Studiengebühren Freie Länder verlieren
21.10.2009, 11:27 UhrStudiengebühren veranlassen nur wenige Studenten dazu, ihr Heimat-Bundesland zu verlassen. Das ist das zentrale Ergebnis einer Studie des DIW Berlin auf Basis von Daten der Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) der Jahre 2002 bis 2008. Demnach sinkt Wahrscheinlichkeit, dass Studienanfänger ihr Studium im heimischen Bundesland aufnehmen wollen, in Gebührenländern um rund zwei Prozentpunkte. Vor allem Abiturienten mit schlechten Zeugnissen wichen den Gebührenländern aus. Studienanfänger mit sehr guten Abiturnoten schreckten die Studiengebühren dagegen kaum ab.

Der Studie zufolge lassen sich vor allem Studenten mit schlechterem Abi von Gebühren in die Flucht schlagen.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Seit das Bundesverfassungsgericht 2005 das Verbot von Studiengebühren aufgehoben hat, erheben sieben Bundesländer Gebühren von bis zu 500 Euro pro Semester. Am ehesten neigen Bewerber mit schlechten Noten dazu, in Länder ohne Studiengebühren abzuwandern, so ein Ergebnis der Studie. Besonders gute Studienanfänger mit Abiturnoten von 1,0 bis 1,5 bleiben trotz Gebühren eher im Heimatland. "Es könnte sein, dass diese Abiturienten auch für ihr Studium mit sehr guten Leistungen rechnen und damit entsprechende Verdienstmöglichkeiten nach dem Studienabschluss erwarten", so Katharina Wrohlich, Co-Autorin der DIW-Studie. Deshalb seien sie möglicherweise eher bereit, für das Studium zu bezahlen. Ebenso sei es möglich, dass sich einige Studienanfänger von den Gebühren eine höhere Qualität der universitären Ausbildung versprechen.
Kein Wettbewerbsvorteil
Der "Noteneffekt" führt dazu, dass Gebührenländer die guten Studenten an sich binden, während Bewerber mit schlechteren Noten eher in kostenfreie Länder abwandern. Die gebührenfreien Länder hätten keinen Wettbewerbsvorteil, sagt Johanna Storck, ebenfalls Co-Autorin der DIW-Studie. "Ihnen gelingt es nicht, mit einem gebührenfreien Studium herausragende Bewerber aus den kassierenden Ländern abzuwerben." Die Gebührenländer profitieren dagegen doppelt: Sie erhalten zusätzliche finanzielle Mittel, mit denen sie eine bessere Hochschulqualität finanzieren können und binden Studenten mit besserer Abitur-Note.
Um die Wanderungsbewegungen zu stoppen, könnten gebührenfreie Ländern eine sogenannte "Landeskinder-Regelung" einführen. "Dann müssen nur landesfremde Studenten Gebühren zahlen", so Storck. Ein ähnliches Modell wird in den USA angewendet, wo Studenten zu reduzierten Gebühren an öffentlichen Universitäten im eigenen Land studieren können.
Quelle: ntv.de, ino