Reise

Ruf der Nation soll gerettet werden Briten bekommen Benimmkurse

Dem Klischee nach sind die Briten ja die Höflichkeit in Person. Das entspricht nun wohl nicht mehr der Realität - daher will die "Nationale Kampagne für Höflichkeit" wieder Manieren unters Volk bringen. Schließlich werden zu den Olympischen Spielen 2012 etwa eine Million Besucher in London erwartet, das kürzlich zur "unhöflichsten Stadt in Großbritannien" gekürt wurde.

Die Bauarbeiten sind in vollem Gange, ... (Radsporthalle, Archivbild vom 29. Juni 2010)

Die Bauarbeiten sind in vollem Gange, ... (Radsporthalle, Archivbild vom 29. Juni 2010)

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Briten und schlechte Manieren? Wer käme darauf? Schließlich wurde die Höflichkeit hier erfunden. Türen werden aufgehalten, Pints im Pub bezahlt. Fair Play, geordnetes Schlangestehen, Small Talk - alles urbritisch und weithin berühmt. Leider sei vieles davon heute vorbei, sagt Peter G. Foot, Präsident der 1986 gegründeten "Nationalen Kampagne für Höflichkeit". Mit Blick auf die Olympischen Spiele 2012 in London will der Gentleman deshalb seinen Landsleuten Benimm-Nachhilfe erteilen.

Benimmratgeber herausgegeben

"Wir müssen unsere Manieren verbessern, wenn die Besucher mit einer hohen Meinung unserer Nation nach Hause gehen sollen", betont der Mittsiebziger. Auch die Tourismusagentur VisitBritain hat für das Großereignis bereits einen Benimm-Ratgeber heraus gegeben.

Um Manieren unters Volk zu bringen, wurde seinerzeit auch für die Olympischen Spiele in Peking 2008 eine Kampagne gestartet. Streng verboten waren dabei Ausspucken in der Öffentlichkeit oder der Einsatz der Ellbogen, um einen Platz im Bus zu ergattern. Verglichen damit müsste in Großbritannien eigentlich jeder wissen, was sich gehört. Foot sieht das anders: "Unser Benehmen ist definitiv schlechter als in der Vergangenheit", sagt er. "Früher haben wir an der Bushaltestelle brav Schlange gestanden. Jetzt kämpft jeder gegen jeden. Wir werfen Abfall auf den Boden. In manchen Geschäften werden Sie ignoriert, während sich Verkäuferinnen über ihre Verabredungen vom Vorabend austauschen. Es ist schlimmer, als es je war."

... Olympia-Schmuck gibt es auch schon. (offizielle Schmuck-Kollektion für London 2012)

... Olympia-Schmuck gibt es auch schon. (offizielle Schmuck-Kollektion für London 2012)

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Vielleicht würde dies nicht weiter stören, wenn nicht die Olympischen Spiele und mit ihr eine Million Besucher in die britische Hauptstadt kämen. Im März wurde sie auch noch zur "unhöflichsten Stadt in Großbritannien" gekürt. Vergeben hat den unrühmlichen Titel die Hotelkette Jurys Inn.

Ruf der Nation retten

Mit seiner Organisation und ihren 900 Mitgliedern will Foot den Ruf der Nation retten: "Wir starten jetzt unsere Kampagne, um sicherzustellen, dass alle ausländischen Gäste mit Respekt behandelt werden." Werbespots in Rundfunk und Fernsehen sollen "die Nachricht verbreiten, dass die Guten gelobt werden und die Schlechten getadelt". Schon jetzt vergibt die Organisation regelmäßig Urkunden für gutes Benehmen.

Nun sollen die Londoner noch (oder wieder) höflicher werden.

Nun sollen die Londoner noch (oder wieder) höflicher werden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Höchstpersönlich ehrte Foot bereits einen Busfahrer, der Lieder singt und Bonbons an die Fahrgäste verteilt, einen "sehr hilfsbereiten Postbeamten" oder Empfangspersonal, das Wartenden Tee anbietet. Foots Erfolgsrezept: Lächeln, danke sagen, bitte sagen. Er wünsche sich, "dass Gästen ein großartiges Willkommen bereitet wird".

"Das lächelnde, glückliche, stolze Gesicht Londons"

Das ist auch das Ziel von VisitBritain, deren neuer Benimm-Knigge vor Fettnäpfchen im Umgang mit Fremden warnt: "Bezeichnen Sie nie einen Kanadier als Amerikaner", heißt es da. Oder "Schnipsen sie nicht mit den Fingern, wenn Sie in Gesellschaft eines Belgiers sind." "Fragen Sie Gäste aus den Emiraten nicht, ob sie ihre Eier mit Speck wollen", ist ein anderer Ratschlag auf der Liste.

Also: Lächeln bitte!

Also: Lächeln bitte!

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Geschäftsführer Sandie Dawe sieht es ganz pragmatisch: "Besucher aus dem Ausland geben in Großbritannien jährlich mehr als 19 Milliarden Euro aus. Ein freundliches Willkommen ist also absolut unerlässlich für unsere Wirtschaft." Auch Londons Bürgermeister Boris Johnson ist sich des finanziellen Nutzens der Gäste bewusst. Er will 8000 Freiwillige rekrutieren, die während der Olympischen Spiele in Flughäfen, Bahnhöfen, an touristischen und olympischen Stätten Gäste begrüßen sollen. Beim Start der Initiative im Juli betonte Johnson, diese "Botschafter" sollten "das lächelnde, glückliche, stolze Gesicht Londons zeigen".

Quelle: ntv.de, Loic Vennin, AFP

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