Mecklenburg-Vorpommern Impfmüdigkeit bei Senioren wächst – Drese warnt vor Risiken
21.10.2025, 16:02 Uhr
Gürtelrose, Grippe, Pneumokokken: Die Impflücken bei Senioren in MV werden größer. Welche Risiken damit verbunden sind und wie Politik und Krankenkassen gegensteuern wollen.
Schwerin (dpa/mv) - Mecklenburg-Vorpommerns Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) hat sich besorgt über die wachsende Impfmüdigkeit unter Senioren geäußert. Während sich in den 2000er Jahren im Land noch mehr als 60 Prozent der Menschen über 60 Jahre gegen Grippe hätten impfen lassen, sei die Quote mittlerweile auf 49 Prozent gesunken. "Das ist zwar mehr als der Bundesschnitt, der bei 38 Prozent liegt, kann aber nicht zufriedenstellen", betonte Drese in Schwerin.
Mit zunehmendem Alter litten Menschen häufiger unter Vorerkrankungen und das Immunsystem lasse nach. Das mache anfälliger für Infektionen und erhöhe die Gefahr schwerer Krankheitsverläufe. Deshalb seien Schutzimpfungen gerade für diese Altersgruppe besonders wichtig. Die ständige Impfkommission strebe eine Impfquote von 75 Prozent an. Doch auch für jüngere Menschen sei die Grippeschutzimpfung ratsam, vor allem für jene, die viel Kontakt zu anderen Menschen hätten.
Aufklärungsaktionen zum Impfen
"Wir wollen keine Angst verbreiten, aber für das Thema sensibilisieren", sagte Drese und kündigte weitere Aufklärungsaktionen mit Flyern und Bildschirminformationen in Arztpraxen an.
Nicht nur bei der Grippevorsorge mache sich eine Impfmüdigkeit bemerkbar. Auch bei Corona, Pneumokokken oder Gürtelrose zeigten sich zunehmend größere Impflücken. Bei Pneumokokken, einer Bakterienart, die schwere Lungenentzündungen, Blutvergiftungen oder Hirnhautentzündung verursachen können, betrage die Impfquote bei den über 60-Jährigen im Land lediglich 23 Prozent.
Henning Kutzbach, Landesgeschäftsführer der Barmer Krankenkasse, appellierte an die Bevölkerung, ihren Impfschutz ähnlich ernst zu nehmen, wie die Vorbereitung des Fahrzeuges auf die kalte Jahreszeit. "Im Herbst zieht man die Winterreifen auf. Die gleiche Routine sollte bei der Grippeschutzimpfung gelten", sagte er.
Impfschutz vor Gürtelrose bei knapp 27 Prozent
Nach Angaben von Kutzbach besteht auch beim Schutz vor der Nervenerkrankung Gürtelrose noch großer Handlungsbedarf. Nur etwa ein Viertel der Menschen im Land, die 60 Jahre und älter sind, hätten nach zwei Impfungen vollständigen Schutz gegen Gürtelrose (Herpes zoster). Dabei sei die Impfung bereits seit 2019 eine Kassenleistung.
Gürtelrose gehe oft einher mit starken, anhaltenden Schmerzen und nicht selten drohten auch Langzeitschäden. "Vor diesem Hintergrund ist die bisherige Impfquote absolut unzureichend", betonte der Barmer-Landeschef. Nach seinen Angaben ist auch die gleichzeitige Grippe- und Gürtelroseimpfung möglich.
Quelle: dpa