Korruptionsvorwürfe am BER "Was denn noch alles?"
02.06.2014, 21:32 Uhr
Fehlplanungen, explodierende Kosten und nun auch noch Korruptionsvorwürfe. Die Ermittlungen gegen den bisherigen Technikchef des Hauptstadtflughafens setzen auch BER-Chef Hartmut Mehdorn unter Druck. Verkehrsminister Dobrindt fordert eine externe Kontrolle für das Bauprojekt. Ein Schritt, der längst überfällig war, meint die deutsche Presse.
"Dass die strafrechtlichen Vorwürfe gegen Technikchef Großmann restlos aufgeklärt werden sollen, ist eine banale Selbstverständlichkeit.", meint die Thüringische Landeszeitung aus Weimar: "Der Bananen-Flughafen steht wenigstens nicht in einer Bananenrepublik. Weit entfernt davon ist Berlin aber nicht. Denn dass ein Politiker wie Wowereit, der als Aufsichtsratschef für das Milliarden-Desaster mitverantwortlich ist, immer noch auf seinem Stuhl sitzt, ist schon eine Hauptstadt-Spezialität."
Die Märkische Oderzeitung aus Frankfurt stellt fest: "Man weiß nicht, ob man entnervt auflachen oder vor Rührung eine Träne vergießen sollte. Man könnte auch fragen: Was denn noch alles? Im Bundesverkehrsministerium agiert eine 'Soko-BER'. Seit zwei Jahren. Was macht die eigentlich? Die Brandenburger Landesregierung leistet sich einen Flughafenkoordinator im Range eines Staatssekretärs. Wozu? Am BER selbst wirkt ein sogenanntes Sprint-Team. Was, außer dem Personalkarussell, wurde denn beschleunigt? Und auch wenn es keiner mehr hören kann: Weshalb nur gibt es den Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft? Weil Wowereit und Co. nichts Besseres einfällt, lassen sie Mehdorn weiter irrlichtern. Das wiederum sollten sich die Wähler merken."
"Herrschaftssicherung scheint dem obersten Flughafenchef wichtiger zu sein, als die Bündelung aller Kräfte, die der Baustelle nützen könnten", vermutet die Magdeburger Volksstimme: "Der neue Technik-Chef musste nach einem Streit mit Mehdorn freigesetzt werden. Der Chef der Immobilienabteilung hat seinen Rauswurf mit einem Brandbrief gegen Mehdorn provoziert. Derweil verliert der die Kontrolle. Freie Mitarbeiter können unkontrolliert Aufträge formulieren und vergeben. Das ist wie eine offene Spindtür in der Umkleidekabine. Klaus Wowereit wird seinen Mann nicht mehr lange halten können. Beide, der Oberbürgermeister und der BER-Chef sind nur noch im Amt, weil kein Ersatz zu finden ist."
Die Berliner Morgenpost ist ebenfalls der Ansicht: "Mit Flughafenchef Hartmut Mehdorn hat die Alleinherrschaft am BER neue Dimensionen erreicht. Wie riskant es ist, auf Retter statt auf Teamwork zu setzen, zeigt der Fall des Technikchefs deutlich. Manchen Politikern ist Mehdorns Machtfülle inzwischen nicht mehr geheuer. Deswegen fordert der Bund weitere Kontrolleure, die an Mehdorn vorbei an den Aufsichtsrat berichten. Solche Fachleute hätte es schon früher gebraucht."
Eine externe Kontrolle fordern auch die Nürnberger Nachrichten: "Wohin die hemdsärmeligen Lösungen führen, das hat gerade erst der Korruptionsskandal um den Technikchef Jochen Großmann gezeigt. Eigentlich wäre es an der Zeit, das Projekt BER unter Betreuung zu stellen. So, wie das auch bei Menschen geschieht, die sich nicht mehr selbst helfen können. Den besten Ingenieuren und Controllern des Landes müsste es eine Ehre sein, den Flughafen nun schleunigst zur Eröffnungsreife zu bringen. Stattdessen ist zu befürchten, dass sich außer Abenteurern bald gar niemand mehr findet, der hier anheuern will."
Zusammengestellt von Laura Kleiner
Quelle: ntv.de