Reise

Ein Jahr nach Terrorserie von Mumbai Viele Touristen bleiben weg

Karambir Singh Kang hat bei der tödlichen Anschlagsserie in Mumbai vor einem Jahr seine Frau und seine zwei Kinder verloren. Trotzdem kehrt der Hotelmanager Tag für Tag an den Ort des Schreckens zurück: das Luxushotel Taj Mahal in der indischen Metropole. Am Abend des 26. November 2008 waren bewaffnete Angreifer in die Lobby des Prachtbaus nahe der Uferpromenade gestürmt, hatten um sich geschossen und über Stunden dutzende Gäste als Geiseln festgehalten. Unter den Toten waren auch Kangs Angehörige, seine Frau Neeti, der zwölfjährige Uday und die fünfjährige Samar.

Gedenken an den ersten Jahrestag des Anschlages vor dem Taj Mahal.

Gedenken an den ersten Jahrestag des Anschlages vor dem Taj Mahal.

(Foto: AP)

In dem Hotel zu arbeiten, wo er seine Familie verloren habe, sei "schwierig und hilfreich zugleich", sagt der 41-jährige Hotelmanager." Es sei schwierig, immer wieder von den schmerzhaften Erinnerungen eingeholt zu werden. Und hilfreich, sein Bestes zu geben und sich nicht unterkriegen zu lassen. "Es ist ein Geschenk, dass Gott mir die Möglichkeit gegeben hat zu leben", sagt Kang.

Während der 60-stündigen Belagerung des vornehmen Taj Mahal war Kang im Hotel geblieben und hatte versucht, das Leben der mehr als tausend Gäste zu retten - 31 wurden getötet. Er habe sich beispielhaft verhalten und das Personal auch nach der Nacht des Schreckens unterstützt und motiviert, sagt Unterkunftsmanager Amit Mehta. "Herr Kang war für uns die größte Motivation." Und auch die Chefs haben geholfen: Der indische Großkonzern Tata, zu dem das Taj-Mahal-Hotel gehört, hat die Gehälter der getöteten Hotelangestellten weiter gezahlt und kommt über einen Fonds für die Ausbildung ihrer Kinder auf.

Luxushotels schwer beschädigt

Bei den koordinierten Angriffen auf mehrere Wahrzeichen der Millionenstadt, darunter auch das Hotel Oberoi Trident, ein Bahnhof, ein Touristen-Café und ein jüdisches Zentrum, töteten die zehn Terroristen 166 Menschen. 300 weitere wurden verletzt. Die beiden schwer beschädigten Luxushotels nahmen schon nach knapp einem Monat ihren Betrieb teilweise wieder auf, drei noch geschlossene Restaurants sollen Ende November wieder eröffnen.

Hotelangestellte des Trident-Hotels beim Gebet zum Gedenken an die Opfer.

Hotelangestellte des Trident-Hotels beim Gebet zum Gedenken an die Opfer.

(Foto: AP)

Eine große Gedenkfeier zum ersten Jahrestag der Anschläge soll es im Taj Mahal aber nicht geben. Die Angestellten wollten nur im kleinen Kreis beten und zurückblicken, sagt Kang. Die 565 Zimmer sind heute alle ausgebucht. Viele Gäste, die vor einem Jahr da gewesen seien, kämen wieder, "um Solidarität mit den Angestellten und dem Hotel zu zeigen", sagt Unterkunftsmanager Mehta.

Auch im altehrwürdigen Leopold Café, das vor allem bei Rucksack-Touristen beliebt ist, wollen viele Besucher wiederkommen. Seit der Terrorserie habe sich nicht viel verändert, sagt Besitzer Farzad Jahani - außer den Einschusslöchern in den Wänden, die er aber nicht reparieren lassen will. Im Jüdischen Zentrum wurden dagegen schon vor einer Woche Kerzen für die Getöteten angezündet, unter ihnen Rabbi Gavriel Holtzberg und seine schwangere Frau Rivki.

Nicht mehr so gut besucht

So gut besucht wie heute sind die Luxushotels in Mumbai aber sonst nicht mehr. Nach der Anschlagserie blieben vor allem viele Touristen aus dem Ausland weg. Im Dezember 2008 kamen 12,5 Prozent weniger ausländische Besucher als im Vorjahresmonat - und das in der Hochsaison. Von Januar bis September wurden in ganz Indien 3,58 Millionen Touristen gezählt - acht Prozent weniger als im Vorjahr. In Mumbai wurde ein noch größerer Einbruch verzeichnet.

Dabei wurden die Sicherheitsvorkehrungen im früheren Bombay massiv verschärft. Im Taj Mahal müssen die Gäste beim Einchecken ihr Gepäck durchleuchten lassen, überall in der Stadt wurden Überwachungskameras installiert. Mumbai und der Bundesstaat Maharashtra haben jetzt ihre eigene schnelle Eingreiftruppe. Auch die Nationale Sicherheitsgarde hat einen eigenen Stützpunkt in der Stadt. Der frühere Generalmajor der indischen Armee, V.K. Datta, ist sich trotzdem sicher, dass Mumbai jederzeit wieder zum Ziel von Terroristen werden könnte. Und auch für Innenminister P. Chidambaram ist Indien "genauso verletzbar wie zuvor".

Quelle: ntv.de, Phil Hazlewood, AFP

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