"Land der 1000 Hügel" Wein, Wandern und Weisheit
06.10.2006, 10:02 UhrSie gilt als das "Land der 1000 Hügel": Die Region Kraichgau-Stromberg in Baden-Württemberg bietet Besuchern viele Aussichten und neue Entdeckungen. Wanderer und Weintrinker, Kulturliebhaber und Erholungssuchende -sie alle sollen hier auf ihre Kosten kommen. Die Region liegt zwischen Rhein und Neckar und wird begrenzt vom Schwarzwald im Süden und dem Odenwald im Norden. Ihren Ruf als Geheimtipp hat die Landschaft zwischen Heidelberg, Karlsruhe, Pforzheim, Stuttgart und Heilbronn dabei noch nicht ganz verloren.
Die Geschichte von Kraichgau und Stromberg ist geprägt von der Freiheitsliebe seiner Bewohner. Philipp Melanchthon, der als "klügster Mann" des 16. Jahrhunderts bezeichnete Humanist und Reformator, wurde zum Beispiel in Bretten geboren. Im Knittlinger Faustmuseum ist noch die mystische Aura des Alchimisten Doktor Faustus zu spüren. Und Schwabens Romantikdichter Hölderlin kam in Lauffen am Neckar zur Welt. Der 1848er-Revolutionär Friedrich Hecker schließlich stammt aus dem Angelbachtal und der erste deutsche Bauernführer Joß Fritz ("Bundschuh") aus Untergrombach.
In Brackenheim, der größten deutschen Rotweingemeinde, dreht sich dagegen auch heute noch vieles um Theodor Heuss, den ersten deutschen Bundespräsidenten, der am 31. Januar 1884 hier geboren wurde. "Wein saufen ist Sünde. Wein trinken ist beten. Lasset uns beten", hat "Papa" Heuss, ein Freund des Lembergers, einmal gesagt.
Das Kraichgau-Stromberg-Gebiet lebt vor allem von seinen Gegensätzen. Das beginnt schon bei der Bevölkerung: Die Kurpfälzer wohnen im Norden und Westen, die Badener im Süden und die Württemberger im Osten. Die Rheinebene mit ihrem fruchtbaren Bauernland ist bekannt für Spargel, Obst und Gemüse. Weinberge ziehen sich von Heidelberg bis ins schwäbische Unterland, viele Seen liegen am Fuße der Hügel und wechseln sich mit Wäldern ab.
Mittendrin lädt der Naturpark Stromberg-Heuchelberg zum Wandern ein. Bei Bruchsal können Ausgrabungen der jungsteinzeitlichen Michelsberger Kultur aus der Zeit um 4000 vor Christus besucht werden. Außerdem gibt es mehr als 100 Burgen und Schlösser, die von Rittern, Grafen und Fürsten hinterlassen wurden. Ein kultureller Höhepunkt aber ist das Kloster Maulbronn, vor 850 Jahren erbaut und 1994 zum Unesco-Weltkulturerbe geadelt. Das Zisterzienserkloster zog schon Johannes Kepler und Hermann Hesse in seinen Bann. Touristische Attraktionen sind außerdem das Barockschloss in Bruchsal mit einer Treppe von Balthasar Neumann, das Technikmuseum in Sinsheim sowie Deutschlands ältester Freizeitpark in Tripsdrill bei Cleebronn.
Besucher können sich auch an acht Themenwegen orientieren. Die Weinstraße Kraichgau-Stromberg ist 355 Kilometer lang und streift nicht nur Weinberge, sondern auch viele "Besenwirtschaften", in denen Rostbraten mit Spätzle ebenso wie Spargel mit Pfannkuchen aufgetischt werden. Die Spargelstraße bei Bruchsal soll ebenfalls vor allem Feinschmecker verwöhnen. Historisch bedeutsam ist der 31 Kilometer lange Eppinger Linien-Weg; die "Linie", ein Wall-Graben-System, wurde 1695 zur Verteidigung gegen die Franzosen eingerichtet.
Trotz jährlich mehr als 250 000 Übernachtungsgästen und einigen Millionen Tagesbesuchern ist das "Land der 1000 Hügel" noch nicht überlaufen. Ohnehin hat sich die Region Kraichgau-Stromberg nicht dem Massentourismus verschrieben: Für die Zukunft strebt sie an, ein "Kompetenzzentrum für Sanftes Reisen" zu werden.
Informationen: Kraichgau-Stromberg Tourismus, Melanchthonstraße 32, 75015 Bretten (Tel.: 07252/963 30).
Wolf Günthner, dpa
Quelle: ntv.de