Den Ausstieg aus dem Beruf planen Ruhestand als Krise
18.02.2008, 08:26 UhrEin geregelter Tagesablauf, das Gespräch mit den Kollegen, eine Aufgabe. Doch dann ist plötzlich alles anders - vor allem Menschen, die beruflich stark engagiert waren, können den Übergang in den Ruhestand als Krise erfahren.
"Der Beruf fordert in der zweiten Lebensphase enorm viel Zeit und Energie", sagt Lars Baus. Für viele Manager und erfolgreiche Selbstständige etwa sei die Arbeit zur einzigen Selbstwertquelle geworden, so der Buchautor.
"Am härtesten ist das Ausscheiden aus dem Erwerbsleben für die, die ihren Job geliebt und sich weitgehend über ihn definiert haben", erklärt Baus. Für andere ist der Beginn des Ruhestands eher erfreulich: "Häufig stellt er eine Zeit der Erholung und Entspannung dar, wenn der Beruf mit hohen Belastungen, Überforderung oder einem eher schlechten Verhältnis zu Kollegen oder Vorgesetzten verbunden war", sagt Heribert Engstler vom Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA).
"Nicht-mehr-Gebrauchtwerden"
Wie der Übergang in den Ruhestand verarbeitet wird, sei auch davon abhängig, ob der Ausstieg eine freiwillige Entscheidung war. "Wer den Ruhestand als ein Nicht-mehr-Gebrauchtwerden erlebt, hadert eher", so Engstler. Beschäftigte ab dem 55. Lebensjahr können Altersteilzeit in Anspruch nehmen, sofern ihr Arbeitgeber diese Möglichkeit anbietet. "Wer nicht finanziell stark eingeschränkt ist, sollte das annehmen", rät Herb Stumpf von 50plusConsulting.
Ein Arbeitnehmer arbeitet dafür beispielsweise 2,5 Jahre weiter in Vollzeit. Anschließend ist er noch 2,5 Jahre im Unternehmen angestellt, ohne seine Tätigkeit aktiv auszuüben. Während der gesamten Zeit erhält der Mitarbeiter 85 Prozent seines letzten Gehalts. "Einige Arbeitgeber zahlen sogar bis zu 92 Prozent", sagt Herb Stumpf. Auf die spätere Rentenzahlung wirke sich dies nur geringfügig aus.
Rechtzeitig planen
Doch egal, ob der Ruhestand mit Mitte 50 oder erst mit 63 Jahren beginnt - wie er gestaltet werden kann, sollten sich Beschäftigte überlegen, solange sie noch im Berufsleben stehen. "Ein Arbeitnehmer sollte sich rechtzeitig fragen: 'Was kann ich aus dem Beruf mitnehmen?'", rät Herb Stumpf. Kollegen beispielsweise seien nun keine Wettbewerber mehr. Mit ihnen könne künftig ein freundschaftlicher Kontakt gepflegt werden.
Projekte wie "Zwar" in Nordrhein-Westfalen fördern die soziale Vernetzung von Menschen ab dem 50. Lebensjahr. Personen im Übergang zwischen Erwerbsleben und Pensionierung können sich in Gruppen einbringen. "Viele kommen bereits zwei Jahre, bevor sie in den Ruhestand gehen", erklärt "Zwar"-Fachberater Paul Stanjek. Oft erwachse aus den Kontakten eine gegenseitige Unterstützung im Alltag.
Quelle: ntv.de