Mecklenburg-Vorpommern Öffentliche Hand in Vorbildrolle
18.07.2023, 13:22 Uhr
(Foto: Christian Charisius/dpa/Symbolbi)
Der Einsatz ökologisch produzierter Werkstoffe gewinnt auch beim Bauen an Bedeutung. Eine Allianz für Nachhaltiges Bauen will dem Prozess in Mecklenburg-Vorpommern nun mehr Tempo verleihen.
Schwerin (dpa/mv) - Die Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern hat Bund, Land und Kommunen aufgefordert, beim ökologischen und nachhaltigen Bauen mit gutem Beispiel voranzugehen. Laut Vergabestatistik seien im ersten Halbjahr 2021 bundesweit nur knapp sechs Prozent der öffentlichen Bauaufträge an Kriterien der Nachhaltigkeit gebunden gewesen. Für 2022 sei mit einem Anteil von kaum mehr als zehn Prozent zu rechnen. "Da ist noch Luft nach oben", betonte der Präsident der Architektenkammer MV, Christoph Meyn, am Dienstag in Schwerin.
Anlass war die Präsentation konkreter Handlungsempfehlungen der im Oktober 2022 gegründeten Allianz für Nachhaltiges Bauen in Mecklenburg-Vorpommern. Ihr gehören neben der Architekten- und der Ingenieurkammer unter anderem der Landesbauverband, die Handwerks- sowie die Industrie- und Handelskammern, die Umweltschutzorganisation BUND sowie Universitäten und Hochschulen im Nordosten an.
Die Allianz fordert bessere gesetzliche Rahmenbedingungen zur Einführung und Verwendung ökologischer Baustoffe. Durch den konsequenten Einsatz nachhaltiger Bau- und Dämmstoffe soll der Wärme- und Strombedarf von Gebäuden verringert werden. Durch die Förderung regionaler Wertstoffkreisläufe für Bauelemente und Materialien sollen der Baustoffeinsatz vermindert und die Wertschöpfung im Land erhöht werden. Zudem soll die Qualifizierung von Personal sowohl in Baufirmen und Planungsbüros als auch in Behörden vorangetrieben werden.
Statt Dämmplatten aus Styropor oder Glasfasern sollten verstärkt Naturstoffe wie Holzfasern, Seegras, Stroh oder Hanf zum Einsatz kommen, sagte die Präsidentin der Ingenieurkammer, Gesa Haroske. Zudem gelte es, mit Rücksicht auf die begrenzten Ressourcen und Belastungen für künftige Generationen Baustoffe aufzubereiten und erneut einzusetzen. "Die Studenten von heute fordern nachhaltiges Bauen ein", sagte sie. Das Bewusstsein dafür wachse.
"Ökologischer Bauen können wir nur, wenn wir vom Reden ins Handel übergehen", mahnte der Hauptgeschäftsführer der Schweriner Industrie- und Handelskammer, Siegbert Eisenach. Der Branche würden Möglichkeiten dafür aufgezeigt und zugleich Wege eröffnet, sie zukunftsfest zu machen. "Wir möchten hier in Mecklenburg-Vorpommern ein Vorreiter sein", sagte Eisenach. Die Transformation des Bauwesens hin zu mehr Nachhaltigkeit sei angesichts der damit verbundenen Kosten und vieler unterschiedlicher Interessenlagen schwierig, aber unumgänglich. "Dieser Weg wird nicht einfach sein", räumte Eisenach ein.
Nach den Worten Meyns müssen beim künftigen Bauen auch die steigenden Kosten für Energie, Transport und das Recycling einberechnet werden. "Bei den Unternehmen ist das längst Thema und auch die Bauherren fragen immer öfter danach", sagte er. Zuletzt hatten die Pläne des Bundes für ein neues Heizungsgesetz für heftige Diskussionen gesorgt, weil Hausbesitzer mit den ursprünglich geplanten Vorgaben für die Umstellung auf abgasfreie Heizsysteme große finanzielle Belastungen befürchteten.
Quelle: dpa