Gipfelstürmer unter Strom Wendelsteinbahn wird 100
14.05.2012, 08:46 Uhr
Technische Meisterleistung: Acht Galerien, sieben Tunnel, zwölf Brücken und 1270 Höhenmeter überwindet die Wendelsteinbahn.
(Foto: picture alliance / dpa-tmn)
Schon im 19. Jahrhundert war der Wendelstein einer der beliebtesten Berge in den Bayerischen Alpen. Doch seitdem vor 100 Jahren die Zahnradbahn eröffnet wurde, entwickelte er sich zum Touristenmagnet.
"Wir müssen uns schicken, wenn wir die Bahn noch bekommen wollen", drängt Hans Vogt. Bereits als junger Bursche kam er zu den Wendelsteinern, zuletzt war er Betriebsleiter. Nach 45 Jahren am Berg gab er im vergangenen Jahr den Stab an seinen Sohn Florian weiter. "Wir Wendelsteiner sind eine eingeschworene Mannschaft", betont Vogt. Interessierten Touristen zeigt er immer noch gerne die Besonderheiten der Bahn, die in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag feiert.
Beliebtester Berg in Bayerischen Alpen
Bereits Ende des 19. Jahrhunderts war der 1838 Meter hohe Wendelstein einer der beliebtesten Berge in den Bayerischen Alpen. Da lag die Errichtung eines Bergwirtshauses nahe. 1883 war es soweit. Rund 100 Meter unter dem Gipfel gelegen, löste das erste ganzjährig bewirtschaftete Unterkunftshaus in den Bayerischen Alpen einen wahren Besucheransturm aus. Eine Bahn hinauf auf den Berg zu bauen, wie es diese damals nur in den Schweizer Alpen gab, war daher nur noch eine logische Konsequenz.
Am 4. Februar 1910 unterzeichnete der Bayerische Prinzregent Luitpold die Konzessionsurkunde zum Bau der Wendelsteinbahn . Den Zuschlag bekam der Geheime Kommerzienrat Otto von Steinbeis. Zwei Jahre später hatten sich die 800 Arbeiter auf der 9,95 Kilometer langen Strecke über acht Galerien, sieben Tunnel, zwölf Brücken und aufwendige Stützmauern auf den Gipfel des Wendelsteins hinaufgearbeitet.

Schon vor dem Bau der Wendelsteinbahn war das Wendelsteinhaus ein beliebtes Ausflugsziel.
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"Ein Dampfzug kam für Steinbeis nicht infrage", erzählt Vogt. "Sein Zug sollte mit elektrischer Energie den Berg bezwingen. Das war damals ein absolutes Novum, denn in der ländlichen Region gab es zu dieser Zeit überhaupt noch keinen Strom." Das eigens für die Wendelsteinbahn gebaute Wasserkraftwerk entwickelte sich deshalb auch zum Energieversorger für die benachbarten Gemeinden. Auch in Sachen Energieeffizienz setzte Steinbeis Maßstäbe - die Bremsenergie bei der Talfahrt des Zuges konnte für die gleichzeitige Bergfahrt des zweiten Zuges ausgenutzt werden.
Faszinierendes 360-Grad-Panorama
Wer bis ganz hinauf auf den Gipfel will, hat von der Bergstation noch einen rund 20-minütigen Aufstieg vor sich. Wer sich für den ebenfalls gut gesicherten Panoramaweg über den Ostgipfel des Wendelsteins entscheidet, ist rund 40 Minuten unterwegs. Oben angekommen, ergibt sich ein faszinierendes 360-Grad-Panorama.
Doch es ist nicht nur das Panorama, das den Wendelstein so einzigartig macht, sondern die zahlreichen Sehenswürdigkeiten rund um die Bergstation. Da ist die zierliche Kirche, die auf der Schwaigerwand Wind und Wetter trotzt. Daneben lockt Deutschlands höchste Schauhöhle mit einer Entdeckungsreise in die Dunkelheit. Der Geopark erläutert auf 35 Schautafeln die Entstehungsgeschichte der Alpen.
Quelle: ntv.de, Detlef Berg, dpa