Reise

Schau zu jahrhundertealtem Rätsel Die schönste Frau des Mittelalters

Die Uta im Naumburger Dom ist als schönste Frau des Mittelalters in die Geschichte eingegangen. Die Identität ihres Bildhauers ist bis heute unklar. Eine große kunsthistorische Schau widmet sich nun seinen Steinskulpturen - unter dem Titel "Der Naumburger Meister - Bildhauer und Architekt im Europa der Kathedralen".

Die Stifterfigur der Uta im Westchor des Naumburger Domes.

Die Stifterfigur der Uta im Westchor des Naumburger Domes.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Haare sind streng unter einem Kopftuch versteckt. Hinter dem halb hochgezogenen Mantelkragen verbergen sich die Gesichtszüge einer gekrönten Frau. Schutzbedürfnis, Abweisung und Unnahbarkeit einer stolzen und souveränen Herrscherin vermittelt dieses Bild. Es ist kaum möglich, sich ihrem Blick zu entziehen. Die Frau scheint reserviert und kühl zu sein, gleichzeitig geht von ihr viel Emotionalität aus.

Als schönste Frau des Mittelalters ist die Skulptur der Uta von Naumburg in die Geschichte eingegangen. Die in der Mitte des 13. Jahrhunderts entstandene Steinfigur steht bis heute als eine der zwölf Stifter im Westchor des Naumburger Doms, einem einmaligen Ensemble gotischer Kunst. Seit Jahrhunderten beflügelt sie dort die Fantasie der Betrachter und gibt ihnen zugleich viele Rätsel auf. Die gesamte Architektur, Skulptur, Glas-und Wandmalerei des um 1250 vollendeten Naumburger Westchors sind derart aufeinander bezogen, dass dies nur durch die Gesamtleitung eines verantwortlichen Bildhauer-Architekten erklärt werden kann.

Höchstmaß an Individualität

Doch wer war dieser geniale Künstler, dem die großartigsten Schöpfungen der deutschen Bildhauerkunst zu verdanken sind? Wie konnte es ihm gelingen, der steinernen Materie soviel Lebendigkeit, Gefühl und Ausdruck einzuhauchen? Und was veranlasste ihn dazu, die bereits zwei Jahrhunderte zuvor verstorbene Uta mit einem Höchstmaß an Individualität zu porträtieren? Frei nach Dan Brown könnte man diese ungeklärten Rätsel als "Naumburg-Code" bezeichnen, den es zu entschlüsseln gilt - sind die Werke des anonym gebliebenen Steinbildhauers doch nicht minder beeindruckend als jene Da Vincis.

Da die Identität des Bildhauers bis heute ungeklärt ist, wurde er nach seinem Hauptwerk, dem Westchor im Naumburger Dom, benannt und als "Naumburger Meister" bezeichnet. Eine große kunsthistorische Schau wird sich 2011 seinen steinernen Skulpturen widmen, die in ihrem Inneren von Gefühlen bewegt zu sein scheinen. Unter dem Titel "Der Naumburger Meister - Bildhauer und Architekt im Europa der Kathedralen" findet vom 29. Juni bis zum 2. November 2011 in Naumburg die Landesausstellung Sachsen-Anhalt statt. Sie wird gemeinsam von der Stadt Naumburg und den Vereinigten Domstiftern zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatsstifts Zeitz durchgeführt.

Blick auf den Dom St. Peter und Paul in Naumburg.

Blick auf den Dom St. Peter und Paul in Naumburg.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Erstmals wird der Großteil der mit dem Naumburger Meister in Verbindung gebrachten Kunstwerke der Skulptur, der Schatzkunst sowie der Glas- und Buchmalerei Frankreichs, Deutschlands, Polens, Großbritanniens, Österreichs sowie der USA an einem Ort versammelt. Diese erste Gesamtschau des bedeutenden Bildhauers bietet den Besuchern die einmalige Gelegenheit, in vergleichender Perspektive selbst den "Naumburg-Code" zu entschlüsseln.

Ausstelluntg verbindet mehrere Orte

Die Ausstellung verbindet mehrere Orte in der Domfreiheit und in der Bürgerstadt Naumburg. Mit den Ausstellungsorten Schlösschen am Markt, dem Dom St. Peter und St. Paul mit der Marienkirche am Dom und der Domklausur sowie dem Stadtmuseum Hohe Lilie steht eine Ausstellungsfläche von 2500 Quadratmetern zur Verfügung, auf der rund 300 hochkarätige Kunstwerke präsentiert werden. Die Johanneskapelle auf dem Domfriedhof sowie die Kapelle der Ägidienkurie erwarten die Besucher ebenso wie der rekultivierte Domgarten mit der mittelalterlichen Kinderdombauhütte und dem "Garten des Naumburger Meisters" - ein Garten, der in Natur jene Pflanzenwelt zeigt, die der Bildhauer an den Kapitellen des Lettners wiedergab.

Einen lebendigen Eindruck von der Schaffenszeit des Naumburger Meisters bieten zudem die sechs Korrespondenzorte zur Landesausstellung. Neben der nahe Naumburg gelegenen Schönburg laden an der Südroute der Straße der Romanik die Neuenburg in Freyburg (Unstrut), das Kloster Pforta in Schulpforte, die Rudelsburg in Bad Kösen, der Merseburger Dom und der Dom in Zeitz zur Zeitreise in die Romanik ein.

Informationen

Der Eintritt zur Landesausstellung kostet 12, ermäßigt 8 Euro pro Person.

Ausführliche Informationen zur Ausstellung und zum Begleitprogramm gibt es unter der Telefonnummer 03445-23 01 120 und im Internet unter naumburgermeister.eu.

Die Ausstellung ist Kultur-Ticket-Partner der Deutschen Bahn. Das "Kultur-Ticket-Spezial" und kostet 39 Euro in der 2. und 59 Euro in der 1. Klasse. Das Ticket gilt - in Verbindung mit einer Eintrittskarte für die Ausstellung - im Umkreis von 300 Kilometern, ist zuggebunden und nu in einem begrenzten Kontingent vorhanden ("solange der Vorrat reicht"). Die An- und Abreise muss am selben Tag erfolgen.

Quelle: ntv.de, abe/ots

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