Reise

"Sound of Music" kommt heim Berühmtes Kitsch-Musical mit Nazis

Bei den Proben zu "The Sound of Music" im Landestheater Salzburg.

Bei den Proben zu "The Sound of Music" im Landestheater Salzburg.

(Foto: REUTERS)

Für Millionen Menschen ist das Musical "Sound of Music" unverzichtbares Weihnachtsprogramm, für viele Salzburger war es lange eher ein Ärgernis. Nun kommt die Alpenromanze erstmals heim. Der Film soll mehr Urlauber in die Stadt bringen als der große Sohn Mozart. Wegen der Darstellung der Deutschen und Österreicher als Nazis oder Mitläufer wird er in seinem Drehort aber zwiespältig aufgenommen.

Er gilt als der bekannteste Musikfilm der Welt. Jedes Jahr vereint er vor Weihnachten Menschen auf verschiedenen Kontinenten vor dem Fernseher, Kinder lernen die Lieder schon in der Grundschule. Nur in Deutschland und Österreich kann kaum jemand bei "The Sound of Music" mitsingen - obwohl die Geschichte in Salzburg spielt. Das Landestheater will das nun ändern und bringt das US-Musical von Richard Rodgers und Oscar Hammerstein ab Sonntag erstmals in Salzburg auf die Bühne. "A Musical comes Home", lautet das Motto. Die Musical-Stars Uwe Kröger und Wietske van Tongeren übernehmen die Hauptrollen.

"Für ganz ganz viele Millionen Menschen weltweit ist Sound of Music das, was Dinner for One für uns ist", sagt Landestheater-Chef Carl Philip von Maldeghem. Als er 2009 Intendant geworden sei, habe er gleich die Frage gestellt, warum so ein Projekt noch nie in Salzburg umgesetzt wurde: "Es gab ganz viele, die mir dann ganz viele Gründe genannt haben, warum es keinen Sinn hat."

Deutschland-Österreich-Bild in der Welt

Er selbst lernte den legendären Film aus den 1960er Jahren auf Grundlage eines Broadway-Musicals als 17-jähriger Austauschschüler in den USA kennen, als ihm seine Gastfamilie vor Weihnachten ankündigte "Wir schauen jetzt was aus deiner Heimat." "Seitdem weiß ich, wie sehr das das Deutschland-Österreich-Bild in der Welt prägt."

Wegen der Darstellung der Deutschen und der Österreicher als Nazis oder Mitläufer wird der Film in seinem Drehort zwiespältig aufgenommen.

Wegen der Darstellung der Deutschen und der Österreicher als Nazis oder Mitläufer wird der Film in seinem Drehort zwiespältig aufgenommen.

(Foto: dpa)

Edelweiß, Alpenpanorama, Trachtenidylle und eine von dem "Anschluss" Österreichs an Nazi-Deutschland bedrohte Romanze sind die Erfolgsfaktoren des Film. Die Geschichte um den verwitweten Baron von Trapp mit seinen sieben Kindern, dem die musikbegabte junge Novizin Maria als Kindermädchen zur Seite gestellt wird, basiert auf einer wahren Geschichte. Natürlich verlieben sich beide und die Familie flüchtet vor dem NS-Regime in die USA.

Die Darstellung der Deutschen und der Österreicher im Film als Nazis - oder zumindest als Mitläufer - ist für viele ein Grund, warum der Film mit Julie Andrews und Christopher Plummer in seinem Drehort so zwiespältig aufgenommen wird. "Die haben auch gesagt, wir wollen von damals nichts wissen und oder es ist ja gar nicht authentisch", zitiert der Intendant Salzburger Kritiker. Noch heute denken viele Amerikaner und Asiaten, das Lied "Edelweiß" sei die Nationalhymne. "Diese Fremdbestimmung durch Sound of Music hat einige gestört."

"Lebendiger Geschichtsunterricht"

Die junge Generation habe sich aber mit dem Stoff angefreundet und hat einen ganz anderen Zugang: 300 Kinder bewarben sich bei den Castings, viele Schüler und Lehrer aus dem Raum Salzburg fragten nach Karten: "Für die ist das lebendiger Geschichtsunterricht", sagt der Intendant.

"Ein bisschen kitschig": Wietske van Tongeren als Maria Rainer bzw. Maria von Trapp.

"Ein bisschen kitschig": Wietske van Tongeren als Maria Rainer bzw. Maria von Trapp.

(Foto: dpa)

Die Touristiker haben längst Frieden mit dem Film geschlossen. Er soll mehr Urlauber in die Stadt bringen als der große Sohn Mozart. 300.000 Fans besichtigen nach Angaben von Salzburg Tourismus jährlich Drehorte und Lebensstationen der Familie Trapp. "Der eine oder andere sagt vielleicht, dass das ein bisschen kitschig ist. Aber die Salzburger wissen, was sie Sound of Music zu verdanken haben", formuliert Geschäftsführer Bert Brugger vorsichtig.

Jetzt schon ein Kassenknüller

Auch für das Landestheater wird das Musical sicher kein Defizit-Projekt: Die Karten sind bis ins kommende Jahr hinein ausverkauft, "Sound of Music" könnte Dauergast auf dem Spielplan bleiben. Neben Einheimischen und Musical-Touristen aus dem deutschsprachigen Raum rechnet das Theater auch mit Gästen aus aller Welt. Unter den Premierengästen am Sonntag ist auch von Maldeghems ehemalige US-amerikanische Gastfamilie: "So schließt sich für mich der Kreis."

Quelle: ntv.de, Miriam Bandar, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen