Reise

Sparen unterm Skalpell Libanon lockt Schönheitstouristen

Nicole freut sich über ihre neue Nase und über 7000 Dollar (5000 Euro) Ersparnis. "In den USA hätte mich die Nasenoperation etwa 9000 Dollar gekostet, im Libanon waren es nur 2000", sagt die 21-jährige Jurastudentin aus New York. Doch auch die Qualität überzeugte die junge Frau mit libanesischen Wurzeln: "Ich habe mich erkundigt und bin auf einen sehr renommierten Arzt gestoßen, dessen Arbeit ziemlich natürlich wirkte. Deshalb habe ich mich dazu entschlossen."

Schönheit (vor allem von Frauen) wird wichtig genommen im Libanon (Laufsteg bei einer Strand-Modenschau im "Edde sands Resort" in Jbeil, Beirut).

Schönheit (vor allem von Frauen) wird wichtig genommen im Libanon (Laufsteg bei einer Strand-Modenschau im "Edde sands Resort" in Jbeil, Beirut).

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Auf Touristen wie Nicole setzt das kleine Land am Mittelmeer, in dem Schönheitschirurgie noch nie ein Tabu war. Strand, Sonne und Skalpell will der Libanon in einer neuen vom Tourismusministerium geförderten Initiative seinen Urlaubern bieten. Spezielle Angebote beinhalten neben der Operation auch Erholung in noblen Urlaubsanlagen und Ferienlager für die Kinder der Patienten.

"Schönheitstourismus ist ein weithin anerkanntes und geschätztes Konzept und wir sind zuversichtlich, dass die Initiative unserer Wirtschaft zugute kommen wird", sagt die Generaldirektorin des Tourismusministeriums, Nada Sarduk. Auch die Banken beteiligen sich an dem Programm, indem sie günstige Kredite für die chirurgischen Eingriffe ausgeben. Wieviele Operationswillige diesen Sommer in den Libanon kommen werden, ist schwer abzuschätzen. Doch prominente Schönheitschirurgen berichten von Hunderten geplanten Eingriffen allein im August, zu denen sich viele Patienten aus den reichen Golfstaaten angemeldet hätten.

Moderate Preise

Die 26 Jahre alte Nur aus Kuwait ist eine von ihnen. Sie lässt sich während ihres Urlaubs im Libanon ebenfalls ihre Nase korrigieren und eine Narbe wegoperieren. Beide Operationen seien nicht notwendig, sind sich Nur und ihr Chirurg einig. Aber sie wolle bei ihrer Arbeit in einer Bank besser aussehen, sagt sie. Nur hat sich für das Internationale Hasmieh-Zentrum entschieden, an dem mehr als 50 plastische Chirurgen angestellt sind und das seine Kapazitäten noch weiter ausbaut. "Alle Ärzte hier sind qualifiziert, die Preise sind moderat und es ist kein Tabu mehr", begründet die Kuwaiterin ihre Wahl.

Der schöne Schein zählt im Libanon oft mehr als alles andere. Seit dem Ende des Bürgerkriegs 1990 soll Beirut seine Stellung als "Paris des Ostens", als Drehscheibe für Handel und Dienstleistungen, als Luxus-Ferienziel und Shopping-Eldorado wieder zurückerobern.

Der schöne Schein zählt im Libanon oft mehr als alles andere. Seit dem Ende des Bürgerkriegs 1990 soll Beirut seine Stellung als "Paris des Ostens", als Drehscheibe für Handel und Dienstleistungen, als Luxus-Ferienziel und Shopping-Eldorado wieder zurückerobern.

(Foto: picture-alliance / dpa)

Viele Patienten jeden Alters und Geschlechts ließen sich wie Nur aus modischen Gründen operieren, sagt der Arzt Elias Schammas, der das Hasmieh-Zentrum leitet und an der Initiative zur Förderung des Schönheitstourismus beteiligt ist. "Schon vor dem Bürgerkrieg war der Libanon ein bekanntes Ziel für Medizintourismus. Nur wegen der politischen Situation kamen die Leute dann nicht mehr", sagt Schammas.

Touristen kommen wieder

Touristen am Strand von Beirut während des Bürgerkriegs (1977)

Touristen am Strand von Beirut während des Bürgerkriegs (1977)

(Foto: AP)

Von 1975 bis 1990 herrschte Bürgerkrieg, auch von 2005 bis 2008 wurde das Land immer wieder von Gewalt erschüttert. Besonders der 34 Tage dauernde Krieg im Sommer 2006 zwischen der Hisbollah und Israel brachte den Tourismus zum Erliegen. Im vergangenen Sommer trauten sich immerhin bereits wieder 1,3 Millionen Urlauber in den Libanon. Nach der friedlichen Wahl im Juni hofft das Tourismusministerium in diesem Jahr auf zwei Millionen Besucher.

Drei Viertel seiner Patienten kämen in diesem Sommer aus dem Ausland, sagt der Promi-Chirurg Nader Saab. Auch wenn immer mehr Männer zu ihm kämen, so seien es doch noch überwiegend Frauen, die sich auf der Suche nach Anerkennung unters Messer legten. "Wenn Frauen älter werden, denken sie, sie könnten durch eine andere ersetzt werden", sagt Saab. "Wir leben in einer Gesellschaft, in der das Aussehen einfach sehr wichtig ist." Der Chirurg, der auch in der Jury im Wettbewerb um die Miss Libanon sitzt, hält es für die "nationale Pflicht einer Frau, so gut wie möglich auszusehen".

Quelle: ntv.de, Natacha Yazbeck, AFP

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