Schröder bestätigt 813.000 Kita-Plätze "Standard wird so gut wie nirgends erreicht"
11.07.2013, 20:46 Uhr
Familienministerin Schröder will bis zum 1. August den Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz erfüllt haben. Laut Schröder gibt es dann sogar ein Überangebot. Opposition und Presse werfen der CDU-Frau vor, sie habe ihre Statistik geschönigt: "Mit solchen Zuständen werden sich die Eltern nicht abfinden - und sie haben recht."
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung ist der Meinung, dass "als nächstes die Betreuungsqualität in den Blick genommen werden muss: Für Kinder unter drei Jahren gelten drei Kinder auf eine Betreuerin als ideal, doch dieser Standard wird so gut wie nirgendwo erreicht". Es gebe zwar einen Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz aber der frühe Schulschluss vieler Grundschüler bringe die Eltern in Organisationsnöte, so die FAZ. "Ein Anspruch auf eine Betreuung im Anschluss besteht nicht. Hortplätze sind in den Städten noch knapper als Krippenplätze." Das Blatt meint, dass sich Bund, Länder und Gemeinden etwas in der kommenden Legislaturperiode ausdenken müssen. "Sonst schütteln die Eltern bald schon die Köpfe über so viel Voraussicht."
Für die Südwest-Presse sind die Zahlen von Familienministerin Kristina Schröder nichts wert. "Bei näherem Hinsehen erinnern sie eher an das alte Prinzip, nur Statistiken zu vertrauen, die man selbst gefälscht hat. Da scheinen manche Länder eher grob geschätzt zu haben, allen voran Bayern." Außerdem kritisiert das Blatt die Übertreibungen aus Nordrhein-Westfalen: "Nach ihrer Meldung haben sich ihre Plätze binnen weniger Monate fast verdoppelt, was unwahrscheinlich ist." Sie fordern von Schröders Ministerium, mehr kritische Fragen zu stellen, statt nur auf Erfolgsmeldungen zu sehen.
Die Nürnberger Zeitung meint: "Obwohl Städte und Gemeinden einen gewaltigen Kraftakt hingelegt haben - wofür man sie auch mal loben sollte, werden sich viele Mütter und Väter damit abfinden müssen, dass sich der Rechtsanspruch nicht automatisch auf einen bestimmten Kita-Platz in einem bestimmten Stadtviertel erstreckt." Das Blatt denkt, dass die Erwartung von Eltern, ihren Sprössling in einer Kindertagesstätte gleich um die Ecke unterbringen zu können, wird sich häufig nicht erfüllen wird. Außerdem werde der Mangel an ausgebildeten Erzieherinnen und Erziehern sich nicht im Handumdrehen beheben lassen, so die Nürnberger weiter.
Die Frankfurter Rundschau sieht Schröders Kita-Garantie positiver und ist der Meinung, dass das gute Nachrichten für frischgebackene Eltern sind. "Sie können mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass ihr Kind nach seinem ersten Geburtstag betreut werden kann - auch wenn Zahl und Qualität der Plätze immer noch nicht ausreichen. Dumm ist nur, dass der Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz auch in Zukunft mit dem Eintritt in die Schule erlischt." Sie loben die Politik, die einen guten Schritt vorangekommen ist bei der Ausgestaltung einer Gesellschaft, in der sich ein erfülltes Berufsleben und der Wunsch nach einer eigenen Familie nicht mehr zwangsläufig ausschließen. Das Blatt räumt allerdings auch ein, dass das Ziel erst erreicht ist, "wenn junge Menschen bei der Entscheidung für oder gegen ein Kind zuletzt an die Betreuung denken. Weil eine lückenlose Versorgung bis ins Teenie-Alter durch ausgebildete Fachkräfte längst selbstverständlich ist."
Die Stuttgarter Zeitung befürchtet, dass am Ende doch Plätze fehlen werden, selbst wenn die angepeilte Zahl im Bundesdurchschnitt erreicht werden sollte und gibt zu den wachsenden Bedarf an Kita-Plätzen zu bedenken. "Es gibt so oder so keinen Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Um das Plansoll zu erfüllen, wurden Kompromisse geschlossen, die auf Dauer nicht zu dulden sind: Vielerorts sind die neuen Kitas in provisorischen Räumen untergebracht, die Platzverhältnisse beengt." Das Blatt stellt fest, dass immer noch ein Mangel an ausreichend qualifizierten Kräften bestehe. "Mit solchen Zuständen werden sich die Eltern nicht abfinden - und sie haben recht."
Quelle: ntv.de, zusammengestellt von Lisa Schwesig