"Griechenland braucht jetzt die Deutschen" Land setzt auf Touristen
07.05.2010, 08:15 UhrDie Schuldenkrise, Ausschreitungen und Streiks der Fluglotsen könnten Urlauber aus Griechenland fernhalten. Dabei braucht das Land doch gerade jetzt jeden Euro dringend.

Touristen am Strand bei Loutra Kilini im Westen der Halbinsel Peloponnes.
(Foto: dpa)
Sonne, Meer und die Lässigkeit des Südens - das erhoffen sich Millionen Deutsche jedes Jahr vom Urlaub in Griechenland. Doch die Schuldenkrise, gewalttätige Demonstrationen und Streiks der Fluglotsen könnten den Traumurlaub zum Alptraum werden lassen. Die Gefahr: In einer Abwärtsspirale könnten Urlauber fernbleiben, die schwache griechische Wirtschaft würde zusätzlich unter Druck gesetzt.
Wie Urlaub auf Sylt, wenn es in Berlin kracht
"Griechenland zählt zu den zehn beliebtesten Reisezielen deutscher Urlauber", erklärt der Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV), Klaus Laepple. Er gibt sich optimistisch: "Daran wird sich auch durch die Finanzkrise des Mittelmeerlandes nichts ändern." Jedes Jahr reisten 2,3 Millionen Bundesbürger nach Griechenland. Und 99 Prozent aller Buchungen über Reiseveranstalter gingen auf die griechischen Inseln - wo von den Demonstrationen in den Großstädten nichts zu spüren sei. Dies sei Urlaub wie auf Sylt, während es am 1. Mai in Berlin-Kreuzberg Randale gebe, ergänzt DRV-Sprecher Torsten Schäfer.
Bislang zumindest spiegelt sich die Schuldenkrise nicht in der Buchungslage wider. Die Zahl der Vorausbuchungen für den Sommer liege derzeit auf Vorjahresniveau, erklärt der DRV. Die Umsätze seien aber gesunken - schließlich hätten die Veranstalter bereits im Frühjahr weltweit Preisnachlässe um fünf bis acht Prozent angekündigt, sagt Schäfer.

Von den Demonstrationen in Athen bekommen viele Touristen gar nichts mit. (Vor dem Parlament)
(Foto: dpa)
Der Last-Minute-Anbieter L'tur verbucht sogar eine steigende Nachfrage: "Wir haben bei Griechenland in den vergangenen Tagen bis zu 30 Prozent Zuwachs im Vergleich zum vergangenen Jahr", sagt Firmengründer Karlheinz Kögel. "Da werden jetzt Preise aufgerufen, die sind der absolute Hammer." Schließlich stünden Hotels und Gaststätten unter massivem Druck. "Da geht es derzeit ums Überleben."
Bereits an Zugkraft verloren
Allerdings hat Griechenland im Vergleich zu Konkurrenzstandorten wie Türkei oder Ägypten bereits in den vergangenen Jahren an Zugkraft verloren. Denn dort wurde massiv in All-Inclusive-Hotels investiert, die bei den Deutschen immer beliebter geworden sind. So hatte Griechenland laut Statistischem Bundesamt bereits 2009 einen Rückgang der ankommenden Flugpassagiere aus Deutschland von rund 4,2 Prozent, während die Türkei gegen den Trend zulegen konnte. Schon auf der Reisemesse ITB im März hatte der DRV unwürdige Zustände an Flughäfen unter anderem in Griechenland angeprangert.
Auch wenn die meisten Urlauber von den Demonstrationen in Athen nichts mitbekommen - die Folgen der wiederholten Streiks der Fluglotsen bekommen auch die Inselgäste zum Beispiel auf Kreta zu spüren. So legte Europas größter Reiseveranstalter TUI am Mittwoch wegen der Schließung des griechischen Luftraums einen Ersatzflugplan auf, der auch am Donnerstag noch Auswirkungen hatte. Und auch der zum Thomas-Cook-Konzern gehörende Ferienflieger Condor musste vier Flüge nach Griechenland verschieben.
Griechenland setzt trotzdem auf die Touristen aus Deutschland. Die Streiks seien vorbei und die Preise derzeit sehr günstig, sagt der Leiter des Fremdenverkehrsamtes von Griechenland in Frankfurt, Ilias Galanos. Die Deutschen seien seit Jahren vor Engländern und Franzosen die Nummer eins unter den Touristen. Insgesamt zählte das Land 2009 rund 16 Millionen Touristen. "Der Tourismus ist in Griechenland neben der Schifffahrt die Säule der Wirtschaft."
"Griechenland braucht jetzt die Deutschen", sagt Galanos und versucht, die Reisenden zu beruhigen: "Die brauchen keine Angst zu haben. Griechenland bleibt eines der sichersten Länder der Welt."
Quelle: ntv.de, Rochus Görgen, dpa