XXL- und Jumbo-Packungen Augenwischerei bei Waschmittel
11.02.2011, 11:20 UhrMehr für sein Geld bekommen – das möchte jeder. Das wissen auch die Waschmittelhersteller. Sie fluten den Markt mit scheinbaren Schnäppchen in Großpackungen. Doch der Schein trügt. Statt mehr Waschmittelkonzentrat bekommen die Kunden mehr Füllstoffe, die außerdem noch die Umwelt belasten.

XXL-Packungen waren aus den Regalen verschwunden. Nun sind sie zurück.
(Foto: siepmannH/pixelio.de)
Die Deutschen sind ein reinliches Völkchen. Ariel hat es wohl deshalb auch geschafft, seinen Werbeslogan "wäscht nicht nur sauber, sondern rein" in die Gehirne der Deutschen zu brennen. Waschen kann allerdings auch zur wahren Wissenschaft werden. Es gibt Pulver, Tabs oder Flüssigwaschmittel für Feines, Farbiges oder Babywäsche. Dann wären da noch Produkte wie Weichspüler, Kalkschutz oder Mittelchen mit angeblich antibakterieller Wirkung.
Laut Umweltbundesamt verbrauchen die deutschen Haushalte jährlich mehr als 600.000 Tonnen Waschmittel und rund 200.000 Tonnen Weichspüler. Und noch eins haben die Hygieneartikel-Hersteller der Verbraucherzentrale Hamburg zufolge geschafft: Die Verbraucher fürchten sich vor Keimen und hoffen, diese mit Unmengen von Desinfektionsmitteln und Hygienespülern aus dem eigenen Zuhause fernhalten zu können. Das von der Werbung geschürte Sauberkeitsbedürfnis führt in der Folge zu immer mehr Chemikalien im Wasser.
Comeback der Großpackungen
Eigentlich waren die XXL- und Jumbopackungen mit Waschmitteln und Weichspülern in den 1990er Jahren bereits vom Markt verschwunden, denn über Jahrzehnte wurden Waschmittel immer weiter entwickelt, um die Waschkraft und Umwelteigenschaften zu verbessern. Weniger war mehr. Inzwischen sind die Riesenpackungen zurückgekehrt – und der Verbraucher wird damit zum Narren gehalten.

600.000 Tonnen Waschmittel verbrauchen die Deutschen im Jahr.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Mit Scheininnovationen und Blendangeboten werden die Kunden hinters Licht geführt, so der Vorwurf der Verbraucherschützer. Vor Täuschungsmanövern machen auch bekannte und etablierte Markenhersteller nicht halt. So kostet beispielsweise ein Liter Lenor (Procter & Gambel) 2,19 Euro. Der Liter Weichspüler reicht laut Hersteller für 28 Wäschen. Die drei Mal größere Drei-Liter-Flasche reicht laut Herstellerangaben nur für 27 Wäschen, kostetet aber 2,44 Euro. Die größere Verpackung mit viel mehr Inhalt vermittelt dem Kunden, mehr für sein Geld erhalten zu haben. In Wirklichkeit zahlt er drauf und die Umwelt wird durch zusätzliche Füllstoffe belastet.
Auch der oftmals von Stiftung Warentest als Testsieger ausgelobte Hersteller Ariel (ebenfalls Procter & Gambel) ist mit XXL-Packungen unterwegs, die eine Ersparnis vorgaukeln, die so nicht existiert. Um die gleiche Waschkraft zu erreichen, braucht man laut Verbraucherzentrale Hamburg mit der normalen Packung Ariel Color&Style ein Drittel weniger Waschpulver pro Waschgang als mit den Jumbo-Packs. So reichen beispielsweise für leicht verschmutze Wäsche bei einem Wasserhärtegrad 1 nur 44 ml aus der Superkompakt-Packung, während man 70 ml aus der Jumbo-Packung benötigt.
Anzahl der Waschgänge vergleichen
Die Verbraucherschützer raten daher, beim Preisvergleich nicht auf die Inhaltsmenge zu achten, sondern auf die angegebene Anzahl der Wäschen, die damit erledigt werden kann. Zudem sollte man sich zugunsten der Umwelt für die kompakten Waschmittel entscheiden.
Wer trotzdem sparen möchte, kann auch zu No-Name-Waschmitteln greifen, die bei Stiftung Warentest ebenfalls gut abgeschnitten haben. Hierzu gehören beispielsweise das bei Aldi erhältliche Unamat Ultra-Plus Color oder Gut&Günstig Color Plus, das bei EDEKA in den Regalen steht.
Quelle: ntv.de