Hamburg & Schleswig-Holstein Mehr Bewerber für Ausbildung – Rund 1.400 ohne Lehrstelle
05.11.2025, 14:02 Uhr
Die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber um eine Lehrstelle in Hamburg ist deutlich gestiegen. Gleichzeitig sank die Zahl der Angebote leicht. Dennoch blieben Ausbildungsstellen unbesetzt.
Hamburg (dpa/lno) - In Hamburg haben sich in diesem Jahr deutlich mehr Bewerberinnen und Berber um eine Ausbildungsstelle bemüht. "Die Nachfrage nach einer dualen Ausbildung war über das ganze Jahr anhaltend hoch, so dass wir Ende September insgesamt 8.077 Ausbildungsbewerbende bei uns in der Beratung und Ausbildungsvermittlung zählten, ein deutlicher Sprung von 1.039 oder 14,8 Prozent zum Vorjahr", sagte der Chef der Hamburger Agentur für Arbeit, Sönke Fock. Dem gegenüber standen den Angaben zufolge 10.182 gemeldete Ausbildungsstellen - 3,8 Prozent weniger als im Jahr zuvor.
1.400 junge Menschen ohne Ausbildungsplatz
"Dennoch blieben 950 Ausbildungsstellen unbesetzt und 1.400 Ausbildungssuchende ohne Vertrag", sagte Fock. Das sei einerseits ein Rückgang um 23,5 Prozent und andererseits ein Anstieg um 37,5 Prozent.
Die Gründe dafür seien vielfältig und beträfen Absolventen des Ersten Allgemeinbildenden Schulabschlusses genauso wie Abiturientinnen und Abiturienten. "So erfüllen einige dieser jungen Menschen die notwendigen Anforderungen der Unternehmen aufgrund unzureichender Schulqualifikation oder ungenügender Sprachkenntnisse nicht vollumfänglich oder lassen sich zu wenig auf andere Ausbildungsberufe jenseits ihrer Wunschberufe ein."
Insgesamt haben den Angaben zufolge in diesem Jahr 17.725 junge Menschen in Hamburg eine Berufsausbildung begonnen - 1,8 Prozent mehr als im Jahr zuvor. 11.916 von ihnen starteten dabei in eine betriebliche und 5.809 in eine schulische Ausbildung - ein Plus von 2,1 beziehungsweise 1,4 Prozent. Insgesamt 7.264 junge Menschen kamen über die Handelskammer an einen Ausbildungsplatz (plus 13 Prozent) und 2.305 über die Handwerkskammer (plus 0,6 Prozent).
Handelskammer: Ausbildung echte Alternative zum Studium
Handelskammer-Vize Sascha Schneider nannte die Zahlen angesichts der wirtschaftlichen Gesamtlage ein starkes Signal. Gleichzeitig bleibe die Herausforderung, genügend Bewerberinnen und Bewerber zu finden. Die Handelskammer wolle deshalb noch stärker an die Schulen gehen, insbesondere an Gymnasien, um zu zeigen: "Die duale Ausbildung bietet exzellente Perspektiven und ist eine echte Alternative zum Studium."
Die Vizepräsidentin der Handwerkskammer, Bedra Duric, betonte, Hamburg brauche etwa im Klimahandwerk noch viel mehr Anlagenmechaniker, Dachdeckerinnen, Schornsteinfeger und Elektronikerinnen - "nicht zuletzt auch wegen des zeitlich vorgezogenen Klimaneutralitätsziels Hamburgs nach dem Volksentscheid".
Der Vizepräsident des Arbeitgeberverbands UVNord, Reinhold von Eben-Worleé, riet jungen Menschen, sich frühzeitig auch in Praktika auszuprobieren. "Aus rund 300 verschiedenen Ausbildungsberufen können die Schulabgänger in der Stadt wählen. Da sollte sich immer etwas Passendes finden!"
DGB fordert umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie
Kritisch zeigte sich Hamburgs DGB-Chefin Tanja Chawla. Es gebe noch zu viele junge Menschen ohne Ausbildungsplatz. "Die Zeit zum Ausbilden ist genau jetzt und muss durch eine umlagefinanzierte Ausbildungsgarantie intensiviert werden." Nur mit einem guten Mix aus Ausbildung, Azubi-Wohnen und guten Ausbildungsbedingungen gepaart mit Einwanderung und Qualifizierung könne der Fachkräftebedarf mittelfristig gedeckt werden.
Quelle: dpa