Reisebüros werden zugekauft Tui senkt die Preise
05.11.2009, 10:47 UhrReisen wird im kommenden Sommer deutlich billiger. Der Marktführer TUI senkt ebenso wie die meisten großen Anbieter von Pauschalreisen zur Ankurbelung der schwachen Nachfrage die Preise. Klassische Badeurlaube rund um das Mittelmeer will TUI um fünf Prozent billiger anbieten, Fernreisen um sechs Prozent.

TUI zieht nach und senkt die Reisepreise für den Sommer 2010.
Hoch seien die Preisrückgänge im Reisesommer 2010 besonders in Spanien mit den Kanarischen Inseln und den Balearen, Griechenland, Ägypten, Tunesien und die Türkei, erklärte TUI. Auf Fernstrecken seien besonders Ziele in der Karibik, Mexiko und die USA günstiger. Die Hotels in New York seien sogar um durchschnittlich 17,5 Prozent billiger als dieses Jahr. Auch Reisen nach Thailand und Sri Lanka seien günstiger. Angebote mit eigener Anreise blieben unverändert, berichtete der Chef von TUI Deutschland Volker Böttcher bei der Vorstellung des Programms für den Sommer 2010. Verfolger Rewe und Thomas Cook hatten ähnliche Abschläge in Aussicht gestellt. Er rechne aber nicht "mit einem Preiskampf", stellte Böttcher klar.
Keine Superbillig-Schäppchen
Auf superbillige Last-Minute-Schnäppchen können Reisefreunde so auch nicht hoffen. Denn TUI bleibt dabei, dass die festen Kapazitäten vor allem für Flugsitze, die im Sommer 2009 erheblich reduziert worden waren, auch 2010 nicht wesentlich erhöht werden. Damit soll vermieden werden, dass nicht verkaufte Restplätze zum Schluss zu Schleuderpreisen verramscht werden. Die Preissenkung werde ohne Einfluss auf die Rendite vor allem durch bessere Konditionen von Hotels und Fluggesellschaften erreicht, sagte Böttcher.

Aber einen Preiskampf mit Supperbilligschnäppchen soll es nicht geben.
(Foto: AP)
"Wir werden uns auch künftig nicht an ruinösen Preiskämpfen beteiligen", unterstreicht Böttcher. Dennoch setze TUI "ganz klar auf Wachstum". Um das Angebot je nach Nachfrage auszuweiten, habe man sich Zugriff auf Plätze gesichert, die zurückgegeben werden können, wenn sie nicht gebraucht werden. Die Abgabe des City-Geschäfts der Flugtochter TUIfly an Air Berlin eröffne mehr Flexibilität und werde das finanzielle Ergebnis von TUI Deutschland "erheblich verbessern". Zahlen nannte Böttcher nicht. Der Städte-Flugverkehr galt als Verlustbringer, konkret hatte TUI das nie beziffert. Für den Reisekonzern wird die verkleinerte TUIfly künftig nur noch im Charterverkehr für Pauschalreisende fliegen.
Zudem soll es neue Spezialangebote geben und die Exklusivität erhöht werden. So gebe es im Sommerprogramm 11.000 zusätzliche Betten in 13 Hotels, die nur bei TUI Deutschland gebucht werden können. Schon heute seien 88.000 und damit jedes zweite Bett nur bei TUI buchbar. "Exklusive Hotels sind der wichtigste Werttreiber", sagt Böttcher. Auch das Luxussegment werde ausgeweitet.
Doppelt so viele Reisebüros?
Ausbauen will TUI Deutschland sowohl das Geschäft im Internet als auch die Beratung im Reisebüro. Dazu will der Konzern weitere Reisebüros zu den bereits vorhandenen 400 eigenen Büros und 1000 Filialbetrieben hinzukaufen. Zahl und Investitionssumme nannte Böttcher nicht.

TUI reagiert auf die schwache Nachfrage.
(Foto: REUTERS)
"Die Anzahl soll auf 800 steigen", sagten mehrere mit der Situation vertraute Personen Reuters. Das Budget dafür betrage 100 Millionen Euro in den kommenden fünf Jahren, sagte einer der Insider. Die TUI-Tochterfirma TUI Travel, in der das Reiseveranstaltergeschäft gebündelt ist, habe das Geld bereits bewilligt. TUI und TUI Travel lehnten Stellungnahmen ab.
Die vergangene Sommersaison sei trotz zehn Prozent weniger Kunden dennoch "nicht das schlechteste Jahr" gewesen, berichtete der TUI-Chef. Die selbst gesteckten Ergebnisziele seien erreicht worden. Man werde an der Strategie festhalten, nicht "Wachstum um jeden Preis" zu verfolgen. Er sei trotz eines rückläufigen Marktvolumens aber "verhalten optimistisch", dass TUI besser als der Markt abschneiden werde. TUI setzt dabei auch auf eine wohlhabendere und damit krisenresistentere Kundschaft. Böttcher betonte zugleich: "Ich bin fest überzeugt, dass die Deutschen auch 2010 Reiseweltmeister bleiben." Entscheidend sei aber die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt.
Schwacher Start in die Saison
Auch für die jetzt begonnene Wintersaison 2009/2010 ist TUI trotz eines schwachen Starts noch zuversichtlich. Es gebe nach Ergebnissen der Marktforscher noch ein Restpotenzial von 9,3 Millionen Reisen auf dem Markt, davon 3,1 Millionen Flugreisen, die auf Anbieter warteten. Ende September habe das Minus bei TUI Deutschland noch 22 Prozent betragen. Seit mehreren Wochen stiegen die Buchungen aber deutlich an - gerade bei Fernreisen. "Der Fernreise gehört die Zukunft", meint Böttcher.
Quelle: ntv.de, abe/dpa/rts