Reise

Trinken und radeln auf dem "BierBike" Rollende Kneipen erobern Städte

Es hat was von Ballermann und ist in fast allen deutschen Großstädten unterwegs: Das BierBike - eine überdachte, fahrbare Kneipentheke, an der sich bis zu 16 Leute gegenübersitzen

Fußballfans feiern die WM ...

Fußballfans feiern die WM ...

(Foto: picture alliance / dpa)

Schon reichlich beschwipst nähern sich zwölf Männer an rollender Theke dem Checkpoint Charlie. Wo sich im Kalten Krieg amerikanische und sowjetische Panzer gegenüberstanden, fährt jetzt ein sogenanntes BierBike über den Ex-Grenzposten im Herzen Berlins. Die Pedalritter am bizarren Gefährt prosten den irritierten Touristen am Straßenrand zu. "Da guckt ihr, was", ruft einer der Radler. Dann biegen sie strampelnd und lachend in die Friedrichstraße ein.

Was doch stark an Ballermann 6 auf Mallorca erinnert, ist mittlerweile in fast allen deutschen Großstädten unterwegs: Das BierBike - eine überdachte, fahrbare Kneipentheke, an der sich bis zu 16 Leute gegenübersitzen und Multitasking üben: Bier trinken und dabei gleichzeitig in die Pedale treten, um voranzukommen. Nebenbei gibt es eine Menge Sightseeing, sofern man will. Die Bierbiker, zwölf Beschäftigte eines schwäbischen Unternehmens, sind dafür im Moment aber zu sehr im Kollegengeschwätz versunken. Auf dem Boulevard Unter den Linden zuckeln sie achtlos an Humboldt-Universität, Staatsoper und Berliner Dom vorbei. Keinesfalls trübt die "Topographie des Terrors" die Bierlaune - das NS-Museum bleibt ebenso unbemerkt.

Wer vorn sitzt, bleibt nüchtern

Dass die Gefährte mit integrierter Zapfanlage in Berlin und anderswo in Deutschland noch nicht längst von der Polizei aus dem Verkehr gezogen wurden, ist einzig der goldenen BierBike-Regel zu verdanken: Wer vorne lenkt und bremst, bleibt stocknüchtern. Und am Steuer sitzt grundsätzlich einer der Lizenznehmer, die die BierBikes für die feuchtfröhlichen Touren in Berlin, Bochum, Kiel und anderswo in Deutschland vermieten.

... auf einem "Bierbike" in Berlin.

... auf einem "Bierbike" in Berlin.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Radler am Tresen hingegen gelten nicht als gemeinschaftliche Fahrzeugführer. "Für sie besteht somit auch kein Alkoholverbot", befand unlängst das baden-württembergische Verkehrsministerium nach einer besorgten Anfrage der SPD-Landtagsfraktion. In anderen Bundesländern war man ebenfalls irritiert über die neuen Verkehrsteilnehmer.

Viele Gerichtsprozesse

"Wir haben eine Odyssee hinter uns, es wurden viele Prozesse geführt", sagt der Geschäftsführer der BierBike GmbH, Udo Klemt. Mittlerweile habe aber eine Bund-Länder-Kommission entschieden, dass für das Gefährt weder Sondernutzung noch Gaststättenerlaubnis notwendig sei. Auch die Berliner Polizei sieht bisher keinen Grund für "die Verbannung dieser Fahrzeuge aus dem Straßenverkehr".

Ein "Bierbike" auf Radtour bei Bacharach am Rhein.

Ein "Bierbike" auf Radtour bei Bacharach am Rhein.

(Foto: dpa)

Anfang 2009 vergab Jurist Klemt aus Bergisch-Gladbach die ersten Lizenzen für den Betrieb von BierBikes in Deutschland. Mittlerweile sind die in den Niederlanden erfundenen Geräte bundesweit in über 30 Städten unterwegs - und bald wohl auch massenweise im Ausland. Klemt hat nach eigenen Angaben Anfragen aus fast ganz Europa sowie aus Asien, Südamerika und den USA. "Ich warte eigentlich nur noch auf den Titel 'Unternehmer der Jahres'", sagt der 42-Jährige. Eine Tour mit dem BierBike sei äußerst kommunikativ, fördere den Teamgeist, und nirgendwo werde man so häufig von verblüfften Passanten fotografiert.

In Berlin steigt gerade wieder eine Gruppe leicht lallend von ihrem Spaßmobil, diesmal ein Dutzend Niederländer. Richtige Besäufnisse gibt es auf den mobilen Kneipen aber nie. Das verbietet der bundesweite "BierBike-Kodex": "Alkohol ja, aber in Maßen" steht dort feierlich geschrieben. "Zehn Liter Bier pro Stunde sind absolut ausreichend" - selbst bei voller Besetzung mit 16 Personen. Auch "Grölen und Pöbeln" ist unerwünscht. Das unterscheidet eine Tour mit dem BierBike dann doch vom Ballermann 6.

Quelle: ntv.de, Haiko Prengel, dpa

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