Pressestimmen

Merkel und die Bundestagswahl "Mehr Leidenschaft gefordert"

Der Superwahlsonntag ist vorbei. Die CDU muss in Thüringen und im Saarland dramatische Verluste verkraften. Schwarz-Gelb im Bund wird nun zur Zitterpartie. Hoffentlich wird jetzt der Bundestagswahlkampf engagierter. Doch zur Not tut es für Merkel eine Große Koalition auch noch mal, meint die Presse.

"Gewiss, auf den ersten Blick sind es die üblichen Verdächtigen, die sich nun aus der Deckung wagen und von Angela Merkel (…) bis zur Bundestagswahl mehr Leidenschaft und klarere, inhaltliche Kante fordern", konstatiert der Trierischer Volksfreund. Und die Kanzlerin würde einen großen Fehler begehen, wenn sie nach den "dramatischen Einbrüchen" der Union im Saarland und in Thüringen "die Kritik erneut nur als Gemurre einiger Frustrierter abtut". Merkel hätte der Partei immer vorgegaukelt, dass Schwarz-Gelb ein Selbstläufer sei. Nun wissen alle, dass dem nicht so ist. Fazit: "Die Zeit des Kuschel-Wahlkampfes, der klaren Unklarheit muss daher für die Kanzlerin vorbei sein."

Angela Merkel soll klarer und leidenschaftlicher im Wahlkampf werden.

Angela Merkel soll klarer und leidenschaftlicher im Wahlkampf werden.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Nürnberger Nachrichten schreiben, dass für Angela Merkel und Guido Westerwelle nun eine Zitterpartie um ihre Wunschkoalition beginnen würde. Denn am Horizont bilde sich vorsichtig schon etwas anderes ab: "eine Fortsetzung der Großen Koalition". Nun stehe wenigstens ein spannenderer Bundestagswahlkampf in Aussicht. Denn "die Parteien haben­ dank Thüringen und Saarland ­ gemerkt, dass die Bürger experimentierfreudiger geworden sind. Und das ist gut so."

Die Kieler Nachrichten entwickeln ein Szenario abseits von Schwarz-Geld. Die Bundeskanzlerin hätte es schon lange verworfen, "langfristige Konzepte zu entwerfen". Ihre Politik sei eher "das Ergebnis ständiger Konsenssuche, sie fällt Entscheidungen 'auf Sicht', ein Rezept, das sie in der Finanzkrise zum Prinzip erhoben hat". Reiche es für eine Koalition mit der FDP nicht, dann werde es mit der SPD eben auch noch mal gehen. "Im Vergleich zu den Koalitionsverhandlungen vor vier Jahren wäre ein neues Bündnis mit den Genossen diesmal ein Kinderspiel."

Der neue Tag ist ähnlicher Ansicht: Merkel werde die kommenden Wochen nutzen, um die FDP nicht allzu sehr zu umwerben und den Sozialdemokraten ein Hintertürchen offen zu halten. Das Blatt unterstellt der Kanzlerin, dass sie "mit einer Fortsetzung der großen Koalition lieber zu Recht (käme) als mit den zwei kleineren Partnern CSU und FDP, die sich dauernd in den Haaren liegen. Sie hätte ihr strategisches Ziel erreicht, die CSU klein zu halten und den Auszehrungsprozess bei der SPD fortzuführen."

Für die Berliner Zeitung würde Merkel einen riskanten Wahlkampf führen: "Sie will ihn gewinnen, indem sie ihn nicht führt." Dennoch: Jede andere Strategie, so das Blatt weiter "wäre jetzt ungleich riskanter". Die CDU hätte in Sachsen nur wenig verloren, weil die untreuen Wähler zur FDP gegangen seien. Dies könne die Union verschmerzen, "wenn sich am Ende ­wie nun wahrscheinlich in Sachsen, aber keineswegs sicher im Bund ­ eine Mehrheit für das sogenannte bürgerliche Lager ergibt". Im Saarland jedoch hätte es sich Peter Müller nicht nur "mit enttäuschten liberalen oder neoliberalen CDU-Wählern verdorben", sondern "auch mit den Befürwortern einer sozialeren Marktwirtschaft. Müller hat sich bei den einen Wählern um den Kopf, bei den anderen um den Kragen geredet." Das Blatt glaubt, dass Angela Merkel das nicht passieren werde.

Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Julia Kreutziger

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