Reise

Deutschlands nördlichstes Skigebiet Schlangenbildung am Bungsberg

Die Skilift-Betreiber Horst Schnoor (l) und Hans-Heinrich Schröder.

Die Skilift-Betreiber Horst Schnoor (l) und Hans-Heinrich Schröder.

(Foto: dpa)

Hans-Heinrich Schröder schnauft und schiebt. "Los, los, los - bloß nichts auslassen hier!", drängt der 73-Jährige Groß und Klein an den Schlepplift. In Deutschlands nördlichstem Skigebiet herrscht Hochbetrieb: Pausenlos zieht der kleine Lift Ski- und Snowboardfahrer die 168 Meter auf den Bungsberg, Schleswig-Holsteins höchste Erhebung. Unten, im selbst gebauten Kassenhäuschen, sitzt der 71-jährige Horst Schnoor und kommt kaum nach, die Skiliftkarten abzuzeichnen. Eine Warteschlange hat sich schon gebildet.

Neben der Skipiste gibt es auch rasante, mehrere hundert Meter lange Schlittenabfahrten.

Neben der Skipiste gibt es auch rasante, mehrere hundert Meter lange Schlittenabfahrten.

(Foto: dpa)

Die beiden Landwirte sind am Bungsberg die Pioniere des Skibetriebs. Der begann vor rund 40 Jahren nach einem Winterurlaub im Harz, erinnert sich Schnoor. Damals wurde der Lift noch mit einem Traktor betrieben. Er fuhr selbst gern auf Skiern, Schröder hat das nie lernen wollen. Beiden gehört der Berg. Und sie freuen sich über "so viel Winter an einem Stück", wie Schnoor betont. "Das ist schon einmalig." Wo sie im Sommer das Heu für ihre Tiere ernten, gleiten jetzt lachend und johlend ganze Familien auf Skiern zu Tal - oder riskieren rasante, mehrere hundert Meter lange Schlittenabfahrten über die inzwischen buckligen Pisten.

Halbe Minute runter, anderthalb Minuten hoch

Per Ski dauert die Abfahrt etwa 30 Sekunden - und nur eineinhalb Minuten braucht der Schlepplift dann wieder bis nach oben. Dass es so schnell geht, tut dem Vergnügen keinen Abbruch. "Das ist hier besser als jede Skihalle, so an der frischen Luft. Und die beiden Bauern sind auch so lustig", findet der 64-jährige Hamburger Lutz-Peter Sick. Wie viele andere reiste er am Samstag mit seiner Partnerin und einem befreundeten Paar für den Nachmittag an. Sie sind begeistert - und überzeugt: "Es ist nicht das letzte Mal, dass wir kommen."

Pausenlos zieht der kleine Lift Ski- und Snowboardfahrer ...

Pausenlos zieht der kleine Lift Ski- und Snowboardfahrer ...

(Foto: dpa)

Dass es hier nicht den üblichen Hüttenzauber des Skibetriebs wie etwa in den Alpen gibt, stört sie überhaupt nicht. "Es ist eine nette Alternative für den Nachmittag und allemal besser als Fernsehen", sagt Sick. "Super - geil - Schock", finden auch Susanne und Andre Schmid, beide aus der Nähe von Oldenburg und Anfang 30. "Man kann sich hier richtig austoben."

Würstchen und Glühwein

Oben am Waldrand gibt es immerhin eine Würstchenbude, Glühwein und ein kleines Toilettenhäuschen. Inmitten des Buchenwäldchens am Parkplatz steht auch ein marodes Restaurant mit eingeschlagenen Fenstern - samt Aussichts- und Fernsehturm, die einen desolaten Eindruck machen.

... die 168 Meter auf den Bungsberg, Schleswig-Holstein höchste Erhebung.

... die 168 Meter auf den Bungsberg, Schleswig-Holstein höchste Erhebung.

(Foto: dpa)

Damit soll es aber bald vorbei sein: Mit Millionenaufwand soll das Gebiet zu einer touristischen Hochburg werden. Das Konzept habe ein Planungsbüro im Auftrag des Landes entwickelt, berichtet der Bürgermeister von Schönwalde, Hans-Alfred Plöner. "Nun müssen Investoren und Betreiber gesucht werden." Dann dürfte es am Bungsberg das ganze Jahr boomen, hofft er - und auch: "Dass ich dann meine Goldene Hochzeit hier oben im Restaurant feiern kann." Schnoor und Schröder dürften solche Pläne freuen. Ihre Kinder und Enkel stehen schon bereit, das Skigeschäft zu übernehmen.

Quelle: ntv.de, Karen Katzke, dpa

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