Ratgeber

Nicht beraten, aber verkauft Banken schröpfen Kunden

(Foto: Gerd Altmann, pixelio.de)

Die Qualität der Bankberatung in Deutschland ist trotz Finanzkrise katastrophal. Zu diesem Ergebnis kommt eine umfangreiche Stichprobe des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv). Demnach gelingt es nur einem von 25 Bankberatern, den finanziellen Hintergrund eines möglichen Kunden auszuleuchten und dann auch richtig zu beraten.

Bei den Verbraucherzentralen laufen täglich Kundenanfragen ein, wo Falschberatung offensichtlich ist. "Trotzdem ist es bestürzend, dass von 25 Beratern tatsächlich 24 schon im Ansatz scheitern", kommentiert Arno Gottschalk, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Bremen, das Ergebnis. Bankmitarbeiter berichten, dass die Krise intern nicht thematisiert wird. Sie sollen verkaufen, was die Unternehmensleitung für gut befindet.

Zwei Produkte im Fokus

Ganz oben auf der Verkaufsliste der Banken stehen zwei Produkte: In 14 der 25 Gespräche wurden offene Immobilienfonds als sichere Geldanlage angeboten, geworben wurde unter anderem mit Sätzen wie: "Dieser Fonds macht niemals Minus". Betont wurden die Renditewerte der Vergangenheit oder vermeintliche Steuervorteile. Für Arno Gottschalk ist in den Gesprächen selten von den Problemen der Fonds in den letzten Jahren und den Risiken für die Wertentwicklung die Rede: "Wir haben natürlich Probleme an den Immobilienmärkten. Die Frage ist: Was heißt das für die offenen Immobilienfonds? Sind da nur Chancen oder sind da auch Risiken?"

Weiteres Top-Produkt der Bankmitarbeiter waren, für die Tester überraschend, Rentenversicherungen. Zwölf der Berater hatten eine solche Versicherung im Angebot, meist wurde erst auf Nachfrage erklärt, wie hoch die garantierte Rendite im Gegensatz zu den versprochenen Überschüssen ist. Bei der Sparda-Bank in Köln wurden der Testkundin gar drei Rentenversicherungen mit vier, sechs und zwölf Jahren Laufzeit angeboten. Ebenfalls in Köln bot die SEB Bank sogar eine sofortige Verrentung an – danach wurde überhaupt nicht gefragt. "Eine Rentenversicherung ist das klassische Produkt, bei dem man hohe Provision verdienen kann. Es ist nach wie vor eher undurchsichtig und für denjenigen, der Geld anlegen soll, schwer verständlich", urteilt Gottschalk.

Hohe Risiken bleiben

Die seit der Lehman-Pleite umstrittenen Zertifikate wurden den Testern zwar nicht angeboten, dafür mit geschlossenen Immobilienfonds und Firmenbeteiligungen aber weitere riskante und durch den Einlagensicherungsfonds nicht geschützte Produkte. Für den Verbraucherzentrale Bundesverband ist das Ergebnis ein Alarmsignal: "Von einem Umdenken in der Bankenbranche ist nichts zu sehen. Es wird weiter am Bedarf vorbei verkauft. Die Risiken der empfohlenen Produkte werden verschwiegen", so Manfred Westphal, Leiter des Fachbereiches Finanzdienstleistungen.

Quelle: ntv.de, akl

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen