Papst am See Genezareth Hoffnung auf Touristen-Boom
27.04.2009, 17:50 UhrAn den heiligen Stätten des Christentums am See Genezareth im Norden Israels erhofft man sich von dem Papst-Besuch im Mai einen kräftigen Besucherzuwachs. "Die meisten Gäste hier sind Deutsche und Russen", sagt einer der arabischen Kellner im Fischrestaurant Kapernaum, der die Menükarte auch auf Deutsch herunterbeten kann. "Inschallah, so Gott will, lass so viele kommen wie möglich!" In dem bereits gut besuchten Restaurant in unmittelbarer Ufernähe werden frische Salate und Petrus-Fisch serviert. Der Fisch wurde in den Gewässern geangelt, auf denen Jesus vor fast zwei Jahrtausenden auf wundersame Weise gelaufen sein soll.
Der See Genezareth ist Schauplatz vieler der bekanntesten Geschichten des Neuen Testaments. Laut Überlieferung soll der christliche Gottessohn hier eine Menge von Fünftausend mit nur zwei Fischen und einem Brot gespeist haben. An dieses biblische Wunder erinnert die Brotvermehrungskirche in Tabgha. Ein Mosaik auf dem Fußboden vor dem Altar zeigt die beiden Fische und das Brot. In einem flachen Becken im Hof der Kirche, um das sich mehrere Besucher drängen, tummeln sich zahlreiche bunte Fische. Vor dem Eingang spielen ein älterer Mann und eine Frau ein Geigenkonzert, in Hoffnung auf Spenden der vielen Pilger aus aller Welt.
Deutsches Pilgerhaus in der Nähe
In der Nähe der Brotvermehrungskirche am Nordwestufer des biblischen Sees gibt es auch ein deutsches Pilgerhaus, das seit mehr als einem Jahrhundert besteht. Hier können sich Besucher aus aller Welt ausruhen, die auf den Spuren von Jesus unterwegs sind. Im vergangenen Jahr besuchten nach Informationen des israelischen Tourismusministeriums etwa 1,8 Millionen Christen das Heilige Land, davon etwa eine Million Pilger. "In der Woche des Papst-Besuchs rechnen wir mit 20.000, für 2009 insgesamt mit 200.000 zusätzlichen Pilgern", erklärt Sprecherin Lydia Weitzman. "Fast immer besuchen solche Reisegruppe auch die heiligen Stätten am See Genezareth."
In der "Jesus-Stadt" Kapernaum schart sich eine deutsche Pilgergruppe um ihren Pfarrer, der mit ihr ins Heilige Land gereist ist. Vor der beeindruckenden historischen Kulisse liest er ihnen mit andächtiger Stimme Bibelverse vor. Sie wandeln hier in den Überresten einer antiken Synagoge, in der Jesus gelehrt und einen besessenen Mann geheilt haben soll. In wenigen Metern Entfernung kann man die Ruinen des Petrus-Hauses besichtigen, über denen eine katholische Kirche errichtet wurde.
Blick vom Berg der Seligpreisung
Von Kapernaum aus ist in der Ferne der Berg der Seligpreisung zu sehen, den der frühere Papst Johannes Paul II. bei seinem Besuch zur Jahrtausendwende besichtigte. Hier hat Jesus nach christlicher Überlieferung seine berühmte Bergpredigt gehalten. Von der prächtigen Kirche der Seligpreisungen bietet sich ein atemberaubender Blick auf den See.
Manchen Touristen fällt allerdings der Übergang vom lebenslustigen Strandleben des Mittelmeerlands zur traditionsbetonten Strenge der religiösen Stätten sichtlich schwer. Eine junge blonde Besucherin wird von einer schwarz gekleideten Nonne, die den Eingang der 1938 errichteten Franziskaner-Kirche bewacht, schroff zurechtgewiesen. "So können Sie hier nicht hereinkommen!", sagt die Schwester mit einem unerbittlichen Gesichtsausdruck. "Bitte bedecken Sie sich - dies ist ein heiliger Ort!"
Sara Lemel, dpa
Quelle: ntv.de