Erlebnis Wildtier Gucken in der Dübener Heide
27.03.2007, 09:00 UhrWildtiere in freier Natur erleben: Dafür fahren Menschen nach Kanada, nach Südafrika. "Jetzt wird ein ähnliches Erlebnis in Deutschland möglich", sagt Wildexperte Kai Elmauer vom Verein für Arten-, Umwelt und Naturschutz (VAUNA). Das Projekt startet in diesen Tagen in der Dübener Heide nördlich von Leipzig.
An zehn Beobachtungspunkten sollen dort Besucher künftig Kraniche, Biber, Fischadler, Gänse sowie Rot-, Reh-und Schwarzwild auf dem 75.000 Hektar großen Gelände sehen können, das sich über Sachsen und Sachsen-Anhalt erstreckt. Mit dem bislang einmaligen Projekt in Deutschland verfolgt der Verein Dübener Heide insbesondere zwei Ziele: Die Neugier auf Wildtiere wecken und die Region für Touristen interessant machen.
"Wir haben hier einen überragenden Reichtum an Wildtieren", sagt Thomas Klepel, Leiter des Naturparks Dübener Heide. Unter dessen Dach sind in den beiden Ländern 14 Nationalparks, 14 Biosphärenreservate und 96 Naturparks vereint. Das Areal reicht von den sächsischen Städten Torgau und Doberschütz bis zur Bagger-Stadt "Ferropolis" bei Gräfenhainichen in Sachsen-Anhalt. Biber und Kraniche hat es in dem größten Mischwaldgebiet der Region immer gegeben. Doch erst Reaktionen von Besuchern haben den Einheimischen verdeutlicht, welche Schätze sie haben. "Jetzt besteht die Herausforderung darin, Wege zu finden, die Tiere zu präsentieren, ohne dass sie in ihrem natürlichen Lebensraum beeinträchtigt werden", sagt Klepel.
Damit das gelingt, hat VAUNA zum Konzept beigetragen. Der Verein beobachtet unter anderem die Wölfe in der Oberlausitz und ist federführend bei der Entwicklung eines Leitbildes für das Rotwild-Management in Deutschland. "Mit dem Modellprojekt hat die Dübener Heide die Nase vorn", meint Wildtierexperte Elmauer. "Das können selbst Nationalparks nicht bieten."
Gefördert wird das Programm "Erlebnis Wildtier" von der EU, die etwa 75 Prozent der Kosten von 110 000 Euro übernimmt. Mit dem Projekt wird bereits Bestehendes in dem Naturpark ausgebaut, verbessert und vernetzt. Hinweisschilder erläutern an den Beobachtungspunkten, was die Besucher zu sehen bekommen. Ergänzt wird dies durch "Erlebnispfade" und 15 ausgebildete Natur-und Landschaftsführer, die auch individuelle Touren anbieten.
In Ergänzung zu dem Programm will der Verein Dübener Heide im Mai "Heide-Magneten" vorstellen: Touristen werde auf Rundwanderstrecken, Sehenswürdigkeiten, Campingplätze und die heimische Gastronomie hingewiesen. "Die Menschen in der Region sollen auch von unserem Projekt profitieren", erklärt Klepel. "Mit dem Modell schaffen wir eine neue touristische Attraktion, die vor allem Tages- und Wochenendtourismus ankurbeln sollen", ergänzt Vereinsvorsitzender Axel Mitzka. Zugleich werde der Tourismus gelenkt, um eine Belastung für die Tiere zu vermeiden.
Wildtierexperte Elmauer betrachtet das Projekt als "mutigen Schritt" mit Signalwirkung. "Wenn man sich etwas anstrengt, kann man den Besuchern viel zeigen und der Besuch hier wird spannender als im Zoo." Das Interesse der Gäste scheint vorhanden: Die Fischadler am Muldestausee (Landkreis Bitterfeld) haben sich zum Besucher-Magneten entwickelt. Seit April 2006 wird der Brutplatz der Tiere in der früheren Bergbaulandschaft rund um die Uhr per Kamera beobachtet. Die Liveübertragung ist im Informationszentrum "Haus am See" zu sehen. "Durch die Livecam hat sich die Anzahl der Besucher stabilisiert auf rund 9.000 Besucher", berichtet Leiterin Susanne Grießbach und geht von wachsenden Zahlen im laufenden Jahr aus.
Quelle: ntv.de