Reise

"Coolste Stadt des Planeten" Berliner Clubszene wird netter

Das legendäre Berliner Nachtleben dient Politikern gern als Beispiel für ihre Stadt, die auch im Ausland das Image "arm aber sexy" pflegt. Erst jüngst wurde Berlin vom "Hollywood Reporter" zur "coolsten Stadt des Planeten" gekürt. Die Clubszene erfindet sich dabei immer wieder neu. Und sie verändert sich: Unberechenbare Türsteher und strikte Heimlichtuerei waren gestern. Die Konkurrenz der berühmten Clubs wie Berghain und Co. bietet eine neue Vielfalt. Ein Streifzug durch die Berliner Nacht.

Gibts schon länger: Sage Club.

Gibts schon länger: Sage Club.

(Foto: dpa)

Etwa 300 Clubs gibt es laut Verband der Berliner Club- und Partyveranstalter Clubcommission derzeit in Berlin. Die Clubs genießen weltweit einen guten Ruf. Besonders das Berghain habe viele internationale Besucher in die deutsche Hauptstadt gelockt, weiß der Pressesprecher der Clubcommission, Lutz Leichsenring. Er sieht dadurch auch einen "einen demografischen Wandel" der Berliner Szene: Der Ur-Berliner lässt sich von zugereisten Gästen zunehmend vertreiben. Andere Clubs reagieren darauf und öffnen sich mehr, wie eine Tour durch die Szene zeigt.

Freundlicher durch die Nacht

Vorbei sind die Zeiten, als der gewöhnliche Partygänger bangen musste, am Eingang von schroffen Türstehern mit einem "Heute nicht" abgewiesen zu werden. Das neue Nachtleben zeigt sich mit einem freundlicheren Gesicht: Im "Levee-Club" rocken alternative Brit-Pops die Bühne, im "My name is Barbarella" geben sich Tanzwütige bei bunter Beleuchtung House-Klängen aus aller Welt hin, und Madonna kommt zur After-Show-Party ins "Asphalt".

22.20 Uhr - Die S-Bahnen rattern im Minutentakt über den Hackeschen Markt. Im "Levee Club", der sich direkt unter der befahrenen Strecke befindet, merken die Gäste davon nichts. Nur die schweren Träger der S-Bahn-Bauten erinnern an den Verkehr direkt über dem Club. Seit der "Levee Club" nicht mehr "Bang Bang Club" heißt, rocken dort freitagabends ausgewählte Alternativ-Bands. Meistens kommen sie aus England. "Ich bin aus London, da freue ich mich wenn sie hier in Berlin so gute Musik spielen", sagt ein Besucher mit blonder Elvis-Tolle.

Partygänger feiern im neuen Berliner "Levee Club" zu der Musik der englischen Band "Red Drapes". (am 11. Februar 2011)

Partygänger feiern im neuen Berliner "Levee Club" zu der Musik der englischen Band "Red Drapes". (am 11. Februar 2011)

(Foto: dpa)

2.20 Uhr - Die Kellerräume des Hilton Hotels glänzen nicht ganz so wie die marmornen Eingangshallen des 5-Sterne-Hauses darüber. Der "Asphalt-Klub" wird seinem Namen gerecht und zeigt sich in geradliniger Raumaufteilung und schlichter Dekoration. In den hinteren Räumen schmücken die übergroßen Gesichter von Berliner Persönlichkeiten die Wände - natürlich in Schwarz-Weiß. Auch das Publikum passt sich an und tritt in schwarzer Tarnfarbe auf. Zwischen den grauen Wänden des "Asphalt" tummeln sich Frauen um die 30 im kleinen Schwarzen und Männer in Anzug oder Jackett.

Promis kommen gern

Der Berliner Schickeria und den Gästen der Glamourwelt scheint es zu gefallen: Nicht nur Madonna hat sich bei der Berlinale für das "Asphalt" entschieden. Die Prominenz kommt gerne. Diskretion ist hier Programm. Einzig der Eisverkäufer gleich neben der Bar bringt Farbe in die Eleganz und Distanziertheit des Nachtclubs: fröhlich schäkert er mit den Gästen und greift immer wieder in die Truhe.

3.30 Uhr - Einige U-Bahn-Stationen weiter ist von kühler Eleganz nichts mehr zu spüren. Wenn man die Stufen zu "My name is Barbarella" beim Görlitzer Bahnhof hinaufläuft, riecht es nach asiatischem Imbiss. Laute House-Musik und bunte Wände im Stil der siebziger Jahre lassen einen den Geruch aber schnell wieder vergessen. "Junge und aufgeschlossene Menschen" wollten die Besitzer mit ihrem Club anziehen, der am 1. Januar neu eröffnet wurde.

Vor dem DJ-Pult bewegen sich enggedrängt junge Körper zur Musik. Irgendwo haben drei Jungs die bunten Plastiksessel in Autoscooter umfunktioniert und fahren ausgelassen im Kreis. Fast fühlt man sich wie auf einem Spielplatz für Erwachsene - nur mit lauter Musik und kühlen Drinks. Und lockerer, freundlicher als in den strengen Clubs der letzten Generation.

Quelle: ntv.de, Luisa Jacobs, dpa

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