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Niedersachsen & Bremen Weg frei nach zehn Jahren - Friesenbrücke ist geöffnet

Endlich wieder zu Fuß oder per Rad über die Ems: Das ist nun auf der neuen Friesenbrücke möglich – nur bis die ersten Züge fahren, dauert es noch.

Weener (dpa/lni) - Entlang der Ems in Ostfriesland dürften viele Menschen auf diesen Moment gewartet haben: Noch fahren zwar keine Züge über die neue Friesenbrücke bei Weener - Fußgänger und Radfahrer können das Bauwerk aber nun passieren. Die Deutsche Bahn (DB) gab am frühen Nachmittag die Eisenbahnbrücke, zu der auch ein 2,5 Meter breiter Geh- und Radweg gehört, für Passanten frei. Dutzende Fußgänger und Fahrradfahrer, die ihre Räder schoben, nutzten die Gelegenheit und liefen über das neu eröffnete Bauwerk - die frühere Brücke war 2015 bei einem Schiffsunfall zerstört worden. Manche feierten den Brückenschlag auch mit einem Glas Sekt. 

Gegen 14.00 Uhr schloss sich das drehbare, mittlere, rund 1.800 Tonnen schwere Brückenteil und die ersten Passanten konnten die Brücke queren. Durch das Öffnen und Schließen des mittleren Brückenteils um 90 Grad können größere Frachter oder Kreuzfahrtschiffe an der Brücke vorbeifahren. 

Als einer der Ersten passierte Arthur Rosema aus der Gemeinde Moormerland (Landkreis Leer) die Friesenbrücke. Er sagte, es sei toll, nach zehn Jahren die Ems an dieser Stelle wieder über eine Brücke zu überqueren. Auch für den Radverkehr zwischen dem Rheiderland westlich der Ems und der Gemeinde Westoverledingen auf der östlichen Flussseite werde die Brücke gebraucht. 

Warum ein Neubau nötig wurde

Seitdem ein Frachter 2015 die damals geschlossene Klappbrücke gerammt und zerstört hatte, war die Emsquerung für Fußgänger, Radfahrer und den Bahnverkehr unterbrochen. Wer zu Fuß oder mit dem Rad zwischen Weener und Westoverledingen über den Fluss wollte, musste weite Umwege in Kauf nehmen. Statt Zügen gab es einen Busersatzverkehr.

Die alte Brücke wurde abgerissen und neu aufgebaut. Das neue 335 Meter lange Bauwerk ist nach Angaben der Bahn die größte Hub-Dreh-Brücke für den Eisenbahnverkehr in Europa. 

Mit der Friesenbrücke sei innerhalb von drei Jahren eine Brücke gebaut worden, die es kein zweites Mal in Europa gebe, sagte der Staatssekretär im niedersächsischen Verkehrsministerium, Matthias Wunderling-Weilbier. "Das ist gigantisch, dass wir das geschafft haben." Dass der Geh- und Radweg nun freigegeben werden könne, sei ein "großes Ausrufezeichen für diese Region."

Allerdings ist die Friesenbrücke nicht zu jeder Zeit für Fußgänger und Radfahrer passierbar. "Die Nutzung des Weges ist tideabhängig und kann nur zu Zeiten erfolgen, wenn die Brücke nicht für den Schiffsverkehr geöffnet ist", teilte die Bahn mit. Über genaue Öffnungszeiten will die Bahn im Internet und über Aushänge an der Brücke informieren. 

Wann die Brücke komplett in Betrieb gehen soll

Außerdem werde noch weiter an der Brücke gearbeitet, sodass es auch kurzfristig zu Einschränkungen kommen könne. Das Auf- und Zudrehen sowie das Absetzen des drehbaren, mittleren Brückenteils hat die Bahn in den vergangenen Monaten mehrfach getestet. Bis alle Arbeiten an der Brücke abgeschlossen sind, sollen Radfahrerinnen und Radfahrer ihr Rad über die Brücke schieben. 

Bis die ersten Personenzüge über die Brücke fahren werden und damit der grenzüberschreitende Bahnverkehr auf der sogenannten Wunderline zwischen Deutschland und den Niederlanden wieder aufgenommen werden kann, dauert es noch. Zuletzt hatte die Bahn mitgeteilt, die Inbetriebnahme könne voraussichtlich Ende dieses Jahres erfolgen. Ursprünglich war ein Start der deutsch-niederländischen Bahnverbindung zusammen mit der Fertigstellung der Friesenbrücke zum Fahrplanwechsel im Dezember 2024 geplant gewesen.

Was Reisenden die neue Bahnstrecke bringt

Künftig sollen Bahnreisende auch mithilfe der Friesenbrücke auf der Strecke zwischen Bremen und Groningen in den Niederlanden schneller unterwegs sein. Dazu wird die insgesamt 173 Kilometer lange Bahnstrecke in zwei Stufen ausgebaut – der größte Teil liegt dabei auf deutscher Seite. In der ersten Ausbaustufe wird aktuell die Teilstrecke zwischen der deutsch-niederländischen Grenze und Ihrhove (Landkreis Leer) modernisiert. Dazu wird unter anderem an Gleisen, Weichen, Signalen und Oberleitungen gearbeitet. Die neue Friesenbrücke über die Ems ist Teil dieser Strecke.

Durch die Wunderline soll sich die Fahrzeit für Reisende zwischen Bremen und Groningen auf weniger als zweieinhalb Stunden verkürzen. Nach der zweiten Ausbaustufe soll die Reisezeit unter 2:15 Stunden betragen. Vor der Unterbrechung der Strecke lag die Reisezeit bei 2:43 Stunden.

Quelle: dpa

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