Erholung für junge Leute boomt Dünenland in Kinderhand
08.08.2011, 12:43 Uhr
Siegfried Leisner, der Herr über "Puan Klent".
(Foto: dpa)
Schleswig-Holstein ist ein Ferienland. Zusammen mit Hamburg gibt es 250 Einrichtungen im Norden, die Erholung für Kinder und Jugendliche bieten. Eine besonders traditionsreiche ist das mehr als 90 Jahre alte "Puan Klent" auf der Nordseeinsel Sylt.
Der Herr über "Puan Klent" steht auf der Sylter Düne Olymp, seine Arme zeigen nach Osten und Westen über grüne Wiesen und Dünen bis zum Wasser. "Von Meer zu Meer geht das Gelände - all min", lacht Siegfried Leisner. 21 Hektar fasst das Gebiet. "Puan Klent", der Name löst bei Generationen von Hamburgern wehmütige Seufzer der Erinnerung aus. Seit mehr als 90 Jahren dient das Gelände als Erholungsheim für Kinder und Jugendliche, eines der größten auf der Insel Sylt.
Militärlager im Ersten Weltkrieg
Während des Ersten Weltkriegs standen hier noch Militärcamps, nach dem Krieg gründete sich aus Wandervögeln, Falken und Sozialistischer Arbeiter-Jugend der Hamburger Verein, der "Puan Klent" trug. Das Heim heißt nach den friesischen Begriffen für den Piraten Paul (Puan) und Kliff (Klent) - wo Paul einen Schatz versteckt haben soll. Den früheren Namen "Groß Vlie" wollte man wegen der militärischen Nutzung nicht übernehmen, erzählt Leisner, der seit zehn Jahren Vorsitzender der Stiftung ist, in die der Verein 1937 umgewandelt wurde - weil man der Gleichschaltung durch die Hitlerjugend entgehen wollte.
Die roten Backsteingebäude von "Puan Klent" gruppieren sich wie ein kleines Dorf um einen zentralen Platz, gleich dahinter beginnen Wiesen und Heide. Über alles braust der allgegenwärtige Seewind, der Straßenlärm ist hier, zwischen Dünen und Meer, weit weg. Für Leisner begann die lebenslange Beziehung mit diesem Ort bei einem Sportgruppen-Aufenthalt im Jahr 1954 als Zehnjähriger. Später war der gelernte Architekt mit seiner Frau als Betreuer tätig. "Hier erlebt man die erste große Liebe, die erste Zigarette, das erste Tanzvergnügen ..."
55.000 Übernachtungen in 420 Betten
Aus den ersten Jahren stehen noch der heutige Mädchen- und Jungenzimmertrakt. Wollte man in den 1920er Jahren sozial schwachen Familien aus Hamburg Erholung verschaffen, kommen heute Jugendgruppen, Familien, aber auch Alleinreisende. Hamburger Schulen, Sportvereine und Kirchen seien seit den Zwanzigern die Hauptkundschaft, erzählt Leisner. Darunter war auch der spätere Erste Bürgermeister von Hamburg, Ole von Beust.
Wegen kleiner werdender Klassengrößen müsse man sich auch für Familien öffnen, erklärt Leisner. Geboten werden Tagungsräume, Sportplätze, eine Bibliothek, eine Halle, die wahlweise für Discoabende oder Sport genutzt werden kann, eigene Strände und ein Wattlabor in Zusammenarbeit mit der Schutzstation Wattenmeer, in dem sich unter anderem Taschenkrebse tummeln. Im großen Essenssaal wird auf Wunsch auch vegetarische oder muslimische Kost serviert. 55.000 Übernachtungen in 420 Betten zählt man im Jahr in "Puan Klent".
In ganz Schleswig-Holstein gibt es pro Jahr 5,5 Millionen Übernachtungen in den Jugendfreizeiteinrichtungen, sagt Jens Peter Jensen, Geschäftsführer des Landesjugendrings Schleswig-Holstein. Etwa zwei Drittel davon entfielen auf die Zeit von Mai bis September. Besonders beliebt seien Häuser an Nord- und Ostseeküste, "die haben die Nase vorn". Die Jugendherberge auf Helgoland sei zum Beispiel sehr gefragt. Insgesamt stünden in Schleswig-Holstein und Hamburg rund 250 Einrichtungen mit 25.000 Übernachtungsplätzen zur Verfügung. Die Hälfte der Kinder und Jugendlichen, die in den verschiedenen Freizeit- und Erholungseinrichtungen in Schleswig-Holstein den Sommer verbringen, stamme aus anderen Bundesländern, erzählt Jensen.
"Der Preis spielt eine große Rolle", hat Jensen beobachtet. "Der Trend geht zurück zum Jugendzeltlager." Der Landesjugendring fordere daher "Freizeitstätten für jeden Geldbeutel". Auslastungsprobleme kennt man in "Puan Klent" nicht. "Im Sommer sind wir überrannt mit Gästen", sagt Leisner. Und die Düne Olymp ist nachts ein besonders beliebter Treffpunkt der Jugendlichen, hat er bemerkt: "Da kann man gleich sehen, ob ein Betreuer kommt."
Quelle: ntv.de, Martina Scheffler, dpa