ein Problem."

Die Stuttgarter Nachrichten zielt direkt auf die kommende Bundespräsidentenwahl: "76 Prozent plädieren für eine zweite Amtszeit Köhlers, nur neun Prozent wollen Gesine Schwan." Selbst in "ihrer Partei" komme Schwan nur noch auf 16 Prozent Unterstützung. Daher kommentiert das Blatt kurz und bündig: "Zu flott, zu laut, zu schrill: Ihre zweite Chance Schwan hat sie leichtfertig vertan."

Die Süddeutsche Zeitung fasst Schwans offensichtliche Fauxpas zusammen. Zuerst sei dort die Kritik zur Feier zum Verfassungsjubiläum. Das sei noch verständlich, weil dort ihr Konkurrent Horst Köhler redete. Schwans Forderung eines dritten Konjunkturpaketes, gegen die SPD-Regierungslinie, "ist aus Sicht der SPD schon ärgerlicher". Dass aber "die Präsidentschafts-Kandidatin der SPD soziale Unruhen an die Wand malt und damit der Linkspartei nach dem Mund redet, ist unverantwortlich", bewertet die Zeitung aus München und kommt zu dem harten Urteil: "Wer in dieser Lage verbal zündelt, nur um seine Wahlchancen zu verbessern, ist für das höchste Staatsamt nicht geeignet."

Dem widerspricht die Berliner Zeitung: "Die Lage ist so ernst, dass Schwans Rede vielleicht noch eine Übertreibung ist, aber anders als vom Bundeswirtschaftsminister behauptet weder dumm noch verantwortungslos." Die sozialen Spannungen mit explodierender Massenarbeitslosigkeit drohen sich tatsächlich extrem zu verschärfen und bisher habe niemand, inklusive Gesine schwan, eine Lösung. Das Blatt wagt sich noch weiter: "Anders als ihre Kritiker behaupten, kommen Gesine Schwans Warnungen keineswegs zu früh, sondern entschieden zu spät." Und endet etwas düster: "Das Kind, der neoliberal aufgerüstete Kapitalismus, ist längst in den Brunnen gefallen."

Zusammengestellt von Julia Jaroschewski

Quelle: ntv.de

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