Thüringer Wald trifft Ostsee-Küste Mit dem Rennrad durch Sardinien
10.05.2011, 09:51 Uhr
Leere Straßen, gute Asphaltqualität: Sardinien ist ein Traum für Rennradfahrer.
(Foto: Thomas Badtke)
Schroffe Berge, feine Sandstrände, blaues Meer: Sardiniens Nordosten ist ein Naturerlebnis - auch für Radsportler, die sich auf kilometerlangen Küstenstraßen die Meeresbrise um die Nase wehen lassen können.
Frischluft-Fanatiker und Radsportfans aufgepasst: Mallorca als Radsport-Mekka der Frühjahrssaison bekommt ernsthafte Konkurrenz - aus Italien. Sardinien setzt zum Überholen an. Vor allem der Nordosten der Mittelmeerinsel, rund um die Stadt Olbia, bietet unzählige Möglichkeiten, mit dem Rennrad auf Entdeckungstour zu gehen und sich, für die Radsportsaison die nötigen Körner zu holen.
Während in Belgien und Frankreich die Klassikersaison läuft und sich die Profis der Mauer von Geraardsbergen oder dem Cauberg hinaufquälen, bietet Sardinien für den Ottonormalradler mit Rennrad im Gepäck hervorragende Trainingsvoraussetzungen. Vor allem während der Oster- und Pfingstzeit sind die Straßen fast genauso leer wie die unzähligen Campingplätze, Hotels und Ferienanlagen rund um die Golfo di Aranci und Golfo die Marinella. Sie bieten den perfekten Ausgangspunkt für Rundtouren in die malerische Region. Die SS 125 schlängelt sich über Kilometer der Küste entlang und bietet auf der anderen Seite ein unvergleichliches Bergpanorama – wild, zerklüftet, einsam. Radlerherz, was willst du mehr.
Wie vom Winde verweht

Das Mittelmeer in all seinen Blauschattierungen, dazu feiner Sandstrand: Sardiniens Küsten locken im Sommer vor allem Römer auf die Insel.
Die Ruhe auf dem Rad stört einzig der immer da zu scheinende Wind. Er bläst kalt vom Meer herauf oder heiß von den Bergen herunter. Eine Windweste sollte deshalb immer in der Trikottasche dabei sein, ebenso wie Sonnencreme. Was sich komisch anhört, ist angesichts des ständigen Windes in Verbindung mit der Sonne ein Muss.
Die Straßen im Nordosten Sardiniens schlängeln sich durch die Natur und Ortschaften gleichermaßen. Dabei wechseln sich kurze, aber heftige Anstiege mit schnellen, kurvenreichen Abfahrten ab. Die Region um San Pantaleo, Cala di Volpe und Porto Cervo ist daher nichts für Schaltfaule und dahinrollende "Cruiser“. Das Rad ist ebenso gefordert wie der Fahrer selbst, dessen Konzentration wegen der Hinweisschilder ständig gefragt ist. Die Autofahrer sehen in den Radlern aber nicht wie vielerorts auf deutschen Straßen ein Verkehrshindernis. Wenn es dennoch hinter einem einmal hupt, wird lediglich signalisiert: "Achtung, ich überhole jetzt.“
Natur pur
Wer sich an das ständig wechselnde Terrain mit seinen nicht enden wollenden Auf und Abs gewöhnt hat, seine sämtlichen Gänge nutzt, also nicht nur "Kette rechts“ fahren will und sich auch mit dem Wind angefreundet hat - was zugegebenermaßen etwas länger dauert - kann sich dann wegen der guten Asphaltqualität auch der fantastischen Naturschönheiten abseits der Straßen widmen: Das Panorama erinnert einerseits mit seinen schroffen Bergspitzen und sattgrünen Wiesen und Wäldern an den Thüringer Wald, Andererseits wecken die Sandstrände der angrenzenden Costa Smeralda und der in der Luft liegende Geruch nach Meer Assoziationen mit der Ostsee.
Beides aber steht für Urlaubsfeeling pur - auch und vor allem mit dem Rennrad. Wer die zerklüfteten, "nur“ mehrere hundert Meter hohen Bergspitzen erkunden will, wie die des Monte Moro beispielsweise, sollte sich ein Mountainbike leihen oder selbiges im Fluggepäck gleich mitnehmen. Olbia wird von Deutschland aus unter anderem von Easyjet angeflogen, die allerdings sehr strikte Gewichtsbegrenzungen beim Gepäck hat.
Typisch sardisch
Wer direkt zur Osterzeit sein Trainingsquartier im Nordosten Sardiniens bezieht, dem sei eine Rundtour ans Herz gelegt, die zwar mit rund 80 Kilometer recht kurz erscheint, dafür aber mit mehreren giftigen Anstiegen aufwartet. Diese sorgen dafür, dass die Oberschenkel sich nach der Tour fühlen, als hätten sie die doppelte Wegstrecke zurückgelegt. 25 Kilometer pro Stunde im Schnitt sind im Nordosten Sardiniens keine langsame Seltenheit, sondern eher die schnelle Ausnahme.
Die Rundtour beginnt in Golfo di Marinella und endet dort auch wieder. Sie führt über Cala di Volpe, wo sich ein Zwischenstopp im "Mama Latina“ anbietet, einem Restaurant direkt an der Straße, das mit den Köstlichkeiten der Region aufwartet: frischem Fisch und zitronigfruchtigem Weißwein. Frische Pasta, hauchdünne, knusprige Pizzen und hausgemachte Desserts runden das Angebot ab – und der Rest der Strecke fährt sich wie von allein.
Zur Osterzeit bieten aber auch kleinere, versteckt gelegene Restaurants andere Köstlichkeiten der Region an: Porchetto (Spanferkel) ist nur eine davon. Häufig stehen auch Ziegen- und Schafskäse in allen Variationen - von der Vorspeise bis zum Dessert - bei den Angeboten. Sie sind aber wirklich Geschmackssache und Radlern nicht unbedingt zu empfehlen. Pasta, basta!
Abseits der "Saison"
Sardiniens Nordosten hat Rennradfahrern eine Menge zu bieten: Natur pur, frisches Essen, gastfreundliche Einwohner. Die Straßen sind in einem guten bis sehr gutem Zustand, auch wenn der Asphalt sehr rau ist. Die Unterbringung ist abseits der Sommersaison, wenn in der Regel die Römer die Insel bevölkern, sehr preiswert mit rund 15 Euro pro Nacht. Dafür bekommt man Sandstrand und Berge direkt vor der Haustür.
Quelle: ntv.de