Ratgeber

Frauen und Karriere Kampf gegen "Revierverhalten"

Die Karriereaussichten von Frauen werden besser - aber nur langsam. "Die Prognosen in den 90er Jahren waren zu optimistisch", sagt die Managementberaterin Barbara Schneider aus Hamburg. "Vieles davon hat sich nicht bewahrheitet." Vor allem im Top-Management von Großunternehmen in Deutschland seien Frauen noch nicht angekommen. "Ihr Anteil hat sich zwar zwischen 1994 und 2004 gut verdoppelt, allerdings auf denkbar geringem Niveau von 3,2 auf nicht ganz sieben Prozent." Im Mittelstand sei sogar eine gegenläufige Entwicklung zu beobachten gewesen, sagt Schneider, die ihre Doktorarbeit über Karrierebarrieren für Frauen geschrieben hat.

In vielen Unternehmen schwanke die Einstellung gegenüber karriereorientierten Frauen zwischen Gleichgültigkeit und Konkurrenzverhalten. Schließlich seien im Zeitalter von "Lean Management" häufig Führungspositionen gestrichen worden - für die Karrierewilligen wird der Wettbewerb dadurch noch größer. "Männer zeigen dann verschärftes Revierverhalten", sagt Schneider. Es liege nicht an der mangelnden Führungskompetenz von Frauen, wenn sie dabei den Kürzeren ziehen: Fast jeder dritte Manager und mehr als jede zweite Managerin hält die "männerdominierte Unternehmenskultur" für ein Haupthindernis, ergab eine Befragung der Diplomkauffrau im Rahmen ihrer Dissertation. "Bei Manager denkt man offenbar automatisch an Mann", sagt Schneider. Bei der Auswahl von Führungskräften würden Männer bevorzugt - Frauen stoßen nach Schneiders Beobachtung auf dem Weg nach oben dagegen oft an "eine Decke aus Panzerglas".

Insbesondere junge weibliche Nachwuchskräfte fürchten, dass die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie ihre Karrierechancen deutlich mindert. Paradox dabei sei, dass auch diejenigen, die aus diesem Grund auf Kinder verzichten, deshalb nicht wirklich bessere Perspektiven haben: "Der Anteil von hoch qualifizierten Frauen ohne Kinder steigt zwar, der Anteil der Frauen im Management allerdings längst nicht im gleichen Umfang."

Das liegt nach Schneiders Einschätzung auch daran, dass Frauen die Spielregeln in Unternehmen oft nicht so gut beherrschen wie Männer. "Mangelnde Fähigkeiten für machtstrategisches Verhalten" nennt sie das. Das habe auch mit dem Selbstbild von Frauen und mangelndem Selbstmarketing zu tun. Wichtig sei eben, nicht immer die strebsame Perfektionistin geben zu wollen und den Männern das Kungeln zu überlassen, sagt Schneider - stattdessen lohne es sich eventuell mehr, Energie an anderer Stelle zu investieren: "Das Motto sollte lauten: 'Lieber die Letzte an der Bar als die Erste im Büro.'"

Quelle: ntv.de

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