Im Reich der Kraken und Möwen Einsame Inseln in Spaniens Nordwesten
09.06.2009, 12:42 UhrDie galicischen Atlantikinseln gehören zu den schönsten Nationalparks Spaniens. Schroffe Klippen, weiße Strände und die größte Möwenkolonie des Landes machen den Besuch auf den "Inseln der Götter" für viele Urlauber zu einem unvergesslichen Erlebnis.
Vorsichtig steuert Ramón Guimerans das Segelboot durch die Miesmuschelbänke in der Ría de Vigo. Fischer ziehen die bis zu 15 Meter langen Seile, an denen die Schalentiere hängen, mit Kränen auf ihre Boote. Danach ist der Weg zu den Cíes-Inseln frei. Nach wenigen Minuten sind der Strand das Rodas und die Landzunge zwischen den Inseln Monteagudo und Illa do Faro zu erkennen. Ramón holt das Segel ein und geht vor Anker. Das türkisblaue Wasser und der weiße Strand bilden einen starken Kontrast zu den Kiefer- und Eukalyptuswäldern.
Bei diesem Anblick kann man verstehen, warum die britische Zeitung "The Guardian" die Praia das Rodas vor zwei Jahren zum "schönsten Strand der Welt" wählte. "Seitdem können wir uns vor Besucheranfragen kaum noch retten", versichert der Parkwächter José Manuel López. Maximal dürfen 2200 Personen täglich die Insel besuchen.
Vier Fünftel unter Wasser
Die Cíes-Gruppe besteht aus den Inseln Monteagudo, Illa do Faro und San Martiño. Zusammen mit den Inselgruppen Ons, Sálvora und Cortegada sowie rund 20 kleineren Inseln bildet sie den Nationalpark der Galicischen Atlantikinseln. Davon liegen fast 80 Prozent unter Wasser. "Jede Inselgruppe liegt vor einem der fjordartigen Flussarme der galicischen Küste, und der Austausch zwischen dem salzigen Atlantik und dem Süßwasser der Rías Baxias sorgt für eine hohe Wasserqualität und Nährstoffkonzentration", erklärt der Parkwächter. Die Folge ist ein Unterwasserleben mit 200 Algenarten sowie vielen Krustentieren, Kraken, Fischen, Delfinen, Schildkröten und Walen.

Die Cies-Gruppe ist ein Paradies für Seevögel.
(Foto: REUTERS)
Die Abgeschiedenheit der Atlantikinseln zieht auch Wasser- und Raubvögel an. Mit rund 22.000 Paaren nistet hier zum Beispiel eine der größten Möwenkolonien der Welt. Wer nicht mit dem Boot unterwegs ist, kann auf Cíes vom Beobachtungsplatz am Alto de Campa die Vögel aus der Nähe bestaunen. Hier in der Nähe wurden Reste von Siedlungen aus der Zeit um 3500 vor Christi gefunden. Auch die Römer siedelten im zweiten Jahrhundert nach Christi auf Cíes und nannten sie die "Insel der Götter". Seit dem 18. Jahrhundert ist Cíes unbewohnt.
Gefährliche Brandung
An den Steilküsten der Inseln Ons und Onza entlang zu segeln, könnte aufregender kaum sein. Häufig sind Einheimische hier beim gefährlichen Sammeln von Enten- und Miesmuscheln zu beobachten. Die Steinkreuze auf den Klippen erinnern daran, dass hier viele Fischer in der Brandung ihr Leben ließen. Auf der Insel führen Wanderwege zu Aussichtspunkten wie dem Mirador de Fedorentos mit seinen Ausblick auf Onza und Cíes oder zum Burato do Inferno, dem "Höllenloch".
Ons ist die größte und einzige bewohnte der Atlantikinseln. Noch knapp 20 Menschen erleben hier einen Alltag wie vor 50 Jahren. "Aber wir sind zufrieden. Wir haben unsere Ruhe und alles, was wir brauchen: Fisch, Kraken, Ziegen, Hühner und Gemüse", sagt Victoria und treibt ihre Ziegen in den Stall. Ons ist in ganz Spanien als das "Mekka der pulpos", der Kraken, bekannt - Lola Vidal bereitet sie im Restaurant "Casa Checho" mit grobem Salz, Olivenöl und Paprika zu.
Quelle: ntv.de, Manuel Meyer, dpa