Pressestimmen

Deutschland wird zum Zitterkandidaten "Verloren, aber nicht blamiert"

Deutschland im Gefühlstaumel: Auf den überdimensionierten Jubel nach dem 4:0 gegen Australien folgt die Ernüchterung auf dem Fuße. Die Nationalelf ist zurück auf dem Boden der Tatsachen. Doch trotz der Niederlage haben Jogis Jungs Herz und Moral gezeigt. Optimismus ist nun angesagt.

Fußball-Deutschland ist geschockt: Jogis Jungs haben verloren.

Fußball-Deutschland ist geschockt: Jogis Jungs haben verloren.

(Foto: dpa)

"Jetzt hat es bei der Fußball-WM in Südafrika also auch Deutschland erwischt", bedauert die Volksstimme aus Magdeburg und befürchtet ein europäisches Desaster: "Nach Spanien und vor allem Frankreich droht einem weiteren europäischen Spitzenteam das vorzeitige Aus. Durch die Niederlage gegen Serbien steht Löws Boygroup bereits mit dem Rücken zur Wand und die Frage im Raum, ob diese junge Mannschaft ohne ihren Kapitän und Leitwolf Michael Ballack dem Druck tatsächlich standhält. Der Bundestrainer hat immer wieder betont, dass er nicht wisse, wie sich sein Team in Extremsituationen verhalten werde. Am kommenden Mittwoch gegen Ghana weiß er es." Das Blatt fordert Zuversicht: "Die Verantwortlichen tun gut daran, weiter auf Optimismus zu setzen. Es bleibt ihnen auch gar nichts anderes übrig, denn ausgerechnet jetzt an dieser Mannschaft zu zweifeln, wäre fatal. Die Gefahr, dass nach dem Sommermärchen 2006 im eigenen Land vier Jahre später der plötzliche Wintereinbruch folgt, ist allerdings größer denn je."

Auch die Rhein-Neckar-Zeitung bleibt hoffnungsvoll: "Wenn der Fußball bei großen Turnieren rollt, herrscht Ausnahmezustand und das zutiefst menschliche Bedürfnis nach Gemeinsinn wird ausgelebt. 'Wir' jubeln und leiden mit Jogis Jungs in Südafrika, lassen unseren Emotionen freien Lauf und verlieren dabei das Augenmaß. Wir waren schon in Weltmeister-Stimmung nach dem 4:0-Auftakterfolg gegen die schwachen Australier, nun sind wir nach der Niederlage gegen die starken Serben von Zweifeln und Ängsten geplagt. Nicht schlimm. Die nächste Chance kommt. Gegen Ghana."

"Das WM-Stimmungsbarometer im ganzen Lande kippte schlagartig nach unten. Wars das mit dem vierten Stern? Oder noch schlimmer: Muss Deutschland zum ersten Mal überhaupt schon nach der Vorrunde nach Hause fahren?" Die Nürnberger Zeitung übt sich in Gelassenheit: "Ganz ruhig, liebe Leute: So überdimensioniert wie die Jubelarien ausfielen, die nach dem Auftakt über Löws Youngsters hereinprasselten, so unangebracht wäre es, jetzt gleich wieder alles in Frage zu stellen. Zumal deutsche Teams solche Drucksituationen schon oft gemeistert haben."

"Aus dem WM-Aspiranten ist ein Zitterkandidat geworden. Nachdem die Fußballwelt voller Hochachtung die Leistung der Deutschen gegen Australien gewürdigt hat, ist (...) Ernüchterung eingetreten. Und auch das Team um Bundestrainer Joachim Löw ist zurück auf dem Boden der Tatsachen. Plötzlich ist der WM-Titel in ziemlich weiter Ferne, dafür steht erst einmal das Überleben in der Vorrunde im Vordergrund. Was bleibt, ist die Hoffnung, dass am Mittwoch gegen Ghana der Einzug ins Achtelfinale geschafft wird", kommentieren die Westfälischen Nachrichten.

"Die deutsche Mannschaft hat zwar einen Rückschlag erlitten, aber weder enttäuscht noch ihre Ideale verraten. Es lohnt sich mehr denn je, mit dieser jungen Truppe zu fiebern, der die Abkehr vom körperbetonten Teutonenfußball gelungen ist", meint die Berliner Morgenpost und bleibt trotz der Niederlage voll des Lobes für die Nationalelf: "Diese Spieler wollen nicht nur gewinnen, sie wollen ihre Anhänger auch verzaubern. (...) Als die Mannschaft nur noch zu zehnt war, zeigte sie Herz und Moral. Deutschland hat verloren, sich aber nicht blamiert. Deshalb sollte jetzt nicht wieder alles infrage gestellt werden, was eben noch richtig war. Wer Großes gewinnen will, muss das Gefühl der Niederlage kennen. Wer Risiko einfordert, muss ertragen können, dass etwas schiefgehen kann. Und wer junge Spieler fördern will, muss erwarten, dass sie Fehler machen, und ihnen die Möglichkeit geben, aus ihnen zu lernen."

Quelle: ntv.de, Zusammengestellt von Nadin Härtwig

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