Berlin & Brandenburg Leichteres Vorgehen gegen Wolf - Problemgebiete möglich
11.09.2025, 16:54 Uhr
Brandenburg gilt als Bundesland mit den meisten Wölfen in Deutschland. Nach einer hitzigen Debatte über eine Abschussquote sagt Agrarministerin Mittelstädt, was sie nun plant.
Potsdam (dpa/bb) - Brandenburgs Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) will mögliche Abschüsse von Wölfen wegen Schäden bei Weidetieren erleichtern und den Wolf ins Jagdrecht aufnehmen - eine umstrittene Abschussquote von Wölfen ist aber offen. Das Ziel sei, in Problemlagen künftig einfacher, schneller und wirksamer handeln zu können, sagte Mittelstädt nach einem Forum mit Verbänden zum Umgang mit dem Wolf. Bis Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres solle der Wolf ins Jagdrecht aufgenommen und die Wolfsverordnung verbessert werden.
Ministerin tendiert zu Jagdgebieten
Ob eine Anzahl getöteter Wölfe oder ein Gebiet festgelegt werde, in dem Wölfe bejagt werden dürften, oder ob es eine Quotenreglung gebe, sei noch offen, sagte die Ministerin. Dies werde in Arbeitsgruppen diskutiert. Das Meinungsbild habe eher zur Schaffung von Gebieten tendiert, wo vermehrt Wolfsrisse auftreten. "Dementsprechend tendiere ich auch in diese Richtung."
Brandenburg gilt als Wolfsland Nummer eins in Deutschland mit den meisten Rudeln. Seit vielen Jahren gibt es Streit über den Umgang mit dem Wolf. Es kommt immer wieder zu Rissen von Weidetieren. Auch der Bund will den Wolf ins Jagdrecht aufnehmen, dies ist gesetzlich aber noch nicht geregelt.
Während Umwelt- und Naturschützer vor einer Abschussquote warnen und wie Schafzüchter auf Zäune und Herdenschutzhunde setzen, fordern Landwirte und Jäger, die Zahl der Wölfe stärker zu begrenzen.
Bauernverband und BUND reagieren
Landesbauernpräsident Henrik Wendorff begrüßt die geplante Aufnahme des Wolfes ins Jagdrecht: "Es ist deutlich geworden, dass man im Umgang mit dem Wolf vorbereitet sein muss." Jagdrechtliche Hürden und Naturschutzfragen müssten dabei zusammengebracht werden.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Brandenburg wies darauf hin, dass der Bund die Aufnahme ins Jagdrecht rechtlich klären müsse, damit dies angewendet werden könne. Landesgeschäftsführer Axel Kruschat warnte allerdings auch, dies könne dazu führen, dass Wölfe wieder aussterben würden.
Der Naturschutzbund (NABU) hält die Aufnahme ins Jagdrecht schon für beschlossen. Das sei "völlig inakzeptabel", weil noch offen sei, wie sich das künftige Wolfsmanagement gestalten solle, sagte Landeschef Björn Ellner.
Bund will leichteren Umgang mit "Problemwölfen"
Das Bundeslandwirtschaftsministerium will nach eigenen Angaben die Weidetiere schützen. "Wo der Wolf zur Gefahr wird, muss er entnommen werden können - dafür wird er in das Bundesjagdgesetz aufgenommen", sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.
"Wir wollen den Ländern, die jetzt schon hohe Wolfsbestände haben, die Möglichkeit eines regionalen Bestandsmanagements eröffnen." So könnten Weidegebiete bestimmt werden, in denen eine Bejagung des Wolfs zur Vermeidung von Schäden nötig sei.
Ängste in den Blick nehmen - Wölfe schützen
Agrarministerin Mittelstädt will die Schäden bei Nutztieren wie Schafen wirksam reduzieren und auf Ängste bei Bürgern reagieren, weil Wolfsrisse an der Tagesordnung seien. Gleichzeitig solle der Erhalt der Art gesichert werden. "Wir dürfen den Naturschutz nicht außer Acht lassen, den Artenschutz nicht außer Acht lassen."
Die Zahl der Wölfe lag nach Angaben der Ministerin, die sich auf das Landesumweltamt beruft, 2023/2024 bei 58 Rudeln und acht Paaren sowie zwei territorialen Einzeltieren. Ein Rudel habe etwa acht Tiere - das sind dann allein 464 Tiere in Rudeln. "Ich gehe davon aus, dass wir eine Steigerung der Rudel haben", sagte Mittelstädt.
Bei der Runde waren laut Ministerium Vertreter von Bauern, Waldbesitzern und Jägern, Tierhaltern, Tierschützern sowie Umwelt- und Naturschützern und Forschern dabei.
Staatssekretär soll gehen
Der Konflikt um die Frage von Wolfsabschüssen hatte sich zuletzt aufgeheizt. Agrarstaatssekretär Gregor Beyer war mit Äußerungen zu einer möglichen Abschussquote von Wölfen von zunächst 15 Prozent und einer Zahl von bis zu 1.600 Wölfen in Kritik geraten.
Die Ministerin distanzierte sich von ihm und bat Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), ihn von seinen Aufgaben zu entbinden. Beyer bat um Versetzung.
Quelle: dpa