TGV verbindet Frankfurt und Marseille Besonders schnell ans Mittelmeer
22.03.2012, 15:26 Uhr
Doppelstock-Hochgeschwindigkeitszug vom Typ TGV 2N2: Er fährt auf der Strecke Frankfurt - Marseille.
(Foto: picture alliance / dpa)
Am Freitag startet eine direkte TGV-Verbindung zwischen Marseille und Frankfurt. Dann ist man in siebeneinhalb Stunden am Mittelmeer. Der Hochgeschwindigkeitszug fahrt einmal täglich in beide Richtungen. Das Angebot zielt vor allem auf Touristen ab.
In weniger als acht Stunden von Frankfurt am Main bis ans Mittelmeer fahren - ab Freitag ist dies möglich. Ab diesem Tag bietet die französischen Staatsbahn SNCF gemeinsam mit der Deutschen Bahn (DB) eine direkte Hochgeschwindigkeitsverbindung von der Main-Metropole in die südfranzösische Stadt Marseille an - via Mannheim, Karlsruhe, Baden-Baden, Straßburg, Besançon, Lyon, Avignon und Aix-en-Provence.

Der TGV 2N2 bekam schon bei der Vorstellung im Oktober 2011 in Frankfurt am Main große Aufmerksamkeit.
(Foto: picture alliance / dpa)
Zunächst ist tägliche eine Hin- und Rückfahrt im Programm. Der doppelstöckige französische TGV mit acht Waggons startet um 14.00 Uhr in Frankfurt, die Ankunft in Marseille ist um 21.46 Uhr geplant. Für die Rückfahrt in Richtung Norden startet der Zug um 8.14 Uhr am Bahnhof St.Charles mitten in der Marseiller Altstadt und erreicht Frankfurt kurz vor 16.00 Uhr.
Ab Straßburg rollt der bis zu 320 Kilometer schnelle Zug auf der neuen Hochgeschwindigkeitsverbindung TGV-Rhin-Rhône, die im Dezember in Betrieb genommen wurde. Dank dieser Trasse, die südlich vom Elsass ins Rhône-Tal führt, verkürzt sich die Fahrzeit zwischen Frankfurt und Marseille um rund 90 Minuten.
Mehr als 9000 Plätze reserviert
Die Resonanz auf das neue Angebot sei gut, versichert ein Sprecher der Deutschen Bahn, die das Projekt gemeinsam mit der SNCF betreibt. Seit Beginn des Vorverkaufs am 24. Dezember seien in Deutschland gut 9000 Plätze reserviert worden. Die Reservierungen fangen jeweils drei Monate vor dem Reisedatum an - für die Hauptferienzeit im Juli und August haben sie daher noch nicht begonnen.
"Mit Beginn der Ferien wird die Auslastung der Züge sicher stark ansteigen", sagt der DB-Sprecher. Zumal die Preise selbst gegenüber Billigfliegern günstig seien. Die billigste Fahrt Frankfurt-Marseille ist mit dem Angebot Europa-Spezial bei früher Buchung ab 39 Euro zu haben. Auch Rabatte mit der deutschen Bahncard gelten in dem TGV. Der reguläre Preis für ein Ticket kann allerdings bis auf 142 Euro klettern.
Vor allem Touristen werden umworben
Die Bahngesellschaften setzen mit diesem Angebot vor allem auf Touristen. Die DB wirbt daher gezielt mit Sehenswürdigkeiten entlang der Strecke. In einem Flyer verweist sie etwa auf die Altstadt von Lyon, deren Renaissance-Bauten von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurden, auf den ehemaligen Papstsitz Avignon mit seiner berühmten Brücke, das malerische Aix-en-Provence oder den alten Hafen von Marseille mit seinen Cafés und Restaurants. Die SNCF wiederum wirbt mit einem angebissenen Lebkuchenherz und dem Slogan "Ich liebe Dich" für Deutschland als Reiseziel für Franzosen.
Beide Bahngesellschaften haben bereits Erfahrung mit der Kooperation: Seit fast fünf Jahren verkehren TGV-Züge zwischen Paris, Stuttgart und München. Die DB nutzt die im Juni 2007 fertiggestellte Hochgeschwindigkeitstrasse zwischen Paris und Ostfrankreich ebenfalls: Sie schickt deutsche ICE-Züge via Saarbrücken und Metz in die Seine-Metropole. Bisher haben laut DB rund sechs Millionen Reisende dieses Angebot genutzt.
Für Geschäftsreisende kaum interessant
Ein solches Ergebnis dürfte die neue Verbindung Frankfurt-Marseille freilich nicht bringen, zumal sie für Geschäftsreisende kaum interessant ist. Wirtschaftlich profitiert vor allem die SNCF von der Kooperation, da sich nur 200 der insgesamt gut tausend Kilometer langen Strecke auf deutschem Boden befinden. Die Deutsche Bahn sieht das neue Angebot denn auch in erster Linie als Teil ihrer Strategie, den grenzüberschreitenden Bahnverkehr weiter auszubauen und vor allem dem Flugverkehr Kunden abzujagen.
Dazu hat sie sich mit den Bahngesellschaften in Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Österreich und der Schweiz in dem Bündnis "Railteam" zusammengeschlossen. Einen Rückschlag musste die Bahn allerdings bei ihrem Prestige-Projekt, der geplanten ICE-Verbindung nach London, hinnehmen. Der 2013 vorgesehene Startbeginn musste verschoben werden, weil sich die Auslieferung der 16 neuen ICE-Zügen durch Siemens verzögert. Einen neuen Termin gebe es noch nicht, heißt es bei der Bahn.
Quelle: ntv.de, Jutta Hartlieb, AFP