Politik

Olympia 2008 ... und niemand fährt hin

Die Bundesrepublik Deutschland wird im Gegensatz zu anderen europäischen Staaten keine Spitzenpolitiker zur Eröffnung der Olympischen Spiele am 8. August nach Peking entsenden und damit nur nachrangig in der chinesischen Metropole vertreten sein. Die Entscheidung sei jedoch kein Protest gegen das Vorgehen chinesischer Sicherheitskräfte gegen Demonstranten in Tibet, machte Außenminister Frank-Walter Steinmeier am Rande eines Treffens mit seinen EU-Kollegen im slowenischen Brdo deutlich. Eine erstrangige Vertretung sei zu keinem Zeitpunkt geplant gewesen. "Insofern gibt es nichts abzusagen."

Für Großbritannien als Ausrichter der Spiele 2012 wird dagegen Premierminister Gordon Brown dabei sein, Schweden schickt seinen Sportminister. Frankreich als künftige EU-Ratspräsidentschaft ließ eine Teilnahme weiter offen.

Der französische Präsident Nicolas Sarkozy hat einen Boykott der Feier im August wegen der Gewalt in Tibet nicht ausgeschlossen. Sarkozys Haltung ist für die Europäische Union besonders bedeutsam, weil Frankreich sie von Juli bis Dezember als Ratspräsidentschaft nach außen vertritt.

Köhler zu den Paralympics

Zuvor hatte Bundespräsident Horst Köhler bekanntgegeben, nicht zur Eröffnung zu reisen. "Der Präsident plant stattdessen einen Besuch der Paralympics", sagte einer seiner Sprecher. Die Paralympics, die Spiele der Behinderten-Sportler, finden vom 6. bis 17. September ebenfalls in Peking statt. 2004 hatte Köhler noch gemeinsam mit seiner Frau Eva der Eröffnung der Olympischen Spiele in Athen beigewohnt.

Auch eine Olympia-Reise von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Außenminister Frank-Walter Steinmeier habe nie zur Debatte gestanden, wie Regierungssprecher Thomas Steg betonte. Dies gelte auch für die Eröffnungsfeier und habe bereits vor den jüngsten Ereignissen in Tibet festgestanden. Bundeskanzler hätten in aller Regel nie die Spiele besucht, auch Helmut Kohl und Gerhard Schröder nicht, sagte Steg. Schröder war 2004 als erster deutscher Regierungschef nach Athen gereist, allerdings zu den Paralympics, nicht zu den Sommerspielen.

Lediglich Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble wird um den 17./18. August Peking besuchen. Er folgt damit der Tradition deutscher Sportminister, während der Spiele die eigene Mannschaft vor Ort zu unterstützen.

"Ein Boykott bringt nichts"

Der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt sprach sich unterdessen klar gegen einen Peking-Boykott aus. Schon der von ihm 1980 unterstützte Olympia-Boykott Moskaus "hat nichts gebracht", sagte er der "Bild": "Und er würde auch heute nichts bringen." Freimütig bekannte der Altkanzler, dass die Bundesregierung 1980 inmitten des damaligen Ost-West-Konfliktes allein aus nationalem Interesse dem Drängen der USA gefolgt sei. Persönlich habe er den Boykott "für sinnlos und schädlich" gehalten.

Der Dalai Lama hatte in einer über Internet verbreiteten Erklärung erneut seine "unveränderte Zustimmung" für die Abhaltung der Spiele in Peking unterstrichen. Gleichzeitig appellierte das geistliche Oberhaupt der Tibeter "an meine chinesischen Brüder und Schwestern", seine Bemühungen um einen friedlichen Dialog mit den Machthabern in Peking zu unterstützen. Es gehe ihm um eine Lösung, die allen Seiten Gewinn bringe, in keiner Weise um die Abtrennung Tibets von China.

Hohe Sicherheit für die Flamme

Griechenland hat hohe Sicherheitsmaßnahmen ausgerufen, wenn das Olympische Feuer am Wochenende Athen erreicht, von wo aus es am Sonntag nach Peking geflogen wird. 2000 Polizisten werden in der griechischen Hauptstadt im Einsatz sein, um ähnliche Zwischenfälle wie bei der Entzündung der Flamme am Ostermontag zu verhindern.

Tibet-Aktivisten haben weitere Proteste angekündigt, ohne allerdings Details zu nennen. "Wir sind darauf vorbereitet und werden alles daransetzen, um jede Art von Störmanöver zu verhindern", sagte Polizeisprecher Panagiotis Stathis.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag wird die Flamme auf der Akropolis brennen, von dort geht es ins Panathinaikos-Stadion, dem Schauplatz der I. Olympischen Spiele 1896. Hier erfolgt die Übergabe an das Organisationskomitee von Peking (BOCOG). Danach führt der Weg zum Flughafen. Am Montag wird das Feuer in der chinesischen Metropole eintreffen.

Quelle: ntv.de

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