Wiener Barock mit Coolnessfaktor Museumsquartier ist Szenetreff
30.06.2011, 10:39 UhrDie Eröffnung vor zehn Jahren war von viel Kritik begleitet, es wurde etwa als "Gemischtwarenladen" kritisiert. Seitdem hat sich das Museumsquartier Wien zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt. Das barocke Gelände ist zu einem Szene-Treffpunkt mit Coolness-Faktor geworden.
Blick aus der Luft auf das Gelände des Museumsquartiers Wien vor der Eröffnung am 28. Juni 2001.
(Foto: dpa)
Kinder toben zwischen den knallig lila Sitzmöbeln, gesetzte Herrschaften genießen eine Mélange, Jugendliche amüsieren sich über Comics in einer Freiluft-Ausstellung, eine Gruppe asiatischer Touristen posiert vor dem Leopold-Museum. Das historische Ensemble im Wiener Museumsquartier präsentiert sich zum zehnten Jahrestag der Eröffnung als lebendiger Ort, der Kulturinteressierte und Passanten, Touristen und Einheimische zusammenführt.
"Im Sommer ist das mein Freiluft-Wohnzimmer", sagt Verena, rückt ihre Sonnenbrille zurecht und ordnet einen Stapel Papier. "Manchmal auch Arbeitszimmer", fügt die 45-Jährige, die als Mediatorin arbeitet, noch hinzu und vertieft sich in ihre Unterlagen. Sie sitzt auf einem der bunten Hofmöbel, die zum Symbol für das Museumsquartier und für das moderne, urbane Wien geworden sind.
Geschichte und Gegenwart, Historie und Hochkultur
Denn das Viertel ist zwar auf historischem Gelände der ehemaligen kaiserlichen Hofstallungen entstanden, die den größten geschlossenen Platz im Zentrum der Stadt umschließen. Es präsentiert mit dem Leopold-Museum, Kunsthalle und dem Museum Moderner Kunst zugleich die Hochkultur.
Das Museumsquartier befindet sich auf dem Gelände der ehemaligen kaiserlichen Hofstallungen.
(Foto: dapd)
Bereits die Architektur der beiden neu eingefügten Häuser, die einander als weißer Kubus und schwarzer Block gegenüberstehen, verweist in die Gegenwart. Zudem ist mit Tanzquartier und zahlreichen Initiativen zu Medienkunst, Digitaler Kultur und Mode die junge kreative Szene eingezogen.
Erwartete Besucherzahl weit übertroffen
Anfangs als "Gemischtwarenladen" kritisiert, hat sich das Konzept als Anziehungspunkt für unterschiedlichste Publikumsschichten bewährt. Die anfangs angestrebte Zahl von einer Million Besuchern jährlich wird mittlerweile bei Weitem übertroffen: Im Vorjahr besuchten 3,8 Millionen Menschen das Kulturareal. Viele genießen nur die Atmosphäre auf dem verkehrsfreien Platz mitten in der Stadt, doch rund die Hälfte von ihnen besucht eine Kulturveranstaltung.
Es vereint auf 90.000 Quadratmetern etablierte Kulturinstitutionen wie das Leopold Museum, die Kunsthalle oder das Museum Modernder Kunst mit stärker am Zeitgeist orientierten Initiativen zu Medienkunst oder Design.
(Foto: dapd)
Neben den Angeboten der großen Häuser und der Veranstaltungshalle machen Konzerte unter freiem Himmel, die Literaturreihe "O-Töne" mit Autorenlesungen im Sommer und kleinere Filmfestivals bei freiem Eintritt Kultur leicht zugänglich. Möglich machen das der Bund als 75-Prozent-Eigentümer und die Gemeinde Wien.
Österreichs Kulturministerin Claudia Schmied sieht die Investition auch als Instrument der Stadtentwicklung: "Es gibt eine Tendenz der Verknappung des öffentlichen Raums", sagte Schmied bei einer Pressekonferenz zum 10. Jahrestag am Mittwoch. "Dem wirkt das Museumsquartier entgegen."
Quelle: ntv.de, Irmgard Rieger, dpa