Dioxin-Skandal "Stichproben reichen einfach nicht aus"
04.01.2011, 19:08 UhrWieviel Dioxin-verseuchte Eier im Umlauf sind, weiß niemand. Doch allein schon, dass sie es sind, schreit nach politischen Konsequenzen, die endlich schärfstens durchgesetzt werden sollten. Denn ansonsten rechnet die Presse schon bald mit dem nächsten Lebensmittelskandal auf Tisch und Teller.
Erwartungsgemäß komme es nun wieder zu einem "Ruf nach mehr Kontrollen", beobachtet die Frankfurter Rundschau. Die Lebensmittelkontrolle sei heutzutage, wo der "Missbrauch eher zu- als abnimmt, noch löchriger geworden". Deshalb setze die Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner laut dem Blatt richtig an: "Betriebe, die Bestandteile für Futter (oder Lebensmittel) liefern, dürfen nicht gleichzeitig technische Produkte herstellen. Denn diese unheilvolle Mischung, das bestätigt jeder Missbrauch im Öko-Sektor, öffnet Schlamperei und Betrug Tür und Tor."
Auch die Wetzlarer Neue Zeitung betrachtet die politischen Forderungen nach Konsequenzen, doch glaubt nicht daran, dass sich am Ende viel ändern werde. Denn "Dioxinfunde in Futtermitteln hat es schon häufiger gegeben, und es wird nicht lange dauern, dann landet der nächste Skandal auf Tisch und Teller." Daher sei es äußerst notwendig, den "Ruf nach schärferen Kontrollen" zu hören. "Da Futtermittel als große Schwachstelle in der Nahrungsmittelproduktion gelten, muss es hier strengere Richtlinien geben. Stichproben reichen einfach nicht aus."
Die Berliner Zeitung plädiert basal für eine Selbstverständlichkeit: "Wüsste der Mensch, was das Huhn frisst, wäre es mit der Gleichmut schnell vorbei. Eine Deklarationspflicht für Futtermittel auf allen Verpackungen würde die Verbraucher wieder mündig machen und die Hersteller zwingen, bessere Produkte zu verwenden. Wer verkauft schon gewinnbringend Eier von Hühnern, die von Ölresten und Ersatzmehl gelebt haben? Die Futterliste sollte so selbstverständlich werden wie die Zutatenliste auf der Kekspackung oder dem Joghurtbecher."
Das Badische Tagblatt weist hingegen darauf hin, dass es mal wieder an der Zeit sei, "unsere Ernährungsgewohnheiten zu überdenken. Von Mega-Agrarbetrieben ist Massenware zu erwarten, die das Bedürfnis nach viel und billig befriedigt. Mehr darf den Konsumenten dabei nicht interessieren: Vor allem muss er die Augen davor verschließen, wie diese Ware zustande kommt. Dazu gehört auch die Produktion von Tierfutter." Wer hingegen die Augen aufmache, dem vergehe der Appetit auch ohne Dioxin-Skandal, so das Blatt aus Baden-Baden.
Der General-Anzeiger warnt indes vor Panikmache: "Reflexartig ist sofort von einem Skandal die Rede, auch wenn die Republik nicht Dioxin-verseucht untergeht, weil ein Futtermittelhersteller ein Fett beigemischt hat, das er nicht beimischen durfte. Lebensmittelsicherheit hat hierzulande einen hohen Stellenwert. Die Standards sind weltweit führend. Das ist kein Grund, achselzuckend zur Tagesordnung überzugehen. Schlamperei in der Lebensmittelproduktion ist kein Kavaliersdelikt. Es ist aber auch kein Grund, in Hysterie auszubrechen."
Quelle: ntv.de