Keine Angst vor Inflation Holz statt Gold
07.07.2010, 11:55 UhrHolz ist ein vielseitiger Grund- und Werkstoff, der auch als Energieträger eingesetzt wird. Die Nachfrage steigt. Elite-Unis wie Yale und Harvard zeigen, wie sich hohe Renditen in diesem Bereich erwirtschaften lassen. Doch ist das Investemt für normale Anleger geeignet?

(Foto: picture alliance / dpa)
Die Deutschen haben Angst vor der Inflation. Sie trauern der D-Mark nach, verteufeln den Euro und flüchten teilweise ins teure Gold, denn Gold hat einen realen Gegenwert. Geld hingegen lebt von dem Vertrauen und der Akzeptanz. Doch der Goldpreis ist hoch. Wer Gold kauft, muss es irgendwo verwahren, erhält dafür keine Verzinsung und geht das Risiko ein, es mit Verlust wieder zu verkaufen.
Ein anderer Rohstoff scheint da auf der Hand zu liegen: Holz. Holz ist ein vielseitiger Grund- und Werkstoff, der auch als Energieträger eingesetzt wird. Mit steigendem Wohlstand in den Schwellenländern China, Indien oder Brasilien kennt auch die Nachfrage nach Holz nur eine Richtung. Bis zum Jahr 2050 soll der Bedarf weiter kräftig steigen. Die Fläche, auf der Holz angebaut wird, wird allerdings nicht steigen. Steigt bei gleichbleibendem Angebot die Nachfrage, sollte auch der Holzpreis weiter nach oben klettern.
Zweistellige Renditeversprechen
Auch Anleger können theoretisch in Holz investieren. Selbst ein Stück Wald zu kaufen und es zu bewirtschaften, dürfte da kaum in Frage kommen. Doch verschiedene Anbieter von Fonds und Zertifikaten werben mit teilweise zweistelligen jährlichen Renditen. Am Start sind Unternehmen wie Forest Finance, Miller Forest, Life Forestry und die Initiatoren des Fonds BaumInvest. Sie kaufen vom Geld der Anleger Setzlinge von Teak, Mahagoni, Eukalyptus und Pinie und pflanzen diese auf Grundstücken in Ländern wie Costa Rica, Panama, Ecuador und Paraguay.
Nach zwischenzeitlichen Ausforstungen stehen nach 20 bis 25 Jahren auf einem Hektar Land etwa 220 bis 330 Bäume, die den größten Anteil am Ertrag ausmachen. Manchmal werden auf den Holzplantagen zusätzlich landwirtschaftliche Produkte wie Kaffee oder Früchte angebaut, um zusätzliche Erträge zu generieren. Künftig könnte der Verkauf von CO2-Zertifikaten an die Industrie ebenfalls für Einnahmen sorgen, da Wald das klimaschädliche Gas Kohlendioxid bindet.
Forest Finance bietet mit seinem "BaumSparVertrag" sogar die Möglichkeit, in monatlichen Raten zu sparen. Mindestens 30 Euro monatlich oder 330 Euro jährlich müssen investiert werden. Für das Geld werden im Jahr zwölf Bäume gepflanzt. Nach 25 Jahren darf der Baumsparer mit einer Rendite von 9,5 Prozent pro Jahr rechnen. Das zumindest prognostiziert Forest Finance.
Ökologische Zertifizierung
Wer in Wald investieren möchte, hat vielleicht nicht nur die Rendite im Hinterkopf, sondern tut dies auch aus ökologischen Motiven. Es gibt die Möglichkeit, in ökologisch nachhaltige Projekte zu investieren. Bei der Wahl des richtigen Investments kann die so genannte FSC-Zertifizierung helfen. Bei der Forest Stewardship Council (FSC) handelt es sich um einen Non-Profit-Organisation, die überprüft, ob ökologische und soziale Standards eingehalten werden. Das FSC gibt es mittlerweile seit über zehn Jahren. Zertifizierte Anbieter erhalten eine FSC-Nummer. Die Organisation ist allerdings nicht unumstritten, da sie auch Projekte mit Monokulturen zertifiziert, die die Landwirtschaft der Bevölkerung vor Ort verdrängen kann.
Wer nicht direkt innerhalb eines geschlossenen Fonds in ein Waldprojekt investieren möchte, hat auch die Möglichkeit, Fonds und Zertifikate zu erwerben:
- Der Fonds "Focus Global Forest" (ISIN DE000A0RDA59) ist darauf ausgelegt, Waldflächen in Osteuropa, Skandinavien, Mitteleuropa, USA, Uruguay, Brasilien und Australien zu erwerben und zu bewirtschaften.
- Das Zertifikat "Focus Global Forest" (ISIN XS0410448459) bildet die Entwicklung des gleichnamigen Spezialfonds ab, der Waldbestände aufkauft.
- Das Zertifikat "DWS Global Forest & Timber" (ISIN DE000DWS0H49) setzt auf die Preisentwicklung von Unternehmen, die Wald besitzen und diesen bewirtschaften.
- Das Zertifikat World Timer Total Return (ISIN DE000SG0TBX1) konzentriert sich auf die 15 größten Holzunternehmen der Welt.
Stiftungen der Elite-Unis machen es vor
Als Paradebeispiel, wie gut sich mit Holz verdienen lässt, werden oft die Stiftungen der Eliteuniversitäten Yale und Harvard ins Feld geschickt. Diese haben bereits vor fünf Jahren riesige Forstflächen erworben und erzielen damit eine Rendite von acht Prozent und mehr pro Jahr. Diese beschäftigen allerdings Forstwirte, die sich mit dem Thema intensiv beschäftigen. Die Stiftungen investieren ihr Geld direkt in Wald und Bäume und schalten niemanden dazwischen.
Für den Anleger gibt es hingegen gleich mehrere Risiken. Das Investment gleicht dem in einen geschlossenen Fonds. Hier sollten Analagedauern von mindestens zehn, wenn nicht gar 20 oder 30 Jahren einkalkuliert werden, um keinen Verlust zu erleiden. Auch wer in Fonds und Zertifikate investiert, sollte nicht erwarten, dass es immer nur Wertzuwächse gibt. Die Zertifikate setzen auf börsennotierte Unternehmen, die in der Krise großen Schwankungen unterliegen. So verlor zum Beispiel der von Pictet aufgelegte Investmentfonds "PF (Lux) Timber" in dieser Zeit 30 Prozent seines Wertes. Erst in ferner Zukunft wird sich zeigen, ob die vollmundigen Renditeversprechen tatsächlich eingehalten werden können. Das Investment in diesem Bereich kann also allenfalls als Beimischung empfohlen werden. Die gesamten Ersparnisse wegen Inflationsängsten in Bäume, Wälder oder entsprechende Fonds und Zertifikate zu packen, wäre falsch.
Quelle: ntv.de