Ratgeber

Raus aus dem stillen Kämmerlein Ein Leitfaden für Gründer

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Erfolg will geplant sein.

(Foto: imago/Westend61)

Freiheit, Selbstbestimmung oder das große Geld: 2017 sagten laut Institut für Mittelstandsforschung deutschlandweit 381.000 Menschen Ja zur Selbstständigkeit. Doch wie gründet man eigentlich ein Unternehmen und worauf muss man dabei achten?

Das kleine Café in einer schnuckeligen Seitengasse, das eigene Produkt im Supermarktregal oder der Terminkalender, der vor Kundenanfragen überquillt - es sind Ziele und Träume wie diese, die Menschen dazu bewegen, ein Unternehmen zu gründen. Doch Erfolg will geplant, Stolpersteine und Fallstricke wollen mitgedacht sein. Diese Tipps helfen dabei:

1. Die Idee

Mit ihr beginnt meist das Abenteuer Unternehmensgründung - die Geschäftsidee ist das Herzstück eines Unternehmens. Die einen wollen ein innovatives Produkt auf den Markt bringen, andere möchten ihr Arbeitsleben mit einem erlernten Handwerk selbst gestalten oder mit einer Unternehmensnachfolge neuen Schwung in den Familienbetrieb bringen. All diese Ideen sollten auch kommuniziert werden. "Die Erfahrung zeigt, dass man die besten Ideen haben kann. Wenn man damit nur in seinem Kämmerlein bleibt, wird man aber oft betriebsblind", sagt Lars Mölbitz, Gründungsberater bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin.

Christine Benecke vom Gründungsnetzwerk Region Lüneburg, einer Initiative des Wirtschaftsforums Lüneburg, berichtet: "Viele fragen ihren Freundes- und Bekanntenkreis, und die finden die Geschäftsidee toll. Aber sie sind nicht die Zielgruppe. Manchmal bin ich die Erste, die als Fremde auf die Idee schaut und fragt: "Sind Sie sich sicher"?"

Abhängig davon, wie neu eine Geschäftsidee ist, müssen Gründer gegebenenfalls darauf achten, wem und wann sie ihre Pläne offenlegen, gibt die Expertin zu bedenken: "Vielleicht brauchen Sie vorab die Anmeldung eines Marken- oder eines Patentschutzes."

2. Beratung und Information

Eine Gründung ist immer individuell. Umso wichtiger ist es, sich gut auf die neue Aufgabe vorzubereiten. Helfen können dabei Beratungsstellen oder Gründungsnetzwerke. Genehmigungen, Zulassungen und Co. - angehende Gründer sollten bereits jetzt klären, was für ihre Selbstständigkeit wichtig ist. "Ich glaube, es ist gut und hilfreich, sich einen Lotsen zu suchen, der einem durch die unbekannten Gewässer hilft", sagt Carsten Wille vom Gründungs-Service der Leuphana Universität Lüneburg. Beratungsresistenz und fehlende Kommunikation seien die häufigste Ursache des Scheiterns für Unternehmensgründungen, vermutet er.

Lars Mölbitz von der IHK Berlin empfiehlt, etwa bei Messen oder während eines Praktikums Branchenkenntnisse zu sammeln. Auch kaufmännisches Wissen sei unerlässlich. Zur Weiterbildung eignen sich Seminare und Workshops.

3. Der Businessplan

Er bereitet vielen Gründern Bauchschmerzen und gehört doch dazu: der Businessplan. Er ist Grundlage für jede finanzielle Unterstützung, die Gründer beantragen wollen. "Aber er ist auch wichtig, um sich das erste Mal ganz intensiv mit der Geschäftsidee zu beschäftigen", sagt Mölbitz. Im Businessplan werden alle Überlegungen zum eigenen Unternehmen konkret auf Papier gebracht.

Was sind meine Ziele? Wie viel muss ich erwirtschaften, um von meinem Unternehmen leben zu können? Wer ist meine Konkurrenz? Diese und viele weitere Fragen gilt es jetzt so genau wie möglich zu beantworten. "Es ist wichtig, zu schauen, wo Probleme auftauchen könnten und wo ich vielleicht noch Nachholbedarf habe", so Mölbitz.

4. Finanzierung

Arbeitsmaterial, Büroräume, Personal oder Marketing: Eine Unternehmensgründung kostet fast immer Geld. Gründer können auf verschiedene Finanzierungsmodelle zurückgreifen, wenn sie die Kosten nicht aus eigener Tasche stemmen können oder wollen. Wer beispielsweise aus der Arbeitslosigkeit heraus gründet und Anspruch auf Arbeitslosengeld hat, kann sich auf einen Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit bewerben. Banken, Sparkassen und andere Kreditinstitute bieten Kredite an. Aber auch von Bund und Ländern gibt es unterschiedliche Förderprogramme oder Darlehen.

Eine weitere Möglichkeit: Crowdfunding. "Man bittet die Onlinecommunity um Unterstützung des Gründungsvorhabens. Dafür bekommen die Unterstützer meist vorab eine Kleinigkeit, etwa eine Produktprobe. Das kann auch ein gutes Marketing-Tool sein", erklärt Benecke. Vor allem für hochinnovative Geschäftsmodelle interessant: einen sogenannten Business Angel als Privatinvestor von der eigenen Idee begeistern und ihn als Gesellschafter ins Gründerteam aufnehmen.

5. Gründen

Endlich ist es so weit: Das Unternehmen steht in den Startlöchern. Spätestens jetzt sollten sich angehende Unternehmer um alle Formalien kümmern, die in Deutschland auf dem Weg in die Selbstständigkeit einzuhalten sind. Abhängig vom Unternehmen müssen gegebenenfalls Zulassungen und Genehmigungen, etwa von der Handwerkskammer oder Berufsverbänden, eingeholt werden. "Und man muss immer daran denken, das Gewerbe auch anzumelden, das wird gerade bei Kapitalgesellschaften gerne mal vergessen", sagt Lars Mölbitz. Dann drohen Bußgelder und Nachzahlungen, die so manchen Neuunternehmer in finanzielle Schwierigkeiten bringen können.

Quelle: ntv.de, Anke Dankers, dpa

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